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Calming Signals

Calming Signals

Titel: Calming Signals
Autoren: Turid Rugaas
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anderen
Hunden haben, aggressiv werden, an der Leine ziehen und vieles
andere mehr.
    Eine geborgene, liebevolle und umsorgte Welpenzeit und etwas
nachsichtige Geduld, wenn die „Flegeljahre" einsetzen, bei Eltern,
die Wert darauf legen, daß der Welpe seine Gefühle offen zeigt, die
ihm ermöglichen, sich im Zusammenspiel mit dem Rudel zu
entwickeln, anstatt ihn durch eine gewaltsame Führerschaft zu
unterdrücken - das gibt dem Hund die Basis, die er braucht, um ein
gut sozialisierter, in sich ruhender, erwachsener Hund zu werden.
    Denken Sie daran, daß Hunde, die Welpen aufziehen, perfekte
Hunde aus ihnen machen. Wölfe, die ihre Jungen aufziehen,
machen aus ihnen perfekte Wölfe. Wenn wir Welpen großziehen,
bekommen wir meistens Probleme. Es ist an der Zeit, sich umzuschauen und zu sehen, was Führung eigentlich ist.
Mit nüchternen Augen betrachtet ist es nichts anderes als eine gute
Elternschaft. Wenn der Welpe ins Haus kommt, sind Sie in der
Rolle von Eltern, die ein Kind bekommen. Wir versetzen kleine
Kinder heute nicht mehr in Angst und Schrecken, zumindest wird es
gesellschaftlich nicht akzeptiert. Wir dürfen das auch nicht mehr
akzeptieren, wenn es um Welpen geht.
    Geschichten aus der Wirklichkeit
FALL l
    Vorstehhunde oder Pointer sind für gewöhnlich sehr friedliche
Hunde und ausgesprochene Menschenfreunde. Aber selbst ein
Pointer kann Angst vor Menschen entwickeln, wenn er zu hart
angefaßt wird. Als eine Familie mit einer jungen Pointerhündin zu
mir kam, um sich wegen ihrer Angst vor Menschen Rat und Hilfe zu
holen, war dies also ein eher ungewöhnliches Ereignis.
    Als sie eintrafen, bat ich sie, die Hündin ins Trainingscenter zu
bringen, sie von der Leine zu lassen und ansonsten nichts weiter zu
tun. Ich befand mich am anderen Ende des Raumes, und als ich
ruhig aufstand und ein paar Schritte auf die Hündin zuging,
reagierte sie darauf augenblicklich mit einem verängstigten
Gesichtsausdruck und wich zurück. Als sie entdeckte, daß ich
stehengeblieben war, blieb sie ebenfalls stehen und verharrte
abwartend. Ich wandte die bei solchen Hunden übliche
Vorgehensweise an; ich schaute zur Seite, änderte deutlich meine
Richtung, schlug einen Bogen um sie und ging langsam. Aus dem
Augenwinkel konnte ich sehen, daß sie neugierig wurde und mich
beobachtete, und sie sah nicht mehr so ängstlich aus. Ich
wiederholte die Prozedur, diesmal schlug ich den Bogen um die
Hündin schon etwas enger und blieb seitwärts zu ihr gewandt
stehen, als ich auf ihrer Höhe war. Dort stand ich ganz still.
Vorsichtig kam sie auf mich zu und beschnupperte mich, begann
mit dem Schwanz zu wedeln, und plötzlich war ich ganz
ungefährlich. Von dem Moment an waren wir dicke Freunde.
Die Besitzer verstanden natürlich überhaupt nicht, was geschehen
war, und ich mußte ihnen erklären, was ich tat und wie es
funktionierte.
    Es hat sich gezeigt, daß die allererste Begegnung mit einem Hund
ausschlaggebend dafür ist, wie der Hund uns von nun an
einschätzt. Wenn er von Anfang an freundliche Signale von einem
Menschen empfängt, wird er sich sehr viel schneller sicher in der
Gegenwart dieses Menschen fühlen und ihm gegenüber
anschließend viel gelassener sein, ohne ängstlich zu werden.
Wenn er einem erst einmal mißtraut, dauert es sehr viel länger, ihn
davon zu überzeugen, daß man nichts Böses von ihm will.
    Die junge Vorstehhündin verlor rasch ihre Unsicherheit mir und
anderen Personen gegenüber, die diese kleine Prozedur mit ihr
durchliefen, und mit der Zeit benahm sie sich auch gegenüber
Fremden normal. Der Grund für ihr Verhalten kam irgendwann
später zu Tage. Er lag darin, daß sie viel Aggression und
Bestrafung von Seiten des Züchters erfahren hatte, als sie noch
ganz klein war. Sie hatte schlicht und einfach gelernt, Menschen zu
fürchten, und vermutete Bedrohung und Böses durch alle, die sich
ihr näherten. Sie hatte angefangen zu glauben, daß alle, die auf sie
zugingen, Übles im Sinn hatten und ihr Schlechtes zufügen wollten.
Zum Glück ist es möglich, solche Lernerfahrungen zu ändern.
FALL II
    Es gibt viele Hunde, an die man sich aus verschiedenen Gründen
besser erinnert als an andere. Einer, den ich nicht so leicht
vergessen werde, war ein großer Bernhardiner, der Angst vor
anderen Hunden hatte. Er versteckte sich hinter seinem Besitzer,
wenn er einen anderen Hund erblickte, egal, wie groß - oder klein der war.
In solchen Fällen setzte ich Vesla ein, um mir
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