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Camel Club 04 - Die Jäger

Titel: Camel Club 04 - Die Jäger
Autoren: David Baldacci
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Lastwagens, dessen Fahrer den schäbig aussehenden Anhalter nicht in der Wärme der Fahrerkabine dulden wollte, bis in den District of Columbia. Stone war es nur recht. So fand er wenigstens Zeit zum Nachdenken. Und es gab vieles, worüber er nachdenken musste. An ein und demselben Tag hatte er binnen weniger Stunden zwei der prominentesten Männer des Landes getötet – mit dem Gewehr, das er vor dem Sprung von der Klippe in die Bucht geworfen hatte.
    In Washington angekommen, setzte der LKW-Fahrer ihn im Bezirk Foggy Bottom ab. Stone strebte zu seinem alten Wohnsitz am Mount-Zion-Friedhof.
    Er musste einen Brief hinterlegen.
    Und er wollte etwas abholen.
    Danach wurde es Zeit, das Weite zu suchen.
    Höchste Zeit.
    Sein Alter Ego John Carr war tot.
    Endlich.
    Doch es bestand eine erschreckend hohe Wahrscheinlichkeit, dass Oliver Stone ihm bald ins Grab folgte.

KAPITEL 2

    In der Abenddämmerung, die sich zügig dem Dunkel der Nacht näherte, lag das Gärtnerhäuschen still und einsam da. Über den Friedhof selbst hatte sich bereits die Dunkelheit gelegt. Nur die Dunstfahne war zu sehen, wenn Stones Atem an der kalten Luft kondensierte. Sein Blick erkundete jeden Quadratmeter des Geländes, denn er durfte sich jetzt keinen Fehler erlauben. Es war Dummheit, dass er überhaupt hier aufkreuzte, doch Stone betrachtete Treue als Verpflichtung, nicht als Gefühlsduselei, auf die man ebenso gut verzichten konnte. Diese Einstellung prägte ihn und machte ihn zu dem, der er war. Wenigstens das konnte man ihm nicht wegnehmen.
    Ungefähr eine halbe Stunde wartete er in der Nähe und beobachtete, ob sich etwas Verdächtiges tat. Nachdem er die Hütte vor langer Zeit verlassen hatte, war sie monatelang observiert worden: Stone wusste es, weil er die Überwacher überwacht hatte. Doch nachdem er sich vier Monate lang nicht hatte blicken lassen, hatten sie die Observation eingestellt und sich zurückgezogen. Das bedeutete allerdings nicht, dass sie nie wiederauftauchen würden. Nach den Ereignissen des heutigen Morgens musste Stone sogar davon ausgehen.
    Alle Gesetzeshüter beteuerten, jedes gewaltsam beendete Leben verdiene denselben Aufwand an Ermittlungen, ganz egal, wer der Verblichene gewesen sei. In Wirklichkeit aber nahm die Beharrlichkeit der Täterfahndung mit der Wichtigkeit des Opfers zu. Und dieser Faustregel zufolge war abzusehen, dass man in Stones Fall ein ganzes Heer an Fahndern aufbot.
    Als er schließlich zu der Überzeugung gelangte, dass keine unmittelbare Gefahr drohte, kroch er unter dem Zaun an der Rückseite des Friedhofs hindurch und schlich zu einem großen Grabstein. Er kippte ihn um und legte auf diese Weise eine kleine Grube im Erdboden frei. Er nahm die in der Grube versteckte Blechdose heraus, steckte sie in den Kleidersack und richtete den Grabstein wieder auf. Liebevoll tätschelte er das Schild mit der Grabnummer. Der eingemeißelte Name des Verstorbenen, der hier ruhte, war verwittert und nicht mehr zu entziffern, doch Stone hatte Recherchen über sämtliche Personen angestellt, die auf dem Mount Zion Cemetery beigesetzt worden waren; deshalb wusste er, dass es sich bei diesem Grab um die letzte Ruhestätte eines gewissen Samuel Washington handelte – ein befreiter Sklave, der sein Leben geopfert hatte, um seinesgleichen ebenfalls zur Freiheit zu verhelfen. Stone fühlte sich diesem Mann irgendwie verwandt, weil auch er wusste, was es hieß, unfrei zu sein.
    Stone betrachtete das Friedhofsgärtnerhäuschen. Annabelle Conroy hatte, so wusste er, zeitweise darin gewohnt. Vor dem Friedhofstor parkte noch ihr Mietwagen. Einmal, als Annabelle vor ein paar Monaten vorübergehend nicht da gewesen war, hatte Stone das Häuschen betreten: Im Innern sah es jetzt viel besser aus als während der Zeit, als er es bewohnt hatte. Aber ihm war völlig klar, dass er nie mehr auf dem Mount Zion Cemetery zu Hause sein konnte, es sei denn in Rückenlage und zwei Meter unter der Oberfläche. Indem er heute, am frühen Morgen, zweimal das Gewehr abgefeuert hatte, war er zum meistgesuchten Mann Amerikas geworden.
    Stone fragte sich, wo Annabelle heute Abend wohl sein mochte. Hoffentlich freute sie sich des Lebens. Allerdings wusste er, dass seine anderen Freunde sich leicht zusammenreimen konnten, was passiert war, denn die Meldungen über die beiden Todesfälle waren in sämtlichen Nachrichten. Stone hoffte, dass seine Freunde vom Camel Club deshalb nicht weniger gut von ihm dachten.
    Eigentlich war diese Sorge der
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