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Camel Club 04 - Die Jäger

Titel: Camel Club 04 - Die Jäger
Autoren: David Baldacci
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zeig ich ihm, was getan werden muss. Hat bis jetzt ganz gut geklappt. Es ist ja nicht so, dass wir hier Herzoperationen machen. Meistens laden wir nur irgendwelchen Krempel aufs Auto.«
    »Machen Sie ihm klar, dass er das Hosenbein heben soll, damit wir uns sein schlimmes Bein anschauen können«, verlangte ein FBI-Mann.
    »Wozu?«
    »Tun Sie’s einfach.«
    Leroy gab Stone diesen Wunsch zu verstehen, indem er das eigene Hosenbein in die Höhe zog.
    Stone bückte sich und ahmte mit vorgetäuschter Mühsal Leroys Handlung nach.
    Sämtliche Umstehenden betrachteten die scheußliche Narbe auf Stones Kniescheibe.
    »Au verdammt!«, rief Leroy. »Kein Wunder, dass er so schlecht laufen kann.«
    Derselbe FBI-Mitarbeiter wies Stone mit einer Gebärde an, das Hosenbein wieder hinunterzurollen. »Na schön, das wäre geklärt.«
    Stone hätte nie geglaubt, dass er jemals dankbar sein würde für die alte Bajonett-Stichwunde, die ihm einst ein nordvietnamesischer Soldat zugefügt hatte. Die Narbe sah sehr viel übler aus, als die Verletzung gewesen war, denn der Sanitäter hatte Stone mitten im Dschungel, im größten Dreck, während eines Artilleriesperrfeuers Erste Hilfe leisten müssen. Verständlicherweise hatten die Hände des Knochenflickers dabei ziemlich gezittert.
    »Leroy und ich sind hier zusammen aufgewachsen«, sagte Sheriff Virgil zu den FBI-Leuten. »Wir haben an der Highschool zusammen in der Footballmannschaft gespielt. Er als Stürmer, ich in der Abwehr. Weißt du noch, Leroy, wie wir vor vierzig Jahren die Bezirksmeisterschaft gewonnen haben? Glauben Sie mir, Leroy ist keiner von den Typen, die durch die Gegend fahren und Leute umlegen.« Er blickte auf Stone. »Und der arme Kerl ist wahrscheinlich froh, dass er lebt. Einen Scharfschützen stelle ich mir jedenfalls anders vor.«
    Der FBI-Agent, der Leroys Führerschein an sich genommen hatte, gab ihn seinem Besitzer zurück und schaute seine Kollegen an. »Der Mann ist sauber«, sagte er leise und mit einer gewissen Enttäuschung.
    »Wohin wollen Sie fahren?«, fragte ein anderer FBI-Agent, als sein Blick auf den halb beladenen Pick-up fiel.
    »Dahin, wohin ich um diese Jahreszeit zu dieser Morgenstunde immer fahre. Wir bringen Leuten Holz, die keine Zeit haben, selber welches zu schlagen. Wir verkaufen es, ehe die erste Kälte kommt. Danach geht’s runter zum Hafen, zum Boot. Vielleicht fahren wir raus, wenn das Wetter mitspielt.«
    »Sie haben ein Boot?«, fragte ein Agent mit argwöhnischem Beiklang.
    Leroy warf Virgil einen belustigten Blick zu. »Na klar, ’ne Luxusjacht. Die vermieten wir für zehntausend Dollar am Tag an russische Oligarchen.«
    »Hör mit dem Quatsch auf, Leroy, bevor du dich in Schwierigkeiten bringst«, wurde er von Virgil ermahnt. »Die Sache ist ernst.«
    »Ich will’s ja gern glauben«, entgegnete Leroy. »Aber wenn es einen Toten gegeben hat, solltet ihr keine Zeit verplempern, indem ihr mit uns quasselt. Wir wissen nämlich rein gar nichts.«
    »Haben Sie heute früh jemanden vorbeikommen sehen?«
    »Keine Menschenseele. Ihr seid die Ersten. Und wir waren beide schon auf den Beinen, ehe es richtig hell wurde.«
    Stone hinkte zum Wagen und warf wieder Holz auf die Ladefläche.
    Die FBI-Agenten warfen einander Blicke zu. »Ziehen wir ab«, sagte einer mit halblauter Stimme.
    Augenblicke später waren sie verschwunden.
    Leroy ging zu Stone und häufte ebenfalls Holz auf den Wagen. »Was war das wohl für ’n Kerl, der da ins Gras gebissen hat?«, fragte er nachdenklich, wenn auch eher im Selbstgespräch. »Ein wichtiger Mann, heißt es. Na, auf der Welt gibt’s ’ne Menge wichtiger Männer. Aber auch die sterben, genau wie wir alle. Das hat Gott so gefügt, um die Welt gerecht zu machen.«
    Stone gab ein langgezogenes, lautes Knurren von sich.
    Leroy schaute ihn an und grinste. »He, Mann, das ist so ziemlich das Gescheiteste, was ich an diesem Scheißmorgen gehört habe.«
    Als ihre Arbeit getan war, gab Stone seinem Arbeitgeber mittels Zeichen zu verstehen, dass er nun seines Weges ziehen wollte. Leroy schien es gelassen aufzunehmen. »Hab mich schon gewundert, dass du überhaupt so lange geblieben bist«, sagte er. »Viel Glück.« Er schälte ein paar verblichene Zwanziger von einer Rolle und drückte sie Stone in die Hand. Der nahm das Geld, klopfte Leroy auf die Schulter und humpelte davon.
    Nachdem Stone seinen Kleidersack gepackt hatte, ging er bis zur nächsten Fernstraße; dann trampte er im Laderaum eines
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