Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Butterbrot

Butterbrot

Titel: Butterbrot
Autoren: Gabriel Barylli
Vom Netzwerk:
hauptsächlich schlichte Petersilie -ungefähr zwei Hände voll - klein gehacktes Basilikum, eine Handvoll, und etwas Thymian und Oregano.«
    »Wahnsinn.«
    »Gut - diese Kräuter schiebst du jetzt in das Öl und läßt sie mit Salz und Pfeffer knusprig braten. Wenn sie knusprig sind, schiebst du zu den Kräutern eine Handvoll Pignoli -«
    »Spaghetti al Pignoli -«
    »Du hast es erraten und läßt auch diese Pignoli -«
    »Braunbrutzeln -«
    »Braunbrutzeln - richtig. Wenn das geschehen ist, nimmst du einen Becher Crème fraîche und -«
    »Schiebst -«
    »Richtig - schiebst ihn zu dieser Mischung in die Pfanne -«
    »Irrsinn -«
    »Langsam verrührst du jetzt das Ganze, bis es eine einzige, herrliche Soße ist, in die du noch ein wenig Muskatnuß hineinstreust - am besten, du reibst ganz frisch ein Stückchen darüber.«
    »Und dann -?«
    »Jetzt schaust du nach deinen Spaghetti, die du die ganze Zeit über schon in einem großen Topf gekocht hast, und wenn sie fertig sind, schüttest du sie in ein Sieb und von dem Sieb in eine große, vorgewärmte Schüssel. In diese Spaghetti hebst du jetzt, so liebevoll du kannst, die Pignolicreme und vermengst das Ganze, bis du es nicht mehr aushältst und anfangen mußt, schon in der Küche zu kosten.«
    »Und die Zucchini -?!«
    »Die Zucchini legst du daneben auf den Teller als Beilage - das ist alles.«
    »Das ist alles?«
    »Ja.«
    »Und das hast du erfunden? -«
    »Hab ich -«
    »Ich werde wahnsinnig -«
    »Bitte erst, nachdem ich es dir gekocht habe.«
    »Wann wird das sein?!«
    »Wann immer du willst.«
    »Martin -- du hast was ganz Schreckliches angestellt -«
    »Wieso?«
    »Wenn ich nicht innerhalb von zwei Sekunden etwas zu essen kriege, hast du keine Schulter mehr -«
    Ach Gott - wenn ich nicht manchmal so raffiniert wäre. Manchmal bin ich nämlich wirklich so raffiniert, daß ich mir selbst Respekt einflöße. Ich hatte selbstverständlich meinen Bericht auf den Schritt genau berechnet, so daß wir mit den letzten Sätzen exakt vor dem Restaurant zu stehen kamen, auf das ich es abgesehen hatte.
    »Na - dann wollen wir doch einmal schauen, ob sie uns vielleicht hier etwas geben«, sagte ich ganz nebenbei und genoß es, ihre staunenden Augen in meinem Rücken zu spüren, als wir durch die Türe schritten, die uns vom Paradies trennte.
     

Wenig später saßen wir an einem Tisch, der am Wasser gelegen war, eine Kerze in einem Windglas auf seinem weißen Tischtuch trug und einen umwerfenden Blick auf die Paläste freigab, die eben aus dem Bad gestiegen waren und schwebend nebeneinanderstanden, um sich mit reizender Selbstverliebtheit über ihr Spiegelbild zu beugen.
    Die handgeschriebene Karte bot uns einen geheimen Pfad in die Gärten der lukullischen Genüsse an, und wir folgten brav den Wegweisern, die auf Antipasti, Frutti del Mare, gebratenen Fisch, zarten Weißwein und knisternde Grissini hindeuteten.
    Wir saßen mit halboffenen Augen und leise stöhnend um diesen Gral der nicht enden wollenden Lust und wären bereit gewesen, in diesem Augenblick die Welt zu verlassen, wenn wir nicht geahnt hätten, daß es auch noch eine Nachspeise geben konnte - zum Beispiel ein Tiramisu, an das ich jetzt überhaupt nicht denken darf, weil ich sonst verrückt werde.
    Nachdem unsere erste Gier friedlich geworden war, sah sie mir wieder in die Augen und sagte: »Und wie ist das - du bist also gewissermaßen der Küchenmeister in eurem Kloster -?«
    »Ja - das bin ich gewissermaßen. Es ist nämlich sehr wichtig, daß man genau weiß, wer, wie, wo, in welchem Bereich, auf welche Weise seine Stärken hat -dann kann es nicht geschehen, daß derjenige, der für Buchhaltung zuständig ist, die Eierspeise verkohlen läßt, und ein Meister der Terrinen wie ich die Stromrechnung mit seinem Geburtsdatum multipliziert -«
    »Einteilung ist alles -«
    »Manchmal ja.«
    »Und wie ist das, da ihr jetzt zu dritt seid - wer übernimmt dann das Badezimmerputzen, und was wird sein, wenn Stefan jetzt mehr zu Hause ist - geht man sich da nicht leichter auf die Nerven - zu dritt in einer Dreizimmerwohnung?«
    »Nein, nein - ach, siehst du - das kommt davon, wenn man nicht genau ist.«
    »Wieso?«
    »Wir sind vor einem Jahr aus Stefans Wohnung ausgezogen und haben uns eine größere Burg genommen am Stadtrand.«
    »Toll -«
    »Ja, ja. Mit einem verwilderten Garten und einer alten Terrasse und fünf Zimmern und so. Da hat auch Peter noch Platz.«
    »Schön.«
    »Ja, sehr schön - na, du wirst es ja
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher