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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide
Autoren: Cueni Claude
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beide, daß wir zum letzten Mal hier standen und daß morgen, in den frühen Morgenstunden, auch unser Hof in Flammen aufgehen würde. Aber durch unsere eigene Hand.
    Wir setzten uns ins Gras. Lucia spielte mit dem Riemen meiner Lederschuhe. Ich wollte Celtillus sagen, daß Wanda immer frecher wurde und er ihr die beiden Fibeln wieder wegnehmen sollte. Doch ich schwieg. Onkel Celtillus drückte mir einen Lederbeutel in die Hand.
    »Korisios«, begann Onkel Celtillus zögernd, »wenn ihr germanische Späher gesehen habt …« Celtillus stockte. Ich weiß nicht, was ihm mehr zu schaffen machte, die Zukunft oder der Wein, dem er offenbar in der Zwischenzeit wieder reichlich zugesprochen hatte. Er stank nach altem, klebrigem Weinsatz und mit Zwiebeln und Knoblauch gespicktem Fladenbrot.
    »Ja«, sagte ich verärgert, »wir haben germanische Späher gesehen.«
    »Wenn die Späher hier sind, sind die Reiter nicht mehr weit.« Onkel Celtillus stockte. Ich drehte den Lederbeutel in meinen Fingern und spürte, daß er eine Menge Keltengold enthielt. Der Beutel war schwer.
    Celtillus starrte in die Ferne. »Sobald die Götter im heiligen Moor gesprochen haben, können wir aufbrechen. Noch vor Sonnenaufgang. In diesem Lederbeutel sind Keltengold und römische Silberdenare. Es ist nicht viel. Aber damit könntest du dich in Massilia niederlassen. Ich habe letztes Jahr mit Kretos darüber gesprochen. Er würde dich aufnehmen und ausbilden. Er hat es mir versprochen. Erinnere ihn daran!«
    »Und der Atlanticus? Glaubst du nicht mehr daran, daß wir jemals den Ozean erreichen werden?«
    »Ich hatte einen Traum, Korisios, ich sah dich in den Fluten schwimmen …«
    »Dann werde ich den Atlanticus erreichen, Onkel!«
    »Nein«, flüsterte Celtillus, »es war Blut, nichts als Blut. Ich verstand nicht, woher all dieses Blut kam, es mußte das Blut von Hunderttausenden von Menschen sein …«
    »Aber ich habe überlebt …«, fragte ich zögernd.
    Onkel Celtillus nickte.
    »Und? Bin ich Druide geworden?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Celtillus.
    »Glaubst du denn nicht, daß ich eines Tages Druide werde?« fragte ich erstaunt.
    »Dafür liebst du den Wein zu sehr«, Celtillus grinste. Er reichte mir dabei ein goldenes Amulett, das ein Rad darstellte. Das Rad ist das Symbol des keltischen Sonnengottes Taranis.
    »Taranis hat mich als Söldner immer beschützt. Er soll jetzt dich beschützen. Wer weiß, vielleicht lebst du eines Tages unter Römern.«
    Es war nicht nötig, zu fragen, was diese Bemerkung zu bedeuten hatte.
    »Eines Tages werden wir uns wiedersehen, Korisios. Wenn auch nicht in diesem Leben.«
    Ich sah, daß dicke Tränen über seine ausgehöhlten Wangen liefen. Fast beschämt schaute ich auf Lucia hinunter, die nun meine Hand leckte. Ich dachte an all das, was Onkel Celtillus für mich getan hatte. Und als Celtillus mich plötzlich an sich drückte und fest umarmte, ließ auch ich meinen Tränen freien Lauf. Er war der beste Mensch, den mir die Götter jemals geschickt hatten.
    Ich ging zum Bach und setzte mich rittlings auf einen ausgetrockneten Baumstamm, der vor vielen Jahren während eines Sturms entwurzelt worden war. Ich versuchte den Stimmen der Wassergötter zu lauschen, doch ich hörte nur das Zwitschern der Vögel und das Rauschen der Blätter im Wind. Ich war allein.
    »Korisios?«
    Ich hatte Basilus nicht nahen hören. Er setzte sich ebenfalls rittlings auf den Baumstamm, so, wie wir es seit unserer Kindheit immer getan hatten. Er war damals siebzehn, wie ich, aber etwas größer. Er galt als geschickter Jäger und furchtloser Krieger. Auf der Jagd war er einmal keltischen Sequanern in die Quere gekommen. Als er auf den Hof zurückkam, baumelten zwei Köpfe an seinem Zaumzeug. Aus unerfindlichen Gründen hatte er von klein auf meine Nähe gesucht. Wir waren Freunde auf Leben und Tod.
    »Ich weiß nicht, Korisios, ob es wirklich eine gute Idee ist, ins Land der Santonen zu ziehen. Wir wollen doch nicht Bauern und Viehzüchter werden!«
    »Die Götter werden schon wissen, was sie mit dir anstellen«, scherzte ich.
    »Die Götter … Korisios, ich weiß nicht, womit sie im Augenblick beschäftigt sind, mit irgend etwas, aber nicht mit mir. Falls du den einen oder anderen sprechen solltest, sag ihm, daß dein Freund Basilus entweder mit dir zusammen nach Massilia ziehen oder als Söldner in die römische Armee eintreten will.«
    »Wenn das die Alternativen sind, gehen wir am besten zusammen nach Massilia.
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