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Calling Crystal

Calling Crystal

Titel: Calling Crystal
Autoren: Joss Stirling
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der Flug noch mal?«
    Diamond teilte ihm schnell die Abflugzeit mit, da mir schon wieder eine patzige Antwort auf der Zunge lag.
    »Dann sollten wir jetzt besser aufbrechen. Bis später, Diamond. Ich werde dafür sorgen, dass deine kleine Schwester ihren Flieger rechtzeitig erwischt.« Er marschierte nach draußen zu seinem Auto, mein Koffer auf den Schultern wie ein nepalesischer Gepäckträger, der den Everest besteigt.
    Ich gab meiner Schwester rasch einen Kuss und eilte ihm nach. Ausnahmsweise hatte mal jemand längere Beine als ich und ich musste joggen, um hinterherzukommen. Er schmiss meinen Koffer hinten in den Jeep rein und hielt mir dann die Beifahrertür auf.
    »Steig ein, meine Schöne.«
    Ich runzelte die Stirn über seine ach so dämlichen Bezeichnungen für mich. Er nannte scherzhafterweise alle Frauen entweder Schätzchen, Süße oder Zuckerpuppe, aber bisher hatte er noch keine mit ›meine Schöne‹ betitelt. Mir gefiel es nicht, dass er auf meineKosten Witze machte, aber ich hatte keine Idee, wie ich es ihm mit gleicher Münze heimzahlen könnte.
    Ich stieg ein und legte mir meine nächste Bemerkung zurecht, während er auf dem Fahrersitz Platz nahm. »Du willst also Arzt werden?«
    »Hey, sag bloß, wir wollen ein normales Gespräch führen?« Er schob den Schalthebel in Fahrstellung ›D‹. »Jepp, falls ich es mir leisten kann. Ich versuche, mir das Geld fürs College zusammenzusparen.« Er fädelte sich in den Straßenverkehr ein und folgte den Schildern zum Flughafen.
    Dann sollte er vielleicht mal auf die hochpreisigen Modeartikel verzichten. »Aber ich hab gedacht, deine Familie ist reich.«
    »Nein, sind wir nicht. Nur Wunderknabe Yves hat Kohle, aber davon rührt keiner von uns einen Cent an, obwohl er immer wieder versucht, uns was unterzujubeln. Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber wir sind ganz normal werktätige Leute. Mom und Dad arbeiten im Winter als Skilehrer und im Sommer führen sie eine Wildwasser-Rafting-Schule. Dad betreibt außerdem den Skilift. Ich wäre der erste Arzt in der Familie.«
    Kurz sah ich vor meinem inneren Auge, wie er durch die Station schwebte, mit einer Schar bewundernder Krankenschwestern am weißen Kittelzipfel. »Ich hab keine Ahnung, wie das hier ist, aber in Europa muss man als Arzt ziemlich aufpassen, wie man seine Patienten anspricht. Hast du schon mal was von ›political correctness‹ gehört?«
    Er grinste. »Davon gehört schon, aber meiner Meinungnach ist das nur ein Schickimicki-Wort für Höflichkeit.«
    »Es mag dich überraschen, aber Frauen werden gern gleichberechtigt behandelt. Wenn du eine Patientin als ›Zuckerpuppe‹ bezeichnest, wirst du mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit erleben, dass sie dir eine klebt«, ich legte eine kurze Pause ein, »und dich dann anzeigt.«
    Er johlte. »Keine Sorge: Ich kenne meine Grenzen. Ich werde die Männer einfach auch mit ›Zuckerpuppe‹ ansprechen, damit mir keiner Missachtung der Gleichberechtigung vorwerfen kann. Aber danke, dass du dir meinetwegen Gedanken machst, meine Schöne.«
    »Hör bitte auf, mich so zu nennen.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Gut.« Er trommelte gegen das Lenkrad und spähte kurz zu mir herüber, bevor er wieder auf den Verkehr achtete. »Hey, meine Schö… mein hoch verehrtes und absolut gleichberechtigtes Zuckerpüppchen, was habe ich eigentlich getan, dass du dermaßen genervt bist von mir? Jedes Mal, wenn ich mit dir spreche, wirst du fuchtig wie eine Katze. Ich rechne jeden Moment damit, dass du deine Krallen ausfährst und mich in Stücke reißt. Du weißt schon, wie bei Androkles.«
    Andro- wer? »Ich mag’s einfach nicht, wenn Leute so tun, als ob ich etwas wäre, was ich ganz eindeutig nicht bin.«
    »Hä?« Er sah aufrichtig verwirrt aus. »Ich kann dir nicht ganz folgen.«
    »Das ist ja wohl nicht schwierig. Wenn man so aussiehtwie ich, ist jede Bemerkung über das Erscheinungsbild entweder eine Kränkung oder eine Lüge.«
    Er besaß die Frechheit zu lachen. »Was?«
    »Na schön, ich bin groß: Komm damit klar! Ich möchte nach meinem Wesen beurteilt werden, nicht danach, was Leute sehen.«
    »Aha, du gehörst also zu diesen intellektuellen Mädchen, die für ihren Scharfsinn und nicht für ihre Schönheit bewundert werden wollen? Hab gehört, Europa ist voll von der Sorte.« Er summte eine kleine Melodie und setzte an, einen Laster zu überholen.
    »Ich bin nicht intellektuell«, murmelte ich.
    »Komisch, die Mädchen
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