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Großadmiral Thrawn 02 - Die dunkle Seite der Macht

Großadmiral Thrawn 02 - Die dunkle Seite der Macht

Titel: Großadmiral Thrawn 02 - Die dunkle Seite der Macht
Autoren: Timothy Zahn
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    Der Stern direkt vor ihnen war ein murmelgroßer, gelb-orangener Ball, dessen Leuchtkraft durch die Entfernung und die automatischen Lichtblenden der Sichtluken gedämpft wurde. Um ihn und das Schiff selbst waren die Sterne, ein Gesprenkel gleißender weißer Stecknadelköpfe in der tiefen Schwärze des Weltraums. Direkt unter dem Schiff, im westlichen Teil des Großen Nördlichen Waldes des Planeten Myrkr, kroch die Morgendämmerung heran.
    Die letzte Morgendämmerung, die manche in diesem Wald erleben würden.
    An einer der seitlichen Sichtluken der Brücke des Imperialen Sternzerstörers Schimäre stand Captain Pellaeon und beobachtete, wie sich die fahle Dämmerungslinie der Zielzone auf dem Planeten unter ihm näherte. Vor zehn Minuten hatten die um das Ziel zusammengezogenen Bodentruppen gemeldet, daß sie bereit waren; die Schimäre hatte ihre Blockadeposition vor fast einer Stunde eingenommen. Alles, was jetzt noch fehlte, war der Angriffsbefehl.
    Langsam, fast verstohlen, drehte Pellaeon den Kopf ein paar Zentimeter zur Seite. Hinter ihm, zu seiner Rechten, saß Großadmiral Thrawn auf seiner Kommandostation; sein blauhäutiges Gesicht war ausdruckslos, seine glühend roten Augen waren auf den Ring der Statusdisplays um seinen Sessel gerichtet. Er hatte weder gesprochen noch seine Haltung verändert, seit die letzten Bodentruppen ihre Bereitschaft gemeldet hatten, und Pellaeon spürte daß die Brückencrew unruhig zu werden begann.
    Pellaeon für seinen Teil hatte schon vor langer Zeit den Versuch aufgegeben, Thrawns Handlungen nachzuvollziehen. Die Tatsache, daß der verstorbene Imperator es für richtig befunden hatte, Thrawn zu einem seiner zwölf Großadmirale zu machen, war ein Beweis für sein Vertrauen in den Mann – um so mehr, wenn man Thrawns nicht ganz menschliche Herkunft und die wohlbekannten Vorurteile des Imperators in dieser Hinsicht bedachte. Außerdem, in dem Jahr, seit Thrawn das Kommando über die Schimäre übernommen und sich an die Aufgabe gemacht hatte, die Imperiale Flotte neu aufzubauen, hatte Pellaeon mitangesehen, wie der Großadmiral sein militärisches Genie wieder und wieder unter Beweis gestellt hatte. Was immer auch sein Grund für die Verzögerung des Angriffs sein mochte, Pellaeon wußte, daß es ein guter war.
    So langsam, wie er sich abgewandt hatte, drehte er sich wieder der Sichtluke zu. Aber seine Bewegung war offenbar nicht unbemerkt geblieben. »Eine Frage, Captain?« Thrawns sanft modulierte Stimme schnitt durch das gedämpfte Summen der Brückengespräche.
    »Nein, Sir«, versicherte ihm Pellaeon und drehte sich erneut zu seinem Vorgesetzten um.
    Für einen Moment musterten ihn diese glühenden Augen, und unbewußt wappnete sich Pellaeon für einen Verweis oder Schlimmeres. Aber Thrawn verfügte nicht, wie Pellaeon immer noch zu vergessen neigte, über das legendäre und tödliche Temperament, das das Markenzeichen von Lord Darth Vader gewesen war. »Sie fragen sich wahrscheinlich, warum wir noch nicht angegriffen haben?« deutete der Großadmiral in demselben höflichen Tonfall an.
    »Jawohl, Sir, so ist es«, gestand Pellaeon. »All unsere Einheiten scheinen in Position zu stehen.«
    »Unsere militärischen Einheiten, ja«, stimmte Thrawn zu. »Aber nicht die Beobachter, die ich nach Hyllyard City geschickt habe.«
    Pellaeon blinzelte. »Hyllyard City?«
    »Ja. Ich halte es für unwahrscheinlich, daß ein Mann von Talon Karrdes Gerissenheit eine Basis mitten in einem Wald einrichten würde, ohne gleichzeitig für Sicherheitskontakte zu anderen Personen außerhalb der unmittelbaren Gegend zu sorgen. Hyllyard City ist zu weit von Karrdes Basis entfernt, als daß dort jemand unseren Angriff direkt bemerken könnte; demzufolge wird jede plötzliche Entfaltung von Aktivität in der Stadt die Existenz eines subtileren Kommunikationsstrangs implizieren. Das wird uns in die Lage versetzen, Karrdes Kontakte zu identifizieren und sie unter Langzeitüberwachung zu stellen. Schlußendlich werden sie uns zu ihm führen.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Pellaeon und spürte, wie ein Runzeln seine Stirn in Falten legte. »Demnach erwarten Sie nicht, daß Karrdes Leute uns lebend in die Hände fallen.«
    Das Lächeln des Großadmirals wurde spröde. »Im Gegenteil. Ich erwarte fest, daß unsere Streitkräfte eine leere und verlassene Basis vorfinden werden.«
    Pellaeon warf durch die Sichtluke einen Blick auf den halb erhellten Planeten unter ihnen. »In diesem Fall, Sir...
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