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Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick
Autoren: Joe Schreiber
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starrte auf den Blutstropfen, der aus meiner Fingerspitze perlte. »Scheiße!«
    »
Perry

    »Tut mir ja leid, aber die Scheißnadel –«
    »Blutest du?«, fragte Gobi.
    »Lass bloß nichts auf dein weißes Hemd tropfen«, ermahnte mich Mom.
    Ich saugte an meinem Finger. »Nicht so schlimm, alles bestens.«
    »Wer wird denn vor so ein bisschen Blut Angst haben?«, sagte Gobi. »Das Leben ist voll davon.«
    Ich warf ihr einen Blick zu, weil ich mich fragte, ob das ein Witz sein sollte. Aber ihr Gesicht war undurchschaubar wie immer. Es schien, als wären sogar für ihren Gesichtsausdruck Untertitel nötig. Annie fing an zu lachen, und Mom holte mir ein Pflaster. Dad stand die ganze Zeit da und betrachtete michmit seiner blöden Ach-die-menschliche-Komödie-ist-sie-nicht-faszinierend-Miene. Auch noch, als Gobi und ich raus zum Jaguar gingen.
    Ich hielt ihr die Beifahrertür auf, stieg auf der anderen Seite ein und setzte mich hinters Steuer, wo mich trotz allem ein wenig automobiles Lampenfieber erfasste. Ich drehte den Schlüssel im Zündschloss und spürte, wie der Jaguarmotor unter der Haube grollend zum Leben erwachte. Dad stand an der Tür und winkte uns schweigend zum Abschied. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass er die Hand zur Faust geballt hatte und es eher eine Ich-bin-der-Sieger-Geste zu sein schien. Der Zorn kochte in mir hoch. Ich ließ den Motor ein bisschen aufheulen und gab so lange Gas, bis ich mich besser fühlte. Dann rollten wir die Einfahrt hinunter und hinaus in die Nacht.

Vier
    Erzählen Sie uns von dem anregendsten Gespräch Ihres Lebens.
    University of Michigan
     
    Auf der Fahrt zur Schule herrschte Schweigen. Ich stellte das Radio an, konnte keinen vernünftigen Sender finden und stellte es wieder aus.
    »Du findest mich peinlich«, stellte Gobi fest.
    Ich warf einen Blick zu ihr und dem großen schlabberigen Sack auf ihrem Schoß herüber. Er lag da wie ein schlafender Hund.
    »Nein, nein«, beteuerte ich. »Überhaupt nicht.«
    »Du kannst es ruhig zugeben. Dein Blick hat’s mir verraten.«
    »Das ist nicht wahr.«
    Sie starrte geradeaus. »Nächste Woche fliege ich wieder nach Hause.«
    »Stimmt.« Ich wagte nicht zu fragen, wie es ihr bei uns gefallen hatte. »Du musst dich ja, äh … sehr darauf freuen, deine Familie wiederzusehen.«
    Sie gab keine Antwort. Die Luft schien sich um ein oder zwei Grad abzukühlen und unmerklich dicker zu werden, als hätte jemand einen Gartenschlauch zur Heckscheibe hereingesteckt und würde den Jaguar langsam, aber sicher mit tödlichem Kohlenmonoxid füllen. Ich übte schon mal das Atemanhalten, nur für den Fall.
    »Ich weiß das wirklich zu schätzen, was du für mich machst«, sagte Gobi. »Wollte ich dir nur sagen. Danke.«
    »Schon in Ordnung.« Bevor ich wusste warum, redete ich schon wieder mit ihr. »Kann ich dich mal was fragen?«
    Sie sah mich geduldig an.
    »Mal ganz ehrlich, warum willst du mit mir zum Abschlussball gehen? Ich meine … ich finde es ja nicht schlimm, aber …«
    »Ganz offensichtlich findest du es doch schlimm, Perry.«
    »Was?«
    »Ich weiß genau, dass du keinerlei Lust hast, mit mir auf den Abschlussball zu gehen. Glaubst du etwa, ich merke das nicht?«
    »Na ja, meine Band hat einen Auftritt heute Abend, in New York«, antwortete ich. »Das ist ziemlich wichtig.«
    »Selbst wenn ihr nicht spielen würdet«, sagte Gobi, »würdest du nicht mit mir zum Ball gehen wollen, oder?«
    »Nein. Ich meine doch. Ich war bloß überrascht. Ich hab einfach nicht gedacht, dass du dich für so was interessierst. Sonst nichts.«
    Sie gab keine Antwort, sondern hielt nur den Griff ihrer Tasche mit beiden Händen umklammert und sah abwesend nach vorn, während wir auf den Parkplatz der Schule einbogen.
    Vor dem Aussteigen drehte sie sich noch einmal zu mir. »Du kennst mich nicht, Perry.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht.«
    »Das wird sich vielleicht im Laufe des Abends ändern.«
    Ich sah sie an. Was sollte das heißen? Ich stellte fest, dass ich seit ihrer Bemerkung über Blut an
Carrie – Des Satans jüngste Tochter
dachte. In dem Film spielte Sissy Spacek ein schüchternes Mädchen im selbst genähten Abendkleid, das beim Abschlussball vor Schweineblut triefend einen Feuersturmtelekinetischer Zerstörung auf ihre Schule loslässt. Seit ich den Film mit acht Jahren heimlich im Fernsehen geguckt hatte, wurde mir beim Anblick von Blut irgendwie schlecht, besonders wenn es mein eigenes war. Wahrscheinlich endeten nicht alle
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