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Camel Club 04 - Die Jäger

Titel: Camel Club 04 - Die Jäger
Autoren: David Baldacci
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einzige Grund, warum er sich am heutigen Abend hier aufhielt: Er wollte vermeiden, dass sie ihn abzupassen versuchten. Das FBI war keineswegs unfähig. Letzten Endes würden die Agenten auch hier wieder auf den Busch klopfen.
    Nach allem, was der Camel Club für ihn getan hatte, wünschte Stone sich sehnlichst, seinerseits mehr für den Club tun zu können. Er hatte sogar erwogen, sich der Polizei zu stellen. Aber wer spaziert schon gerne zu seiner eigenen Hinrichtung? Stone hatte nicht die Absicht, es seinen Gegenspielern so leicht zu machen. Wenn sie siegen wollten, mussten sie sich schon ein bisschen anstrengen.
    Er hatte den mitgebrachten Brief sorgfältig formuliert. Ein Geständnis enthielt das Schreiben nicht, denn damit hätte er seine Freunde in eine umso schlimmere Bredouille gebracht. Sicher, Stone steckte in einem klassischen Dilemma, aber er schuldete den anderen etwas. Er hätte wissen müssen, dass ein Leben, wie er es geführt hatte, nur zu einem einzigen möglichen Abschluss führen konnte.
    Einem Abgang wie diesem.
    Stone zog den Brief aus der einen Tasche, ein Messer aus einer anderen. Dann wickelte er den Brief mit einer Kordel um den Messergriff. Schließlich holte er Schwung und schleuderte das Messer aus dem kleinen Garten, in dem er Beobachtungsposten bezogen hatte, in Richtung des Häuschens. Mit dumpfem Pochen schlug die Klinge in einen Stützbalken der Veranda ein.
    »Lebt wohl.«
    Nun galt es nur noch einen Ort zu besuchen.
    Augenblicke später zwängte Stone sich in Gegenrichtung unter dem Zaun hindurch. Er ging zur U-Bahn-Station Foggy Bottom und stieg in einen Zug. Nach der Fahrt und einem halbstündigen Fußmarsch betrat Stone einen anderen Friedhof, was ziemlich bedrückend hätte sein müssen, doch Stone machte es nichts aus. Er fühlte sich bei den Toten wohler als unter den Lebenden, denn Tote stellten nie unbequeme Fragen.
    Sogar im Finstern fand er rasch das Grab, das er suchte. Er kniete nieder, wischte ein paar Blätter zur Seite und betrachtete den Grabstein.
    Hier ruhte Milton Farb, das bisher einzige verstorbene Mitglied des Camel Club. Auch als Toter sollte Milton für immer Teil dieser informellen Gruppe von Verschwörungstheoretikern sein, für die es nur um eines ging: um die Wahrheit.
    Zu dumm nur, dass Stone, ihr Anführer, sich nicht an diesen Grundsatz gehalten hatte.
    Deshalb lag Milton Farb jetzt hier.
    Verzeih mir, alter Freund. Es war meine Schuld.
    Nur Stones wegen hatte der brillante, aber allzu quirlige Milton hier seine ewige Ruhe gefunden. Es hatte ihn unter dem Capitol erwischt. Ein großkalibriges Geschoss hatte ihn buchstäblich aus dem Leben gerissen. Der Schmerz, der Stone des toten Freundes wegen erfüllte, war beinahe so unerträglich wie die Trauer, die er beim Tod seiner Ehefrau empfunden hatte.
    Stones Augen wurden feucht, als er sich an den tragischen letzten Abend Miltons im Besucherzentrum des Capitols erinnerte. Ihm stand noch deutlich das schreckliche Bild vor Augen, wie Milton ihn, von der Kugel getroffen, angeblickt hatte – mit großen, unschuldigen, flehentlichen Augen. Die Erinnerung an die letzten Atemzüge seines Freundes würde Stone bis an den Tag seines Todes begleiten.
    Stone hatte Milton nur noch rächen können. Und das hatte er getan: Er hatte mehrere schwer bewaffnete, top ausgebildete und sehr viel jüngere Männer noch am selben Abend in den Räumlichkeiten des Besucherzentrums getötet. Doch Stone konnte sich kaum noch daran erinnern, so sehr hatte Miltons schockierender Tod alles überschattet. Außerdem hatte Stones brutaler Gegenschlag den Verlust Miltons nicht im Entferntesten wettmachen können.
    Aus diesem Grund – zum Teil jedenfalls – hatte Stone am heutigen Morgen abermals getötet. Und noch immer empfand er den Verlust Miltons als ungerächt. So wie den Tod seiner Frau. Und den Verlust seiner Tochter.
    Behutsam und mit äußerster Sorgfalt klaubte Stone einen Brocken Gras und Lehm aus der Grabstätte des Freundes, senkte die Blechdose in das Erdloch, breitete das Gras wieder darüber, trat es fest und beseitigte sämtliche Spuren, die darauf hingewiesen hätten, dass sich hier jemand zu schaffen gemacht hatte. Dann richtete er sich zu voller Größe auf und salutierte vor seinem toten Freund.
    Wenig später schlenderte Stone zur U-Bahn und fuhr zur Union Station, wo er vom Großteil seines restlichen Bargelds eine Zugfahrkarte in den Süden erwarb. Im Bahnhof hatten mehrere Polizisten Stellung bezogen, sowohl in
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