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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide
Autoren: Cueni Claude
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Welt.
    »Bist du sicher, daß sie keine Dolmetscher brauchen? Oder Menschen, die sie zum Lachen bringen? Ich bring jeden zum Lachen.« Wanda schaute mich mit unbewegter Miene an.
    »Fast jeden«, fügte ich hinzu. Plötzlich wurde ich etwas unruhig. Angestrengt starrte ich in die Ferne und sah, wie die Rauchwolke, die drüben am Knie des Rhenus emporstieg, immer schwärzer und größer wurde. Mir schien auch, ich hätte irgend etwas erkannt, das sich auf uns zubewegte. Aber es war noch sehr weit entfernt, und ich konnte nichts Genaueres erkennen. Obwohl meine Augen vorzüglich waren. Nicht jeder hatte dieses Glück. Es gab in Massilia wohl mehr Augenärzte als Hebammen.
    »Wanda, sind das Reiter?« fragte ich auf keltisch. Ich hatte diese germanischen Sprachübungen satt.
    »Nein, Herr. Aber du hast gesagt, du seist bei deiner Geburt aus Stein gewesen. Erzähl mir, wieso du nicht mehr aus Stein bist.«
    Ich musterte Wanda mißtrauisch. Ich war sicher, daß sie Reiter gesehen hatte und mich jetzt ablenken wollte. Als hätte sie meine Gedanken geahnt, sagte sie: »Ich habe keine Reiter gesehen, Herr. Erzähl weiter.«
    »Da ich es sehr eilig hatte, in Massilia mein Handelshaus zu eröffnen, kam ich zwei Monate zu früh auf die Welt. Meine Mutter starb bei der Geburt, mein Vater, der Schmied Korisios, wollte mit Onkel Celtillus als Söldner in die Armee Roms eintreten und starb schon auf der Hinreise an einem eitrigen Zahn. Ich war alleine mit all meinen Verwandten und verbrachte meine Tage auf einem Stück Fell. Ich konnte mich kaum bewegen. Wenn die Sonne schien, trug man mich hinaus an die Sonne, und wenn es regnete, trug man mich wieder hinein. Später, als ich zur Überraschung aller zu sprechen begann, wurde mein Leben etwas abwechslungsreicher. Ich hatte Leute, mit denen ich mich unterhalten konnte. Und aus purer Langeweile begann ich zu lernen. Während die andern Jungen in meinem Alter auf Bäume kletterten oder um die Wette liefen, ließ ich mir erklären, wie man Erz oder Salz gewinnt, wie man Schwerter schmiedet und wo die Säulen des Herakles stehen. Lernen wurde zu meiner Lieblingsbeschäftigung. Später, als meine Freunde das Jagd- und Kriegshandwerk erlernten, äußerte ich den Wunsch, Druide zu werden. Doch der damalige Druide Fumix redete mir ein, ich sei krank. Die ganze Zeit versuchte er mich krank zu reden. Dabei fühlte ich mich kerngesund. Aber der Kerl wurde nicht müde, mir zu versichern, ich sei sogar ernsthaft krank und würde für ein schlimmes Unrecht büßen, das ich in einem früheren Leben begangen hatte. Obwohl ich nicht Druide bin, bin ich fast sicher, daß Fumix schon damals an einer Mistelvergiftung litt. Ich flehte also zu unserer Göttin Ellen, die für Krankheiten zuständig ist – nicht, daß ich gesund würde, das war ich ja, sondern daß dieser Fumix verenden solle, wie Makrelen an der Sonne. Zu meiner Überraschung starb er wenige Tage darauf, und ich trank zum ersten Mal römischen Wein. Und gleich Falerner. Allerdings vornehm römisch, das heißt mit Wasser verdünnt. Verstehst du, wieso ich immer behaupte, die Götter hätten sich zu meinen Gunsten miteinander verbündet?«
    Wanda schaute mich skeptisch an. »Du warst doch bei deiner Geburt aus Stein. Haben deine Götter dir geholfen?«
    Wandas Hartnäckigkeit erstaunte mich. Das hätte ich nie von ihr erwartet. Mir schien sie immer so teilnahmslos, ohne Neugier, willig in ihr Schicksal ergeben. Ich lächelte sie an, aber ich glaube, sie bemerkte es gar nicht. So erzählte ich weiter: »Onkel Celtillus hat mir geholfen. Er kam aus der Legion zurück und stellte mich auf die Beine. Der arme Kerl stellte sich tatsächlich vor, daß ich sieben Jahre auf dem Boden verbracht hatte, obwohl ich im Grunde genommen laufen konnte. Das war einfach so eine fixe Idee, wie man sie nur mit unverdünntem römischem Wein herbeisaufen kann. Onkel Celtillus hatte die Idee in Alexandria aufgeschnappt. Er hatte seinen Sold erhalten und die ganze Nacht durchgezecht. Dabei hatte ein Legionsarzt ägyptischer Abstammung erzählt, welche verheerenden Auswirkungen Kopfverletzungen auf die Bewegung von Armen und Beinen haben konnten. Er hatte erklärt, daß das Gehirn aus Millionen von Hieroglyphentafeln bestünde. Und wenn eine dieser Schrifttafeln zerbrach, müßte man das verlorene Wissen wieder von Grund auf neu erlernen. Er habe dabei auch von Kindern gesprochen, denen von Geburt an einzelne Schrifttafeln fehlten. Zum Beispiel die, die dem Kopf
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