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Camel Club 04 - Die Jäger

Titel: Camel Club 04 - Die Jäger
Autoren: David Baldacci
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Regenmantel und die Stiefel an, nahm die Schlüssel seines verschrammten, zehn Jahre alten Range Rovers und begab sich hinaus in das hässliche Wetter, um sich mit einer ebenso hässlichen Aufgabe zu befassen.
    Knox, ein Mittfünfziger, war eins achtzig groß und muskulös. Er ließ sein ausdünnendes Haar noch immer beim Frisör schneiden und glatt nach hinten kämmen. Außerdem hatte er hellgrüne Augen, die in seinem Fall das menschliche Gegenstück eines Ultraschall-Diagnosegeräts darstellten: Ihnen entging nichts. Er hielt das Lenkrad des Rovers mit kräftigen Fingern, die früher, als er noch im Dienst des Vaterlands stand, auf fast jede Art von Abzug gedrückt hatten, den es gab.
    Knox fuhr durch die abgeschiedene, waldreiche Gegend, in der er lebte, nach McLean, Virginia, und von dort in Richtung Maryland. Schließlich roch er das Meer und konnte sich endlich eine Vorstellung vom Tatort machen. So etwas gehörte zu seiner alltäglichen Arbeit.
    Drei Stunden später umrundete Knox ein anderes Auto, während dicke Regentropfen fielen. Carter Gray hing noch im Sicherheitsgurt, nachdem ihm offenbar die Kugel eines Weitschuss-Scharfschützengewehrs den Schädel zertrümmert und sein Leben beendet hatte. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde die Obduktion diesen Eindruck bestätigen. Während Polizei- und FBI-Teams sowie Mitarbeiter der Gerichtsmedizin umherschwirrten wie Schmeißfliegen, kauerte Joe Knox sich vor den weißen Grabstein mit der US-Flagge, mit denen jemand den Straßenrand garniert hatte. Offensichtlich hatte Gray die beiden Gegenstände gesehen und aus Neugier die Seitenscheibe gesenkt – und damit einen verhängnisvollen Fehler begangen.
    Grabstein und US-Flagge. Genau wie auf dem Nationalfriedhof Arlington. Ein interessantes und möglicherweise aufschlussreiches Indiz.
    An dem abgesenkten Seitenfenster erkannte Knox, dass der Wagen nicht gepanzert war. Gepanzerte Limousinen hatten eine Verglasung, die so dick war wie früher die Scheiben von Telefonzellen, und ließen sich nicht öffnen. In dieser Beziehung hatte Gray sich einen zweiten Fehler geleistet.
    Du hättest eine Panzerlimousine beantragen sollen, Carter Gray. Du warst wichtig genug.
    Die Geheimdienstbranche war kein Baseballspiel, das wusste Knox. Man brauchte nie mehr als zwei Versuche, um jemanden zu erledigen.
    Knox spähte in die Ferne und verfolgte im Geiste die Flugbahn des Projektils an den Herkunftsort zurück. Niemand von der Begleitmannschaft hatte den Schützen gesehen, also musste Knox sich die potentielle Schussbahn so weit denken, dass Optik und Gewehrmündung für das bloße Auge unsichtbar blieben.
    Tausend Meter Entfernung? Fünfzehnhundert? Und das Weichziel befand sich in einem Fahrzeug, in dem man dieses Ziel bei diesigem Licht und Nieselregen nur durch ein kaum sechzig mal sechzig Zentimeter großes Fenster ausmachen konnte. Und doch war die Kugel geradewegs ins Hirn des Opfers eingeschlagen.
    Ein unglaublicher Schuss, wie man es auch dreht und wendet. Da war kein Glück im Spiel. Hier war ein Profi am Werk gewesen.
    Knox richtete sich auf und nickte einem Uniformierten zu. Sein Dienstausweis baumelte an einem Trageband um seinen Hals. Nachdem alle gesehen hatten, in welchem offiziellen Rahmen er sich betätigte, war man ihm gegenüber beinahe unterwürfig geworden und machte gleichzeitig einen großen Bogen um ihn, als hätte er eine ansteckende Krankheit.
    Vielleicht ist es in gewisser Weise tatsächlich so.
    Der Polizist öffnete den Wagenschlag des Escalade, und Knox schaute hinein und besah sich die Leiche. Der Schuss hatte die Mitte der rechten Schläfe getroffen. Es gab keine Austrittswunde. Das Projektil steckte noch im Gehirn. Man würde es erst bei der Obduktion herausholen. Aber Knox brauchte keinen Autopsiebericht, um zu wissen, was den Mann getötet hatte. Auf Teilen des Fahrzeuginnern sah er Blut sowie kleine Stücke vom Schädelknochen. Knox bezweifelte, dass die Regierung den Wagen je wieder in Dienst nehmen würde. Wahrscheinlich würde er den gleichen Weg gehen wie John F. Kennedys Limousine. Man mochte es Pech nennen, schlechtes Karma, was auch immer, aber kein anderer VIP würde jemals den Hintern auf den Platz des Toten setzen, ob der Sitz nun sterilisiert worden war oder nicht.
    Gray wirkte nicht etwa wie ein Schlafender: Er sah tatsächlich wie der Tote aus, der er war. Beim Einschlag hatte die kinetische Wucht des Projektils ihm die Brille von der Nase geschleudert mit dem Ergebnis, dass Gray
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