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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide
Autoren: Cueni Claude
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Dann kamst du, und dann Lucia.«
    Lucia schnurrte fast wie eine Katze. Ich bin sicher, daß sie wußte, wenn wir von ihr sprachen. Hunde werden einfach unterschätzt. Wanda fuhr ihr zärtlich über den Kopf und befühlte ihre weichen, langen, schwarzen Ohren.
    »Weißt du, Wanda, das mit Lucia, das hat vermutlich auch mein Onkel Celtillus eingefädelt. Er versucht mein Leben wie einen Feldzug zu planen. Deshalb macht er sich jetzt auch solche Sorgen, weil er spürt, daß er als Feldherr aus meinem Leben scheiden muß. Aber in seinem nächsten Leben wird er bestimmt zu meinen Kunden gehören.«
    Doch Wanda überhörte meine letzten Worte, setzte wieder die Miene der still erduldenden Sklavin auf und bohrte weiter: »Was meinst du, Herr, wer hat dir geholfen, Celtillus oder deine Götter? Oder haben deine Götter Celtillus dazu gebracht, dir zu helfen?«
    »Wanda, wieso interessierst du dich so für unsere Götter? Bist du mit deinen nicht mehr zufrieden?«
    Natürlich konnte eine germanische Sklavin mit ihren Schutzgöttern nicht zufrieden sein. Wanda wandte sich ab und schaute in die Ferne. Sie hatte irgend etwas gesehen. Aufmerksam suchte ich mit den Augen das Tal und die umliegenden Hügel ab. Nichts rührte sich. Und doch war ich sicher, daß da drüben irgend etwas war. Ich spürte wieder dieses seltsame Knistern in der Luft. Ich war ganz sicher, daß irgend etwas geschehen würde. Ich war so sicher wie damals, als ich Fumix den Tod wünschte und genau wußte, daß er sterben würde. Ich hatte so was wie Vorahnungen. Manchmal geschah etwas, irgend etwas Belangloses, und ich wußte, daß es später einmal von sehr großer Bedeutung sein würde.
    »Laß uns zurückgehen«, sagte ich plötzlich.
    Wanda nickte. Sie nickte so, als wolle sie sagen: »Ja, ich habe es auch gesehen.« Aber ich hatte leider gar nichts gesehen. Sie spürte, daß ich unruhig geworden war, ließ sich aber nichts anmerken. Sie glitt vom Felsen und zog mich dann an einem Bein zu sich hinunter. Ich mochte das überhaupt nicht, wenn man mich wie einen Ast hinunterzog, aber wie sollte ich ihr das wieder abgewöhnen? Vorsichtig ließ ich mich hinuntergleiten. Sie streckte ihre Arme in die Höhe und umfaßte meine Hüften. Als ich den Boden unter meinen Füßen spürte, drehte ich mich um. Ihr Gesicht war so nah, daß ich ihren Atem spürte.
    »Du brauchst mich nicht immer festzuhalten«, sagte ich vorwurfsvoll. Ich meinte es nicht so, aber irgendwie muß man einer Sklavin immer wieder zu verstehen geben, daß sie die Sklavin ist. Sonst wächst sie einem über den Kopf. Ich kannte nämlich Geschichten von germanischen Sklavinnen, die ihrem Herrn vorschrieben, was er ihnen zu befehlen hatte. Ja, wirklich! Und es gibt auch germanische Sklavinnen, die tagelang mürrisch sind, bis ihr Herr dies oder jenes tun. Deshalb war ich manchmal etwas streng zu Wanda.
    Wanda nahm meinen Arm und sagte: »Celtillus will es so, Herr.« Eigentlich hätte ich jetzt noch mal eins draufsetzen sollen. Denn schließlich hatte ich sie soeben getadelt. Und jetzt tat sie gerade das, was ich eigentlich nicht wollte. Aber ein richtiger Herr muß manchmal auch Güte walten lassen. Aber nicht zu oft.
    Gemeinsam gingen wir den Weg zum Ufer hinunter.
    Wir schwiegen beide. Die Geschichte, die ich Wanda erzählt hatte, hatte mich aufgewühlt. Nach einer Weile war ich jedoch froh, sie erzählt zu haben. Genauer gesagt: daß ich sie Wanda erzählt und sie zum Lachen gebracht hatte. Einmal mehr war mir bewußt geworden, wie weit und beschwerlich der Weg gewesen war, den ich bereits zurückgelegt hatte. Ich konnte zwar nach wie vor nicht auf einen Baum klettern, ein Schwert schmieden oder eine Lanze ins Ziel bringen, doch ich kannte jeden Baum, kannte die Wirkung der Kräuter, wußte, wie man Waffen, Schmuck und Tongefäße herstellt, wie man Metalle findet, gewinnt und verarbeitet, ich beherrschte die lateinische Sprache und die griechische Handelsschrift, ich kannte die Mythen, Götter und Sagen der verschiedenen Völker und den Lauf der Gestirne. Und wenn kein Druide im Dorf war, war ich bereits einer der wichtigsten Männer unserer Gemeinschaft. Wenn fremde Händler vorbeizogen, wurde ich stets gerufen. Seit kurzem – und darauf war ich besonders stolz – konnte ich sogar mit Pfeil und Bogen umgehen. Das Reiten hatte mir nie Probleme bereitet. Denn beim Reiten hatte ich einen Sattel mit vier Höckern, an denen man vorzüglichen Halt fand, und als Reiter hatte ich nicht ein
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