Calming Signals
Artgenossen ändern, und er wird sich in der
Gegenwart anderer Hunde wohler fühlen.
Wir können uns auch direkt einschalten und den Hund für kleine
Anzeichen beschwichtigender Signale loben und belohnen:
Wenn der Hund sich andeutungsweise von einem anderen Hund
wegdreht, wenn er eine Schnüffelbewegung Richtung Erdboden
macht, wenn er irgendein Anzeichen von Beschwichtigung äußert.
Wenn Sie es damit genau nehmen und darauf achten, Lob, Lob
und nochmals Lob dafür zu spenden, werden Sie rasch Ergebnisse
sehen. Der Hund wird beschwichtigende Signale einsetzen, anstatt
sich Ärger einzuhandeln. Das ist ein Fortschritt, den mitzuerleben
manchmal atemberaubend spannend und ganz unglaublich ist.
WANN BEGINNEN WELPEN, BESCHWICHTIGUNGSSIGNALE EINZUSETZEN?
Auch das ist eine Frage, die mir oft gestellt wird, und ich habe sie
eigentlich nie genau beantworten können, weil ich noch keinen
Wurf Welpen im Haus hatte. Vor ein paar Jahren bekam ich
allerdings Hilfe von einer tüchtigen englischen Hundetrainerin. Sie
hatte damals öfter mit der Vermittlung von Hunden zu tun, die unter
dramatischen Umständen gerettet worden waren. Viele dieser Tiere
waren trächtige Hündinnen, die ihre Jungen in Alison Rowbothams
Haus warfen, wo sie bleiben durften, bis ein neues Zuhause für sie
gefunden war. Es waren verschiedene Rassen mit manchmal ganz
unterschiedlicher Vergangenheit, aber alle waren aufgrund ihrer
Vorgeschichte verunsichert, ängstlich und gestreßt.
Alison beobachtete zwei Jahre lang Welpenwürfe vom Moment
ihrer Geburt an bis zum Alter von acht, neun Wochen und
übermittelte mir die Ergebnisse dieser Beobachtungen. Alison fand
schnell heraus, daß die Welpen anfangs im Grunde nur ein
einziges Beschwichtigungssignal beherrschten, und das war das
Gähnen. Sie gähnten beispielsweise, wenn sie von ihrer Unterlage
hochgehoben wurden. Alle Würfe, die sie beobachtete, zeigten
dieses Gähnen vom Tag ihrer Geburt an. Einer der Welpen war
nicht älter als sieben Stunden.
Alle Welpen, also 100%, gähnten 100% der Male, die sie hochgehoben wurden, vom Tag der Geburt an. Etwas später beobachtete sie, daß ihre eigenen Hündinnen, die sich sicher und
geborgen in der gewohnten Umgebung fühlten und deshalb nicht
so gestreßt und ängstlich bei der Geburt ihrer Jungen waren,
Welpen bekamen, die erst nach mehreren Tagen gähnten, wenn
man sie hochhob.
Später habe ich andere Hundebesitzer gebeten, ihre Welpenwürfe
zu beobachten, um so viele Informationen wie möglich
zusammenzutragen. Die Verhaltensweisen variierten je nach Wurf
ein wenig. Manche beginnen früh zu gähnen, vom ersten Tag an,
während andere es erst nach zwei bis drei Tagen tun. Es kann also
etwas mit dem Allgemeinzustand der Hündinnen zu tun haben, mit
der Umgebung der Welpen und vielleicht noch mit anderen, bisher
unbekannten Faktoren. Aber Tatsache ist, daß die Welpen das
Gähnen zuerst einsetzen. Danach kommen die anderen Signale im
Zusammenspiel mit Mutter und Geschwistern und - falls vorhanden
- vielleicht anderen erwachsenen Hunden im Rudel. Wenn sie
sechs bis acht Wochen alt sind, beherrschen sie den größten Teil
der Sprache, Wenn sie im Alter von etwa zweieinhalb bis drei
Monaten das erste Mal zum Welpenkurs kommen, verfügen sie
jedenfalls über alle Signale, die sie brauchen, und sie verstehen sie
alle.
Man kann sicher sagen, daß die Beschwichtigungssignale zum
genetisch fixierten Verhaltensrepertoire gehören. Der Hund braucht
jedoch die Möglichkeit, sie während seines Aufwachsens
auszuprobieren, um sie später sicher und gut einsetzen zu können.
Deshalb ist es so unglaublich wichtig, daß Ihr Welpe ständig
Umgang mit anderen Hunden hat. Mit allen Arten von Hunden,
allen Rassen, allen Größen, Farben, Typen - das ist die wichtigste
und beste Ausbildung, die Sie Ihrem Hund mitgeben können. Es ist
eine Lehre, die sowohl Ihnen als auch Ihrem Hund viele Probleme
ersparen wird, und zwar nicht nur, wenn er in die anstrengenden
Flegeljahre kommt. Das Einüben des Sozialver
haltens und die Gewöhnung an Umweltreize sind für einen Welpen
die wichtigste Grundlage für sein gesamtes späteres Leben.
FÜHRERSCHAFT UND ELTERNSCHAFT
Seit vielen Jahren hält sich der Mythos, daß man seinem Welpen
gegenüber als Rudelführer auftreten müsse, damit er nicht
versucht, die Führungsposition zu übernehmen. Viele traurige
Hundeschicksale und viele Probleme entspringen diesem Mythos.
Dabei ist es viel
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