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Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)
Autoren: Jaime Reed
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schloss die Tür und ließ ihn auf der Veranda stehen.

25
    I n meinen ganzen zwölf Schuljahren, einschließlich des Kindergartens, war noch kein Tag dermaßen in die Hose gegangen wie dieser.
    Das hatte ich nun davon, dass ich geglaubt hatte, am Montag würde einfach alles wieder normal sein. Was hatte ich denn erwartet? Hatte ich gedacht, ich könnte einfach zum Unterricht erscheinen und so tun, als hätte es diese Ferien in der Hölle nie gegeben? So funktionierte das nicht, jedenfalls nicht für mich.
    Mom fuhr mich besonders früh zur Schule und rasselte die Liste der Sicherheitsvorkehrungen herunter, die ich schon auswendig kannte. Davon abgesehen sagte sie kein Wort, weder über ihre Beziehung zu Ruiz, noch über ihre Meinung zu den Geschehnissen am Thanksgiving-Wochenende, noch über ihre zweistündige Unterhaltung mit Haden am Morgen. Sie blickte ernst auf die Straße vor sich, bog an den richtigen Stellen ab, hielt an, wenn sie musste, und fuhr langsamer, als wir uns der Schule näherten. Aber sie tat all das mechanisch, rein gewohnheitsmäßig.
    Sie schien mir abgelenkt und bekümmert zu sein – das war der Beweis dafür, dass sie für ein Verbrecherleben einfach nicht geschaffen war. Irgendwie hatten die Ross-Jungs sie in einen geheimen Plan hineingezogen, der nicht nur unrealistisch war, sondern wahrscheinlich auch illegal. Aber sie blieb stur bei ihrer Entscheidung, dass ich wieder zur Schule gehen sollte, und bestand darauf, dass wir ganz normal weitermachten. Ich stimmte zu, wurde aber das Gefühl nicht los, dass ich als lebendiger Köder dienen sollte.
    Mit dem Feind in denselben Kursen zu sitzen, war nicht gerade gut für meine Nerven, und ich wartete darauf, dass Tobias eine neue Runde von Schikanen starten würde. Aber das tat er nicht. Er kam nicht zur ersten Stunde, er lungerte nicht in den Fluren herum, ich sah ihn nirgendwo auf dem Schulgelände. Trotz meiner Erleichterung blieb ich wachsam. Er tauchte immer dann plötzlich auf, wenn ich es am wenigsten erwartete, und es brauchte mehr als eine Prügelei mit einem Cambion, um ihn aus dem Tritt zu bringen.
    In den Pausen versuchte ich, Caleb anzurufen, aber es meldete sich wieder nur die Mailbox. Er nahm diese Trennungsgeschichte offenbar ernst und war wild entschlossen, mich aus seinem Plan und aus seinem Leben herauszuhalten. Mein Ego verhinderte, dass diese Wunde allzu schnell verheilte. Wenigstens Angie hatte sich die Zeit genommen, mir eine Nachricht zukommen zu lassen – wenn auch eine kurze und geheimnisvolle:
    »Ich bin geschäftlich in New York. Inzwischen weißt du sicher, was für Geschäfte das sind. Ich hatte gehofft, dir bei meinem Besuch alles erklären zu können, aber hier gibt es einen Notfall, um den ich mich sofort kümmern muss. Ich erkläre dir alles, wenn ich komme.«
    Sehr vage, und ihr Tonfall verhieß nichts Gutes. Es klang wie der Prolog zu einem bevorstehenden Unheil, wie früher, wenn Mom gesagt hatte: »Warte, bis dein Vater davon erfährt.« Übersetzung: Ich steckte mächtig in Schwierigkeiten.
    Auf dem Weg in die Cafeteria nahm ich mir kurz Zeit, das chaotische Treiben auf mich wirken zu lassen. Die Farben in den Gemeinschaftsbereichen hatten über Nacht von Orange-Braun zu Rot-Grün gewechselt. Die ausgeschnittenen Kürbisse und Pilgerfiguren am Schwarzen Brett waren Schneeflocken aus Papier und Wattebäuschen gewichen.
    Dougie lehnte an seinem Spind, trank einen Proteinshake auf ex und zeigte einer quietschenden Neuntklässlerin seinen Bizeps. Noch mehr Mädchen als sonst liefen in diesen fürchterlichen Geist -T-Shirts herum. Eins der nervigen Pärchen knutschte immer noch mitten auf dem Flur herum, und Jason Lao schnatterte mir die letzten Neuigkeiten ins Ohr.
    »Yo, da muss irgendwas im Busch sein – die Leute rasten total aus. Ich komme gar nicht hinterher mit dem Posten«, sagte er, während seine Daumen über seinen Blackberry huschten. »Du kennst doch Alicia Holloway, oder? Also, Gerüchten zufolge hat sie ein paar versaute Bilder von den Courtneys, aber sie ist sauer, dass ich sie nicht poste, weil sie nach Photoshop aussehen. Ich bin schließlich Journalist und muss auf Seriosität achten.« Er schlug den Kragen seines weißen Poloshirts hoch.
    »Seit wann das denn?«, fragte ich und beobachtete, wie Mia zu ihrer nächsten Stunde eilte. Sie ignorierte mich immer noch, setzte sich im Unterricht weit weg von mir und rief mich nicht zurück. Ich dachte, es sei am besten, sie ein paar Tage in Ruhe zu
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