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Calming Signals

Calming Signals

Titel: Calming Signals
Autoren: Turid Rugaas
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Hilfe von Beschwichtigungssignalen an einen verängstigten
Hund heranzukommen. Sie war eine meiner allerersten Patienten,
an denen ich mit beschwichtigenden Signalen arbeitete - ich werde
sie nie vergessen.
    Ich traf sie viele Jahre später wieder, und sie erkannte mich immer
noch. Sie hatte ein langes Leben und wurde ein alter Hund.
Zusammen mit Herrchen jagte sie bis zuletzt Hasen, und ich
glaube, wenn es im Himmel Wälder gibt, dann wird sie es in diesen
himmlischen Wäldern immer noch tun. Jedenfalls sehe ich sie so
vor mir, wenn ich an sie denke.
FALL IV
    Während eines Kurses in den USA wurde mir ein Bichon Frisee
vorgestellt. Die Besitzerin war eine ältere Dame, die eine Menge mit
ihrem Hund unternahm. Sie ging auf Aufstellungen und beteiligte
sich an Unterordnungsprüfungen und Agilitywettkämpfen. Er war
ein gut trainiertes Kerlchen von fünf Jahren.
    Die Besitzerin bedauerte aber, daß er keine Menschen mochte und
sich weigerte, sie zu begrüßen. Er schien Angst davor zu haben,
auf sie zuzugehen. Deshalb hatte sie sich angewöhnt, ihn an der
Leine zu den Leuten hinzuzerren und ihm das Kommando „sitz"
oder „platz" abzuverlangen. Besser wurde es dadurch natürlich
nicht. Ich beobachtete den Hund beim Training und war mir meiner
Sache ziemlich schnell sicher. Das war kein „nervöser" Hund, aber
es ängstigte ihn tatsächlich, in bestimmte Situationen
hineingedrängt und zum engen Kontakt regelrecht gezwungen zu
werden. Wie so viele kleine Hunde...
    Die Besitzerin litt offenbar sehr unter der Situation. Sie war so stolz
auf ihren Hund und fand es schade, daß er nicht auch auf diesem
Gebiet perfekt war. Ich schlug ein Training vor, und sie willigte ein.
Ich bat sie, sich ein Stück entfernt von ein paar Leuten hinzustellen,
so daß der Hund niemanden unmittelbar um sich hatte, und darauf
zu achten, daß die Leine ganz locker war. Sie sollte die Leine
keinesfalls kurz nehmen oder an ihr ziehen, sie sollte nichts sagen,
nichts tun, sondern einfach alles dem Hund überlassen. Dann
fragte ich nach paar freiwilligen Helfern und suchte eine Frau aus,
von der ich wußte, daß sie bei so einer Übung schon einmal
mitgemacht hatte. Ich erklärte ihr, was ich vorhatte - und sie machte
ihren Job als Figurantin sehr gut. Sie ging auf Hund und Frauchen
zu. Als der Hund merkte, daß sie auf ihn zukam, reduzierte sie ihr
Tempo und machte einen schönen Bogen um sie herum, während
sie den Kopf wegdrehte. Der Hund hatte sich inzwischen hinter
seiner Besitzerin versteckt, und meine Gehilfin blieb ein paar Meter
von ihnen entfernt stehen. Sie hatte den beiden ihre seitliche
Körperpartie zugewandt, ging ruhig in die Hocke, kratzte ein wenig
im Gras herum und sorgte ansonsten dafür, daß alles sehr
gelassen und entspannt wirkte. Nach einigen Sekunden begann der
Hund sich aus seinem Versteck hervorzuwagen, näherte sich ihr
vorsichtig und nahm Kontakt auf. Das war das erste Mal, daß der
Hund freiwillig auf einen anderen Menschen zuging. Wir probierten
es noch mit zwei anderen Gehilfen, und beide Male lief es genauso
gut - sogar mit deutlichem Fortschritt; der Hund versteckte sich
nicht mehr hinter seiner Besitzerin, wenn die Figuranten sich
näherten und mit jedem Durchgang übermütiger und
überschwänglicher wurden. Er hatte von ganz allein
herausgefunden, daß es möglich war, Kontakt aufzunehmen, und
er hatte gelernt, die Situation zu meistern. Die Besitzerin sah selbst,
wie gut dieses kleine Trainingsprogramm klappte, und sie
versprach, es zu Hause fortzusetzen.
    Ein Jahr später erhielt ich einen Brief von ihr, in dem sie überglücklich berichtete, sie habe einen völlig neuen Hund. Er nehme
Kontakt zu Menschen auf und sei dabei so entspannt und
freundlich, wie man es sich nur wünschen könne. Sie und der Hund
hatten ein ganz neues Leben zusammen begonnen. So wenig ist
nötig, wenn man nur die Signale erkennt und nutzt, die der Hund
als freundlich auffaßt, und ihn nicht durch Zwang verängstigt. In
diesem Fall dauerte es vielleicht drei Minuten, um die Einstellung
des Hundes zu Menschen völlig zu verändern.
FALL V
    Ein Tibet Mastiff kam mit seinem neuen Herrchen zu mir. Er war ein
vorsichtiger und ruhiger Hund, und wir wollten sehen, wie er sich
auf dem Trainingsgelände verhält. Der Besitzer gab dem Hund mit
normaler Stimme das Kommando „sitz", während er
sich gleichzeitig über ihn beugte. Augenblicklich klinkte der Hund
sich aus. Er wurde regelrecht
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