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Calling Crystal

Calling Crystal

Titel: Calling Crystal
Autoren: Joss Stirling
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bereits sein angestammter Platz an ihrer Seite. »Mein Bruder ist ein Heiler. Er wird uns schon sagen, wenn wir sie in die Notaufnahme bringen müssen.«
    Ein lautes Klopfen an der Tür unterbrach ihre Überlegungen.
    »Das ist er wahrscheinlich schon.« Trace machte die Tür auf und ließ ihn herein. »Hey Xav, danke, dass du so schnell gekommen bist.«
    »Na ja, du weißt ja, bei Hausbesuchen verlange ich das Doppelte.« Ein großer, dunkelhaariger Junge trat ins Zimmer und ließ seine Augen durch den Raum schweifen, um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Ich musterte ihn – ewig lange Beine in Denimstoff, ein T-Shirt mit Wolfskopf und eine dunkelgraue, offen stehende Cabanjake. Trace war ungefähr so groß wie ich, aber sein Bruder überragte ihn ein gutes Stück. Während Trace breite Schultern und markante Gesichtszüge hatte, war dieser Bruder hier schlank und dynamisch, ein Athlet, seinen Bewegungen nach zu urteilen. Seine Haare waren lässig verstrubbelt, so wie ich es bei Surfern gesehen hatte – eben dieser ›Hab-grad-die-Welle-geritten-und-mach-jetzt-Party‹-Look. Er gehörte zu der Sorte von Jungen, die dermaßen attraktiv waren, dass es ihnen schon nicht mehr gut bekam, und sein Ego war zweifellos seit dem Kindergarten von weiblichen Wesen mit ständigen Schmeicheleien gefüttert worden. Sein Geld ging garantiert für einen Haufen Klamotten drauf, es sei denn, die Lädenbettelten ihn an, Werbung für sie zu laufen … Hm, wahrscheinlich traf das den Nagel auf den Kopf.
    »Das ist mein kleiner Bruder Xavier, genannt Xav«, sagte Trace, als er Diamond die Hand schüttelte. »Xav, ich hab ein paar umwerfende Neuigkeiten: Darf ich dir meinen Seelenspiegel vorstellen?«
    Als Xav Diamond ansah, tat er so, als würde er zurückprallen. Er griff sich theatralisch an die Brust. »Genial. Trace, du bist so ein verdammter Glückspilz …« Er gab Diamond einen altmodischen Handkuss, so wie ich es zum letzten Mal von einem echten Grafen gesehen hatte, aber bei Xav war es eine halb selbstironische, halb spöttische Geste. »Erfreulicherweise kann ich dir versichern, dass du bei bester Gesundheit bist, Diamond. Alles im grünen Bereich.« Offenbar führte er seine Diagnosen per Berührung durch. »Bis auf die Kleinigkeit, dass du jetzt mit diesem Loser zusammen bist, natürlich.« Er stieß Trace mit dem Ellbogen in die Seite, völlig aus dem Häuschen darüber, dass sein Bruder das große Los gezogen hatte. »Aber dagegen habe ich kein Heilmittel.«
    »Ich brauche auch keins, Xavier.« Diamond lächelte ihn an.
    Er verzog das Gesicht. »Habe ich was falsch gemacht? Nur unsere Mutter nennt mich so und dann weiß ich, dass sich Ärger anbahnt.«
    »Xav.« Diamond war bereits hin und weg von ihm. »Nicht ich hab mir den Kopf angestoßen, sondern meine Schwester.« Diamond deutete aufs Bett, wo ich lag. Ich wackelte zum Gruß schlaff mit den Fingernund fürchtete insgeheim, dass ich mich gleich bis auf die Knochen blamieren und ihm auf seine trendigen Boots kotzen würde.
    »Ach ja, Crystal.« Er zwinkerte seinem Bruder zu. »Mir ist ihr Name auf der Liste aufgefallen. Mein Alter, stimmt’s? Wie geht’s dir, meine Liebe?«
    »Mir geht’s gut.« Ich stand auf; meine mir anerzogene britische Zurückhaltung verlangte, dass ich vor fremden Jungs keine Schwäche zeigte.
    Xav torkelte theatralisch hin und her als Ausdruck seiner Überraschung. »Uah, du bist aber ein stattliches Mädchen. Ich meine, ein großes Mädchen. Ich wette, du hattest nie Probleme, ins Basketballteam deiner Schule zu kommen?«
    Wie viele Kränkungen steckten in den drei Sätzen? Ich fang mal an zu zählen.
    »Ich hab nie Basketball gespielt.« Ich zog den Bademantel fester. »Ich möchte lieber nicht untersucht werden, wenn’s recht ist. Mit mir ist alles in Ordnung. Ich muss mich heute Nacht nur richtig ausschlafen. Meine Schwester hat überreagiert.« Ausgeschlossen, dass ich mich von diesem taktlosen Möchtegern-Doktor anfassen lassen würde.
    Ich spürte, wie die Mauer, die ich in meinem Kopf gegen telepathische Übergriffe errichtet hatte, leicht vibrierte. Ich drückte mit den Fingern gegen meine Schläfen. »Hör auf damit.«
    »Du bist mir ja vielleicht eine kratzbürstige Patientin.« Xav stemmte die Hände in die Hüften und grinste mich an. »Du willst dir von mir nicht helfen lassen.«
    Diamond bugsierte mich in den nächsten Stuhl. »Crystal benutzt keine Telepathie.«
    »Sie ist kein Savant?« Xav wirkte
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