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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide
Autoren: Cueni Claude
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erklären, wie man die Beine in Bewegung setzt. Diese Kinder seien auch in Ägypten das Zuhause der Götter. Das könne man nicht ändern. Das sei auch gut so. Doch man könne nachträglich all jene Hieroglyphen einmeißeln, die bei der Geburt noch nicht vorhanden gewesen seien. Zum Beispiel das Geheimnis des Laufens. Das Gehirn könne das nachträglich lernen. Genauso wie der Mensch eine Sprache lerne, könne das Gehirn neue Fähigkeiten erlernen. Es käme ausschließlich auf die Dauer, Intensität und Häufigkeit der Bewegungen an. Wenn man jeden Tag stundenlang laufe, würde die Bewegung mit der Zeit gespeichert, in Stein gemeißelt und von da an richtig wiedergegeben. Wanda! Du kannst dir gar nicht vorstellen, was Onkel Celtillus bei seiner Rückkehr mit mir anstellte. Es war grauenhaft! Ich lag friedlich unter meiner Eiche und aß die Beeren, die mir meine zahlreichen Freunde und Freundinnen aus dem Wald mit nach Hause brachten. Und da kam dieser Celtillus, den ich gar nicht kannte, behauptete, mein Onkel zu sein, kniete vor mir nieder, spreizte meine Beine und begann wie ein wild gewordener Galeerensträfling, meine Beine im Takt zu bewegen. Das löste auf unserem Hof große Heiterkeit aus, denn wozu sollte das gut sein, wenn ich mein linkes Bein nicht selber bewegen konnte? Wollte Celtillus mir in Zukunft auf allen vieren folgen und mein linkes Bein bewegen. Oder wollte er mir unter der linken Hüfte ein Holzrad einbauen? Doch zur allgemeinen Verblüffung schaffte ich es nach einem Jahr, das linke Bein ohne fremde Hilfe anzuziehen. Großartig, nicht? Aber Celtillus war damit nicht zufrieden. Stell dir das mal vor! Ich konnte selbständig mein linkes Bein anziehen, was meinen Alltag unheimlich abwechslungsreich machte, und dieser verhinderte Centurio und Menschenschinder war damit nicht zufrieden! Er stellte mich also auf die Beine und ließ mich los. Ich fiel wie ein steinerner Apfel vom Baum. Während andere Leute weich ineinander fallen und der Kopf aus geringer Höhe aufschlägt, stürzte ich steif wie eine Marmorsäule. Ich nahm das blutverschmierte Gesicht in Kauf, denn ich war überzeugt, daß Onkel Celtillus jetzt aufhören würde. Aber nein, statt dessen brachte er mir bei, wie man richtig fällt … Und dann ging es weiter, wie in einer Gladiatorenschule in Capua. Ich wünschte mir sehnlichst, die Mixtur zu kennen, die unseren toten Druiden Fumix zum Fährmann geschickt hatte, damit ich sie Celtillus in den Wein schütten konnte. Ich haßte Celtillus und wünschte ihm den sofortigen Tod. Wo war da die Gerechtigkeit? Wieso haben wir so viele Götter, wenn sich kein einziger meiner erbarmen konnte? Wieso mußten mein Vater und meine Mutter sterben, und dieser verfluchte Schinder war am Leben? Es war eine ziemlich schlimme Zeit, und ich spielte ernsthaft mit dem Gedanken, meine Götter gegen andere auszutauschen. Celtillus band mir Fellstreifen um die Knie, setzte mir einen ledernen Helm auf und stellte mich wieder auf die Beine. Ich torkelte, als hätte ich einen Bronzekessel unverdünnten Weins mit Cervisia vermischt und in einem Zug ausgetrunken. Kam ich an einer Feuerstelle vorbei, brachten die Leute ihre Tongefäße in Sicherheit. Man hätte meinen können, die Tonbrennerei südlich vom Rhenusknie bezahle mich für meine Rundgänge. Wo ich auftauchte, gab es Scherben. Und jedes Mal, wenn ich hinfiel, sagte dieser verhinderte Sklaventreiber: Korisios, man darf hinfallen, aber man darf nicht liegenbleiben. Und so stand ich wieder auf und wurde allmählich zum Schrecken des Hofes. Ich kam mir vor wie ein Seeungeheuer aus dem sagenumwobenen Nordmeer. Ziemlich peinlich war die Begegnung mit den Mädchen in unserer Gemeinschaft. Denn wenn ich hinfiel, versuchte ich mich stets irgendwo festzuhalten. Instinktiv. Und so war es nicht selten, daß ich mich an einem Leinenstoff festhielt und ihn mit zu Boden riß. Darum beneideten mich die anderen Jungen. Denn keiner war so oft von hübschen, nackten Mädchen umgeben wie ich.«
    Wanda lachte leise.
    »Siehst du, Wanda, ich bringe jeden zum Lachen!« triumphierte ich. Ich hatte sie noch nie lachen sehen. Sie hatte ein frisches Lachen und ein schönes Gebiß mit kräftigen und regelmäßigen weißen Zähnen; während sie den Kopf lachend zurückwarf, öffnete sich ihr Mund wie eine Knospe, als erwarte sie einen leidenschaftlichen Kuß. Aber ich beherrschte mich. Schließlich war sie eine Sklavin. Trotz ihrer beiden Fibeln.
    »Den Rest der Geschichte kennst du.
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