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Calling Crystal

Calling Crystal

Titel: Calling Crystal
Autoren: Joss Stirling
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enttäuscht.
    »Nicht wirklich«, murmelte ich.
    »Sie hat eine Begabung, aber die verträgt sich nicht mit Telepathie. Kannst du sie auch so untersuchen?«
    »Ich will nicht, dass er mir zu nahe kommt.« Bittere Galle stieg mir in die Kehle; ich war am Rande der Verzweiflung und scherte mich nicht länger um meine Manieren. »Aus dem Weg!« Ich drängelte mich zwischen den beiden hindurch, flitzte ins Bad und knallte die Tür hinter mir zu, um mich im hohen Bogen zu übergeben.
    »Hm, mein Superhelden-Spinnensinn verrät mir, dass ihr gerade schlecht geworden ist«, sagte Xav.
    Die nächsten paar Tage liefen nicht besser für mich. Die Konferenzteilnehmer nahmen die Neuigkeit, dass einer der Organisatoren seinen Seelenspiegel unter den Gästen gefunden hatte, mit schon an Peinlichkeit grenzender Begeisterung auf. Das Ganze artete in eine regelrechte Party aus, sodass die wirklich wichtigen Dinge dabei wahrscheinlich liegen blieben. Diejenigen aus Traces Familie, die nicht an der Konferenz teilnahmen, eilten nach Denver, um Diamond kennenzulernen. Sie schlug ein wie eine Bombe – was mich nicht sonderlich verwunderte. Sie war hübsch, lieb, begabt – sie war die Traumschwiegertochter für einen viel geliebten Sohn. Seine zierliche Mutter Karla drückte sie so fest an sich, als wäre sie die letzte Rettungsweste aufeinem sinkenden Schiff; sein beeindruckender indianischer Vater Saul umarmte sie mit väterlicher Geste, sein Stolz und seine Freude waren für jeden offensichtlich. Wenn er lächelte, bildete sich um seine dunklen Augen ein Kranz von Fältchen; es war einer der glücklichsten Gesichtsausdrücke, die ich je gesehen hatte, und ein Kontrast zu seiner sonst so ruhigen Ausstrahlung.
    Bitte nicht falsch verstehen, ich freute mich aufrichtig für Diamond. Abgesehen von dem ätzenden Heiler-Bruder waren Trace und seine Familie toll und rissen sich ein Bein aus, um nett zu uns zu sein. Besonders die Seelenspiegel der beiden jüngeren Benedict-Brüder gaben sich alle Mühe, damit ich mich willkommen fühlte, während sich die Eltern mehr auf Diamond konzentrierten. Beide Mädchen stammten ursprünglich aus England, und da ich die meiste Zeit meines Lebens in einem Internat in Cheltenham eingesessen … äh, Verzeihung … gelebt hatte, gab es da schon mal einen gemeinsamen Nenner. Sky war mit dem Hünen und jüngsten Bruder der Benedict-Bande zusammen – Zed, ein furchterregend aussehender Kerl, allerdings nur, solange seine zierliche blonde Freundin nicht in der Nähe war. Neben ihr sah er beinah handzahm aus. Sie waren in ihrem letzten Highschool-Jahr. Das andere Mädchen, Phoenix, war aufgrund ihrer schwierigen Vergangenheit sehr viel zerbrechlicher, und doch war sie bereits mit Benedict-Sohn Nummer sechs, dem Intelligenzbolzen Yves, verheiratet. Sie erzählte mir, sie sei jetzt glücklicher als je zuvor. Meiner Meinungnach waren die beiden mit ihren knapp achtzehn Jahren viel zu jung, um verheiratet zu sein, aber das schien sie nicht zu stören. Sie sagte bloß, dass es unumgänglich gewesen wäre und sie es wundervoll fände.
    Es machte Spaß, mit Sky und Phoenix shoppen zu gehen, und die Benedict-Jungs waren (mit einer Ausnahme) total süß zu mir. Das Problem war nur, dass ich mich so … na ja … überflüssig fühlte. Es war offensichtlich, dass Diamond in Gedanken bereits ihr Leben zusammen mit Trace plante; die Ersatzmutter für eine erwachsene Schwester zu spielen passte da einfach nicht recht ins Bild. Niemals wäre sie dermaßen gemein, auch nur anzudeuten, dass sie mich nicht bei sich haben wollte, aber ich war keine Idiotin. Ich wusste, dass es die Sache einfacher machen würde, wenn ich für mich selbst die Verantwortung übernahm und das Feld räumte. Seit Monaten ließ ich die Entscheidungen über meine Zukunft in der Schwebe; jetzt war es an der Zeit, sich der Sache zu stellen.
    Also tat ich für sie, was ich konnte. Ich hielt mich im Hintergrund und erklärte, mir würde noch immer der Überfall in den Knochen stecken. So hatte ich einen Grund, das Datum meines Flugtickets zu ändern. Sie hatte bereits gesagt, dass sie noch in Colorado bleiben wolle, um die Familie von Trace besser kennenzulernen.
    »Crystal, du musst nicht zurück nach Venedig, weißt du.« Diamond hockte auf der Kante ihres Bettes und spielte mit dem Armreifen, den Trace ihr am Abend zuvor geschenkt hatte: ein teures Stück mit moderngeschliffenen Edelsteinen der Sorte, nach der sie benannt worden war.
    Doch, musste ich.
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