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Café der Nacht (German Edition)

Café der Nacht (German Edition)

Titel: Café der Nacht (German Edition)
Autoren: Susann Julieva
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vorsichtig, während er abwesend und wenig elanvoll den Raum fegte. Rufus konnte wirklich ein Sklaventreiber sein. Es war kurz vor Mitternacht und schließlich nicht so, als ob sie dafür nicht morgen noch Zeit gehabt hätten. Der Staub hatte sich jahrzehntelang hier wohlgefühlt, er würde noch einen Tag länger liegen bleiben, ohne sich lautstark darüber zu beschweren. „Nur mal so als Gedankenspielchen.“
    „Ja?“ Rufus hatte begonnen, die Theke abzuwaschen. Es roch von dort her nach Essigreiniger.
    „Angenommen, Monroe würde noch leben.“
    „Wie kommst du jetzt darauf?“
    „Darf ich weiterreden?“
    „Aber bitte.“
    „Angenommen, er hätte seinen Tod nur inszeniert und sich irgendwohin abgesetzt.“
    „Hat er aber nicht.“
    „Aber wenn es so wäre.“
    Endlich hielt Rufus widerwillig inne. „Na schön. Was dann?“
    „Und weiter angenommen, er hätte jemanden davor gefragt, ob er mit ihm kommen würde. Doch der wäre zu dumm gewesen, es zu tun.“
    „Worauf willst du hinaus?“
    „Wäre es dann nicht legitim für diese Person, ihn jetzt zu suchen?“
    „Nein“, antwortete Rufus ohne zögern.
    „Nicht?“
    „Das Ganze ist viel zu absurd, um sich darüber Gedanken zu machen.“
    „Aber wenn, Rufus. Wenn. “ Maxim versuchte vergeblich, das Leuchten in seinen Augen zu verbergen.
    Der andere warf den Lappen auf die Theke und sah ihn mit tiefem Stirnrunzeln an. „Na prima. Wenn du wegen dem Café einen Rückzieher machen willst, dann sag es einfach.“
    „Wie kommst du darauf?“
    „Darauf läuft es doch hinaus. Wenn Monroe tatsächlich noch leben würde, dann wärst du längst bei ihm.“
    „Habe ich nicht gesagt, theoretisch ? Und von mir war nie die Rede.“
    Rufus warf ihm nur einen vielsagenden Blick zu.
    „Also gut, vielleicht geht es um mich. Vielleicht war ich der Idiot, der ihn abgewiesen hat.“
    „Ein schlechtes Gewissen hat schon viele auf aberwitzige Ideen gebracht.“
    „Und wenn ich recht habe?“ Maxim atmete tief durch, bemüht, nicht das ganze Ausmaß seiner inneren Aufregung preiszugeben. Er fühlte sich mit einem Mal wieder wie ein Achtzehnjähriger. Mehr als das, er fühlte sich zum ersten Mal mit derselben Bedingungslosigkeit wiedergeliebt, mit der er selbst liebte. Was Monroe getan hatte, war verrückt. Er hatte es für ihn getan, nur, um ihm eine Botschaft zu hinterlassen. Und all die Jahre hatte er nichts davon gewusst. Er fühlte plötzlich Verzweiflung in sich aufsteigen.
    Rufus sah ihn scharf an. „Was weißt du, Maxim? Was hat Dela wirklich zu dir gesagt?“
    „Gar nichts. Aber ich bin sicher, sie weiß, wo er ist. Sie war im Schloss, um seine Sachen für ihn abzuholen. Um die allerletzten Spuren zu verwischen. Um ihn zu schützen. Ich glaube, sie hat sie ihm geschickt.“
    „Schön. Angenommen, du würdest dich nicht anhören wie ein Verrückter, oder zittern wie ein Junkie am Rande des Nervenzusammenbruchs. Dela ist fort. Du hast weder den geringsten Beweis für deine Theorie, noch die Möglichkeit, zu ihr Kontakt aufzunehmen.“
    „Richtig.“ Obwohl er sich der Logik dieser Worte nicht gänzlich verschließen konnte, war Maxim doch in Gedanken völlig anderswo. „Ich könnte das Café trotzdem halten. Wenn es erst mal läuft, wird es das auch ohne mich tun. Ich brauche doch nicht für immer hier zu bleiben, oder?“
    Rufus gab ein unwilliges Knurren von sich und nahm seinen Lappen wieder zur Hand. „Du kannst tun, was du willst, Maxim.“
    „Rufus, verstehe mich richtig. Das Café ist mir sehr, sehr wichtig. Ich werde für seinen Erfolg sorgen, das verspreche ich. Ich werde tun, was das Viertel braucht, um wieder auf die Beine zu kommen. Du wirst meinen ganzen Einsatz bekommen, all meine Kraft. Aber wenn Monroe wirklich noch lebt, ist danach Schluss für mich. Dann werde ich keine Sekunde länger zögern, und endlich leben . Mit ihm, wie und wo immer das ist.“
    Rufus sah ihn an und zuckte die Achseln. „Schön. Jetzt aber genug von diesem Unsinn. Wir haben Wichtigeres zu tun.“
    Maxim schwieg und machte ein paar halbherzige Besenstriche. Er sah Vida direkt vor sich stehen, sich unterhaltend, und sich selbst, wie er sich bange am Tresen bei Donna herumdrückte. Er sah sie beide, ihren ersten gemeinsamen Nachmittag, den sie Rufus verdankten. Sah sich im Geiste an sich vorübergehen, Vida die Tür aufhalten. Er konnte ihre Gegenwart fast körperlich spüren. Damit hatte alles angefangen. Er schloss die Augen und war mit Monroe auf der
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