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Butterbrot

Butterbrot

Titel: Butterbrot
Autoren: Gabriel Barylli
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Zieles, miteinander flogen, und dieses Bild paßte so ohne Anstrengung in das Schlüsselloch meiner Wünsche, daß ich sie auf ihre Stirne küssen mußte -
    »Noch einen, bitte«, sagte sie und schloß im Gehen ihre Augen. Ich küßte sie ein zweites Mal und sah aus den Augenwinkeln, wie ihr Begleiter meinem Schutzengel zuzwinkerte und sich ganz einfach freute.
     
    Aus einem der Fenster über unseren Köpfen klang ein Klavier, das eine einfache Melodie spielte. Schwarzgraue Katzen begannen, sich für die Nachtarbeit mit Adrenalin vollzupumpen, und aus einigen der Häuser begann es zu duften und zu klappern, wenn die Teller auf den Tisch gestellt wurden, an denen schon die Familie saß und auf ihre Spaghetti wartete.
    »Sag einmal - denkst du auch das, was ich gerade denke« - hörte ich Maria sagen und erkannte an ihrer Modulation, daß unsere Telepathiebereiche wirklich wieder einmal auf derselben Frequenz arbeiteten. »Wenn ich ehrlich bin - muß ich sagen - ich ahne nicht nur, was du denkst, ich weiß es sogar.«
    »Und, sag -«
    »Na ja - es gibt da so ein kleines, nettes, hübsches, angenehmes Plätzchen, an dem wir etwas für unser Weiterleben tun könnten -«
    »Oh - wirst du mich hinführen?«
    »Wenn du möchtest, dann werde ich es tun -«
    »Oh ja - bitte tu es - ich lasse alles mit mir geschehen, nur bitte unterstütze mein Weiterleben!«
    »Mit einem gebratenen Fisch, zum Beispiel, oder mit einer dampfenden Lasagne, die in einer cremigen, weichen Soße schwimmt, über die frischer Pfeffer gerieben wird - oder -Au!«
    Wieder einmal hatte sie mich ohne Vorwarnung in meine Schulter gebissen und schien nie wieder ihre Zähne von dort wegnehmen zu wollen.
    Ich konnte ihrer unbeherrschten Gier nicht einmal böse sein - denn wenn ich ganz genau sein wollte, mußte ich zugeben, daß wir seit den Tramezzinis nichts gegessen, sondern nur getrunken hatten. Da es aber wirklich nötig ist, Leib und Seele zusammenzuhalten, solange wir uns auf der Erde aufhalten, bog ich in eine sanfte Kurve ein, von der ich wußte, daß an ihrem Ende ein verträumtes, kleines Restaurant wartete.
    »Weißt du, was ich dir einmal machen werde, wenn wir wieder in der Heimat sind« - sagte ich, um sie ein wenig abzulenken, da ich Sorge um meine Schulter bekam -»Was denn?«
    »Ich werde dir >Spaghetti al Pignoli< machen -«
    »Was ist das?«
    »Was ist das« - fragte sie, dieser ahnungslose Engel, der ja gar nicht wissen kann, was ihm in der Zeit entgangen ist, in der ich noch nicht für sie gekocht habe.
    »Was das ist - fragst du mich?!«
    »Ja - ich frage dich: >Was ist das?<«
    »Das, mein Liebling - ist ein Übergeheimspezialrezept, das ich im letzten Sommer erfunden habe.«
    »Du hast es erfunden?«
    »Ja - ich, fast möchte ich sagen, es ist mir von himmlischen Boten geschickt worden - zumindest ist das aus den Äußerungen der Leute herauszulesen, die schon das Vergnügen hatten, meine >Spaghetti al Pinoli< zu bekommen.«
    »Du machst mich verrückt - jetzt sag schon, wie das geht.«
    Ich liebte sie unendlich in diesem Augenblick, und ich liebte es, sie wahnsinnig zu machen, denn dieses Rezept ist wirklich eins von den Geheimnissen, die gleich neben der Formel aufbewahrt werden, nach der man Blei zu Gold verwandelt.
    »Also - paß auf«, sagte ich und begann, sie Schritt für Schritt einzuweihen: »Du nimmst ein paar Zucchini, schneidest sie in kleine Scheiben, legst sie auf einen Teller und betrachtest sie liebevoll -«
    »Aha -«
    »Dann gießt du in eine Pfanne etwas kaltgepreßtes Olivenöl und erhitzt es -«
    »Liebevoll -«
    »Äußerst liebevoll - möchte ich sagen. Wenn das Öl heiß genug geworden ist, schiebst du die Zucchinischeiben in das heiße -«
    »Warum >schieben<« -
    »Weil das Öl sonst spritzt, wenn du sie hineinplumpsen läßt« -
    »Ich glaube, ich muß dich morgen heiraten« -»Also soll ich jetzt weiterreden oder nicht?«
    »Bitte -«
    »Warum sagt sie so was« - dachte ich - »hinter jedem Witz steckt doch ein Körnchen Wahrheit. Aber was soll's - ich habe meine Geburtsurkunde ohnehin nicht dabei, also werden wir noch warten müssen.«
    »Gut« - setzte ich meinen Bericht fort - »diese Zucchini brätst du jetzt, bis sie wunderbar angebräunt sind, und hebst sie dann auf das liebevollste aus dem Öl, das jetzt schon Zucchiniseele in sich hat. In der Folge nimmst du jetzt einige wohlausgesuchte Kräuter, die du dir schon vor dem Beginn zurechtgelegt hast -«
    »Was für welche?« -
    »Also - du nimmst
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