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Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick
Autoren: Joe Schreiber
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uns steif aneinander fest, mit zehn Zentimetern Sicherheitsabstand, damit unsere Körper sich ja nicht berührten. Es war nur Tanzen, sonst nichts. Langsam und im Kreis. Nur nicht in die Augen gucken. Gobis Oberteil knitterte steif und unnachgiebig unter meinen Händen, wie eine Rüstung, die aus einem Hotelzimmervorhang gefertigt worden war. Nach dem dritten Lied sah ich auf die Uhr und merkte, dass es unglaublicherweise schon kurz nach acht war.
    Ich wollte gerade irgendwas sagen, als ein Kipplaster voller Backsteine gegen meine Schulter krachte und mich seitlich gegen Gobi stieß. Sie wich erstaunlich schnell aus, und ich taumelte Richtung Boden, wobei ein widerliches Gelächter hinter mir ertönte.
    »Echt nett von dir, Stormaire, eure Putzfrau mit zum Abschlussball zu bringen.«
    Ich drehte mich um und sah den grinsenden Dean Whittaker vor mir stehen, die Hände in den Hosentaschen vergraben.
    Whittaker war groß und schlaksig, hatte Locken, das Gummigesicht eines geborenen Clowns und etwas am Leib, das garantiert ein maßgeschneiderter Armani-Smoking war. An seiner rechten Schulter klebte Shep Monroe wie die gruselige Puppe eines Bauchredners. Ich weiß überhaupt nicht, warum die zwei nicht auf eine Privatschule gingen. Whittaker und Monroe waren fiese Söhnchen aus superreichen Verhältnissen. Wenn mansie ansah, hatte man den Eindruck, dass der Abschlussball für sie nichts als ein sadistisches Kichern zwischen dem Einatmen der sauerstoffangereicherten Spezialluft für Superreiche war, die sie sich extra aus der Schweiz einfliegen ließen. Die Mädchen, mit denen sie zum Ball erschienen waren, gingen nicht mal auf die Upper Thayer. Sie waren die Töchter von Bekannten ihrer Eltern, anderen Familien mit Vermögen und Einfluss aus einem komplett anderen Universum. Beide sahen quasi metaphysisch gelangweilt aus.
    »Lasst uns in Ruhe«, sagte ich, auch wenn mir klar war, wie lahm das klang.
    »Dich in Ruhe lassen?« Whittaker grinste, wobei sein perfektes Gebiss zu sehen war. »Warum sollte ich? Weil du’s mir sonst mal richtig
zeigst
? Mir so richtig
weh tust
?« Die Hände immer noch in den Hosentaschen, stiefelte er einen Schritt näher – seine O-Beine sahen aus, als würde er von zwei Zwergsklaven getragen werden. »Ich will dir was verraten, du Schwuchtel. Ich mach, was du willst, unter einer Bedingung: Ich darf euch filmen, wenn du es heute Abend mit deiner hübschen Freundin treibst.« Er sah vielsagend in Gobis Richtung. »Ich wette, dass du unter den Bergen von Behaarung nicht mal das Loch findest.«
    »Jetzt reicht’s!«, rief ich, machte einen Schritt nach vorn und versuchte, ihm einen Kinnhaken zu verpassen. Ich hatte mich seit der sechsten Klasse nicht mehr geprügelt, und Whittaker muss meine Faust rechtzeitig kommen gesehen haben, weil er auswich, auf mich zusprang und mir einen Faustschlag in die Seite versetzte, der mich hart wie ein Golfball traf. Ich krümmte mich zusammen und tastete nach meinen Rippen. Irgendwo weit hinter den unendlichen Einöden aus Schmerz hörte ich Shep Monroe idiotisch jodelnd lachen.
    »Mutig, mutig, kleiner Lutscher.« Whittaker quetschte mein Gesicht mit beiden Händen zusammen, wobei er mir ins Ohr spuckte. »Du hast vielleicht Nerven, mir den Abschlussball mit diesem Stück Eurotrash da zu versauen.«
    »Sag das nicht noch mal, du …«
    Er ließ die Arme vorschnellen und katapultierte mich so heftig rückwärts, dass ich fast erwartete, in einem Krankenwagen wieder aufzuwachen. Die Leute starrten mich an.
    Als ich mich wieder aufgerappelt hatte, waren er, Monroe und ihre stupide glotzenden Edeltussen verschwunden.
    Ich warf einen Blick zu Gobi hinüber, die mit einem wie üblich rätselhaften Gesichtsausdruck die ganze Sache mitangesehen hatte.
    »Hey«, murmelte ich. »Wollen wir von hier verschwinden?«
    Sie nickte und ich holte unsere Jacken.
    ***
    »Hör mal«, sagte ich, als wir davonfuhren. »Tut mir wirklich leid.«
    »Du solltest auf jeden Fall kämpfen lernen.«
    Ich sah sie überrascht an. »Was?«
    »Du hast deinen Schlag vorher angekündigt. Hat Glück gehabt, der Knabe. Du hättest ihm die Nase zu Brei schlagen sollen.«
    »Ich wusste nicht, dass du eine Kampfsportexpertin bist«, gab ich zurück. »Vielleicht kann ich noch was von dir lernen.«
    Gobi zuckte mit den Schultern. »Von mir aus gern.«
    »Du hast ja wahrscheinlich verstanden, was er über dich gesagt hat«, sagte ich.
    »Ttstt.« Sie rümpfte die Nase. »Was so ein
subinlaizys
meint,
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