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Buchanan - 06 - Schattentanz

Buchanan - 06 - Schattentanz

Titel: Buchanan - 06 - Schattentanz
Autoren: Julie Garwood
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bring sie herein.«
    Das ließ sich Michael nicht zweimal sagen. Jordan ging hinein. Sie brauchte schließlich nicht den Wachhund zu spielen. Noah war tatsächlich ein perfekter Gentleman. Allerdings konnten die meisten Frauen die Finger nicht von ihm lassen, und er ließ sich die Aufmerksamkeit nur zu gern gefallen. Aber da sie alle über einundzwanzig waren, war dagegen wohl nichts einzuwenden.
    Noahs tadelloses Benehmen enthob Jordan ihrer Verantwortung, und so langsam begann sie, das Fest zu genießen. Gegen neun Uhr konnte sie es jedoch mit ihren Kontaktlinsen nicht mehr aushalten. Sie hielt Ausschau nach Noah, der immer noch ihr Brillenetui in der Tasche hatte. Er wiegte sich langsam auf der Tanzfläche mit einer platinblonden Frau. Jordan holte sich ihr Linsendöschen bei ihm ab und eilte zur Damentoilette.
    Im Foyer herrschte Aufruhr. Ein merkwürdiger Typ stritt sich mit dem Wachpersonal des Clubs. Sie wollten ihn vor die Tür setzen, aber er reagierte nicht auf ihre Versuche. Einer der FBI-Beamten hatte ihn bereits nach Waffen abgetastet.
    »Es ist unerhört, einen Gast so zu behandeln«, plusterte er sich auf. »Ich sage Ihnen doch, dass Miss Isabel MacKenna sich freuen wird, mich zu sehen. Ich habe meine Einladung verlegt, aber ich kann Ihnen versichern, dass ich tatsächlich eingeladen bin.«
    Er sah, dass Jordan auf ihn zukam, und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. Einer seiner Schneidezähne stand über dem anderen, sodass beim Sprechen seine Oberlippe daran hängen blieb.
    Jordan war sich nicht sicher, ob sie eingreifen sollte. Er benahm sich so seltsam. Er schnippte mit den Fingern und wackelte mit dem Kopf, obwohl im Moment gar keiner mit ihm redete. Auch seine Kleidung war bizarr. Unpassend zum sommerlich warmen Wetter trug er einen schweren Tweedblazer mit Lederflicken an den Ellbogen. Er schwitzte schrecklich, und trotz der grauen Strähnen in seinem ungepflegten Bart fiel es Jordan schwer, sein Alter zu schätzen. Er presste eine alte Ledermappe an seine Brust, aus der Papiere ragten.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie.
    »Gehören Sie zur MacKenna-Hochzeitsgesellschaft?«
    »Ja.«
    Sein Lächeln wurde breiter, und er griff in die Tasche seiner karierten Wollweste. Er zog eine zerknitterte Visitenkarte heraus und reichte sie ihr.
    »Ich bin Professor Horace Athens MacKenna«, verkündete er stolz. Er wartete, bis sie den Namen gelesen hatte, dann riss er ihr die Karte aus der Hand und steckte sie wieder ein.
    Der Wachmann hatte sich ein wenig zurückgezogen, beobachtete ihn aber misstrauisch. Kein Wunder – Professor MacKenna machte einen recht ungewöhnlichen Eindruck.
    »Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr ich mich freue, hier zu sein.« Er streckte die Hand aus und fügte hinzu: »Dies ist ein denkwürdiger Anlass. Eine MacKenna heiratet einen Buchanan. Es ist erstaunlich. Ja, erstaunlich.« Schmunzelnd fügte er hinzu: »Unsere MacKenna-Vorfahren drehen sich wahrscheinlich im Grabe um.«
    »Ich bin keine MacKenna«, sagte Jordan. »Mein Name ist Jordan Buchanan.«
    Beinahe hätte er ihre Hand losgelassen. Sein Lächeln verschwand, und er zuckte zurück. »Buchanan? Sie sind eine Buchanan?«
    »Ja, genau.«
    »Na gut«, sagte er. »Na gut. Es ist die Hochzeit einer MacKenna mit einem Buchanan. Natürlich begegnet man dabei auch Buchanans. Das war ja wohl zu erwarten, oder?«
    Sie konnte ihm nicht so recht folgen. Professor MacKennas Akzent war schwer zu verstehen, eine ungewöhnliche Mischung aus schottischem Dialekt und Südstaaten-Slang.
    »Es tut mir leid. Haben Sie gerade gesagt, die MacKenna-Vorfahren würden sich im Grabe umdrehen?«, fragte sie.
    »Ja, genau das habe ich gesagt, Liebchen.«
    Liebchen? Der Mann wurde immer merkwürdiger.
    »Und ich nehme an, die Buchanans werden in ihren unheiligen Grabstätten auch nicht gerade ruhig bleiben«, fuhr er fort.
    »Und warum meinen Sie das?«
    »Wegen der Fehde natürlich.«
    »Ich verstehe nicht ganz. Welche Fehde?«
    Er zog sein Taschentuch hervor und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich vergesse mich. Sie müssen mich ja für verrückt halten.«
    Ja, damit hatte er recht.
    Glücklicherweise erwartete er keine Antwort. »Ich fühle mich ausgedörrt«, verkündete er. Er wies mit dem Kopf zum Ballsaal. »Ich könnte eine Erfrischung vertragen.«
    »Ja, natürlich. Bitte kommen Sie mit.«
    Er ergriff ihren Arm und blickte sich misstrauisch um, als sie zum Ballsaal gingen. »Ich bin Geschichtsprofessor am Franklin
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