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Calming Signals

Calming Signals

Titel: Calming Signals
Autoren: Turid Rugaas
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Man kann sich
zum Beispiel so gut vorbereiten, daß man genau weiß, was man zu
sagen hat. Kennt man ein Thema in- und auswendig, wird der Streß
deutlich reduziert. Man weiß, daß man den Stoff beherrscht.
    Streß wird durch Furcht oder Unsicherheit verursacht oder auch
durch aufwühlende Erlebnisse, egal, ob sie erfreulich oder
unerfreulich sind. Hunde werden aus denselben Gründen gestreßt.
Sie empfinden Streß in Situationen, von denen sie
meinen, sie nicht meistern zu können. Sie werden gestreßt durch
Schmerzen, Bedrohung und Unwohlsein. Sie werden gestreßt,
wenn wir wütend oder gewalttätig werden. Sie werden auch durch
Erregung gestreßt, beispielsweise wenn ein Rüde den Geruch einer
läufigen Hündin aufnimmt. Hunde, die von anderen gemobbt
werden oder die nicht alleine sein können, empfinden Streß. Streß
entsteht immer in Situationen, in denen die Hunde fühlen, daß sie
keinen Einfluß auf das Geschehen haben. Sie haben die Situation,
in der sie sich befinden, nicht unter Kontrolle und wissen keinen
Ausweg. Aber auch Dinge, die uns zunächst positiv erscheinen, wie
zum Beispiel Rennspiele, Ballspiele, Raufen und Toben erzeugen
Streß, wenn sie übertrieben lange oder zu oft betrieben werden.
    Wenn Hunde Symptome von Streß zeigen, kann dies auf viele
Arten geschehen. Wird der Streß durch die Umgebung verursacht,
werden Sie das üblicherweise recht deutlich daran erkennen
können, daß der Hund beschwichtigende Signale aussendet, um
seine Umgebung und/ oder sich selbst zu beruhigen. Wenn Sie
gelernt haben, Beschwichtigungssignale bei Hunden zu erkennen,
werden Sie auch reagieren und die streßerzeugende Situation für
Ihren Hund entschärfen können.
    In dem Maße, in dem der Streß zunimmt, werden die Signale
deutlicher, und wenn die Beschwichtigungsversuche nicht fruchten,
wird der Hund schließlich zu distanzvergrößernden Signalen
übergehen. Er wird versuchen, wegzulaufen oder, wenn er keine
andere Möglichkeit mehr sieht, sich zu verteidigen. Es ist niemals
notwendig, es so weit kommen zu lassen. Beobachten Sie Ihren
Hund, achten Sie darauf, wann die beschwichtigenden Signale
Ihnen zu verstehen geben, daß Ihr Hund zunehmend gestreßt ist,
und helfen Sie ihm aus der Situation heraus. Lassen Sie es nicht so
weit kommen, daß Ihr Hund sich verteidigen muß. Ein frühzeitiges
Eingreifen ist wichtig, um diese Entwicklung zu stoppen.
Eine andere Sache ist, daß Hunde, die häufig gestreßt sind und
einen beinahe chronisch hohen Streßpegel haben, physische
Probleme bekommen werden. Es kommt zu Allergien (Streßallergie), Verdauungsproblemen (Durchfall, Erbrechen) und
Herzproblemen - genau wie beim Menschen.
    Ich arbeite viel mit Hunden, die aggressiv zu Menschen sind und/
oder auf die unterschiedlichsten Situationen aggressiv reagieren.
Diese Aggressivität, die ihre Ursache oft in einem ständigen
Übermaß an Streß hat, ist dadurch gekennzeichnet, daß die
Verteidigungsmechanismen des Hundes viel rascher aktiviert
werden und Reaktionen deutlich heftiger ausfallen.
    Wenn ein Hund ein hohes Streßniveau hat, weil er zum Beispiel
ständig barsch kommandiert wird, zu hohe Ansprüche erfüllen muß
oder Wut und Aggressionen seines Besitzer zu erdulden hat, wird
er ein hohes Maß an Verteidigungsbereitschaft zeigen. Diese
Hunde legen Menschen oder anderen Hunden gegenüber oft ein
aggressives, offensives Verhalten an den Tag.
    Hunde lernen durch Verknüpfung. Wenn ein Hund an der Leine
zurückgerissen wird, angeschrien wird, auf „platz" kommandiert
wird, sobald er einen anderen Hund entdeckt und vielleicht aus
Eifer und purer Freude (jedenfalls anfangs) ein wenig bellt, wird
dieser Hund sehr schnell andere Hunde mit Erfahrungen wie Wut,
Schmerz und Unbehagen in Verbindung bringen. Er wird innerhalb
kurzer Zeit gegenüber seinen Artgenos sen Aggressivität und/ oder
Angst entwickeln.
SCHLUSSFOLGERUNG
    Meine Schlußfolgerung ist, daß es keinen Grund gibt, Strafen,
Gewalt, Wut, Drohungen und andere unangenehme Dinge bei
einem Hund anzuwenden. Das setzt den Hund unter Streß,
wodurch er krank werden kann. Ein gestreßter Hund kann sich
aggressiv gegen Menschen und/ oder Hunde wenden und
schließlich zur Selbstverteidigung zubeißen.
    In den vergangenen zwölf Jahren habe ich ungefähr siebenbis achthundert Hunde pro Jahr trainiert. In manchen Jahren
waren es über tausend. Ich habe keine genaue Statistik
geführt, aber bei all diesen Hunden zeigte sich
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