Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Camel Club 04 - Die Jäger

Titel: Camel Club 04 - Die Jäger
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
Dielenboden. Er hüllte sich in einen zerfransten Mantel, setzte sich eine John-Deere-Mütze auf, die er sich tief ins Gesicht zog, und zwängte sich eine dicke Brille auf die Nase. Mit der Hand strich er sich über den struppigen grauen Bart, den er sich in den letzten sechs Monaten hatte wachsen lassen. Dann öffnete er die Tür und nickte dem kleinen, gedrungenen Zeitgenossen zu, der draußen stand. Der Mann hatte einen Körperbau wie ein Fass, ein Hängelid am rechten Auge und von Nikotin und Kaffee gelb verfärbte Zähne. Er trug eine Strickmütze, eine verschlissene Farmer-Latzhose, schmutzige Arbeitsstiefel und einen fadenscheinigen, schmuddeligen Mantel. Auf seinem Gesicht lag ein unbekümmertes Lächeln.
    »Ganz schön kalt heute Morgen«, sagte der Mann, rieb sich die Knollennase und paffte an seiner Zigarette.
    Ach ja? Da wäre ich nie draufgekommen, dachte Stone.
    »Aber es soll wärmer werden.« Der Mann trank aus dem offiziellen NASCAR-Kaffeebecher. Als er den Becher senkte, rann ihm die braune Brühe übers Kinn.
    Stone nickte und ließ den Kopf hängen, wobei er seinen normalerweise wachsamen Augen hinter den verschmierten Brillengläsern einen leeren, beinahe stumpfsinnigen Ausdruck verlieh. Als er dem Mann folgte, knickte er das linke Bein nach außen und täuschte ein Hinken vor, das an den stelzenden Gang eines Vogels erinnerte und ihn etliche Zentimeter kleiner machte.
    Sie beluden gerade einen alten, verbeulten Ford F-150 mit Brennholz, als ein Polizeiwagen und mehrere schwarze Limousinen in die Zufahrt einbogen. Kiesel spritzten wie Schrotkugeln nach allen Seiten. Die sportlichen, muskelbepackten Männer, die aus den Fahrzeugen stiegen, waren in blaue Windjacken gekleidet, auf deren Rücken in Goldbuchstaben FBI gedruckt stand, und trugen Pistolen mit VierzehnSchuss-Magazinen in den Gürtelholstern. Drei von ihnen kamen schnurstracks auf Stone und seinen Kumpel zu, während ein dicklicher Sheriff in Uniform, blitzblanken schwarzen Stiefeln und einem Stetson sich abmühte, mit ihnen Schritt zu halten.
    »Was ist Sache, Virgil?«, rief der Alte mit der Strickmütze dem Sheriff entgegen. »Ist wieder so ’n Hurensohn aus dem Knast getürmt? Sind alles die Scheißliberalen schuld! Das waren noch Zeiten, als man erst geschossen und dann die Fragen gestellt hat, stimmt’s, Virgil?«
    Virgil schüttelte den Kopf, Sorgenfalten auf der Stirn. »Diesmal ist es kein Ausbruch. Jemand ist tot, Leroy.«
    »Wer denn?«
    »Zeigen Sie mir Ihre Papiere«, schnauzte einer der FBI-Mitarbeiter.
    »Wo waren Sie und Ihr Freund vor einer Stunde?«, erkundigte sich ein anderer FBI-Agent.
    Leroys Blick huschte zwischen den Agenten hin und her. Dann blickte er wieder den Uniformierten an. »Heilige Scheiße, Virgil, was ist denn los?«
    »Ich sagte doch, jemand ist tot. Ein wichtiger Mann. Es handelt sich um …«
    Ein FBI-Mitarbeiter unterbrach ihn mit einem barschen Wink. »Zeigen Sie mir sofort Ihre Papiere!«, fuhr er Leroy an.
    Wortlos zog Leroy eine dünne Brieftasche aus der Latzhose und reichte dem Mann seinen Führerschein. Während der FBI-Agent einen Palmtop aus der Windjacke holte und die Zulassungsnummer eingab, streckte sein Kollege Stone die Hand entgegen.
    Stone rührte sich nicht. Mit stumpfsinniger Miene stierte er den FBI-Mann an, kräuselte die Lippen und knickte das linke Bein besonders tief ein. Er schien völlig verwirrt. Das alles war Teil der Verstellung.
    »Er hat keinen Führerschein«, erklärte Leroy. »Der hat gar nichts. Der arme Kerl kann nicht mal sprechen, nur brabbeln.«
    Die FBI-Agenten umringten Stone. »Er arbeitet für Sie?«
    »Jawoll, Sir. Seit vier Monaten schon. Guter Mann, kann tüchtig zupacken. Verlangt wenig Geld. Eigentlich kriegt er bloß Unterkunft und Verpflegung. Aber er hat ’n schlimmes Bein und kann kaum Treppen steigen. Ist sicher einer von denen, die man bei der Arbeitsvermittlung nirgendwo unterbringen kann.«
    Aufmerksam betrachteten die FBI-Agenten den unnatürlichen Winkel von Stones Knie; dann musterten sie sein Brillenträgergesicht und den zotteligen Vollbart.
    »Wie heißen Sie?«, erkundigte sich einer der Männer.
    Stone stieß kehlige Laute aus und fuchtelte ruckartig mit den Händen, als wollte er den FBI-Agenten auf kurios verfremdete Weise eine Kampfsportart vorführen.
    »Ist wohl Zeichensprache oder so was«, meinte Leroy verdrossen. »Ich weiß nie, was er will. Ich kenne nicht mal seinen Namen. Ich rufe ihn immer nur ›He, Mann!‹, und dann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher