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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist
Autoren: Donna Leon
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Miete, wenn ich fragen darf?«
    »Signora Maries ...« begann die Frau, doch der Mann schnitt ihr hastig das Wort ab. »Die Wohnung gehört einer Freundin, darum brauchen wir keine Miete zu zahlen, nur die Nebenkosten.«
    Brunetti ging geschmeidig auf die Lüge ein: »Ah, dann ist Graziella Simionato also eine Freundin von Ihnen?«
    Man konnte beiden am Gesicht ablesen, daß sie den Namen noch nie gehört hatten. Der Mann hatte sich als erster gefangen und sagte: »Na ja, eher die Freundin einer Freundin.«
    »Verstehe«, wiederholte Brunetti mechanisch.
    Sollte er ihnen sagen, daß es ihm gleich war, ob jemand seine Mieteinnahmen versteuerte oder nicht? Doch da es für seine Ermittlungen keine Rolle spielte, ging er stillschweigend darüber hinweg. »Würden Sie den Sohn der Signora wiedererkennen?«
    Er sah an ihrem Mienenspiel, wie nordeuropäische Redlichkeit und Gesetzestreue mit all den Vorurteilen rangen, die man ihnen über diese heimtückischen Südländer eingetrichtert hatte. Um so erfreuter war er, als schließlich beide wie aus einem Mund »Ja« sagten.
    Brunetti dankte dem Ehepaar, sagte, er würde sich wieder melden, falls eine Identifizierung nötig sei, und verließ das Haus. Eine Polizeibarkasse hatte draußen am Kanal angelegt, und Bocchese wuchtete mit zwei Helfern die schweren Gerätschaften von Bord.
    Brunetti ging den Männern entgegen, das Schreiben von der Universität Padua mit spitzen Fingern vor sich hertragend wie einen fangfrischen Fisch, den er Bocchese überreichen wollte. Als der ihn kommen sah, öffnete er einen der Koffer auf dem Pflaster, entnahm ihm eine durchsichtige Plastikhülle und stülpte sie auf, so daß Brunetti das Papier unbeschädigt hineingleiten lassen konnte.
    »Ihr müßt rauf in die Dachkammer. Der Täter hat alles auf den Kopf gestellt, um das hier zu finden. Ich möchte das volle Programm: Fingerabdrücke natürlich, und was immer ihr sonst noch an Spuren findet, die uns helfen könnten, den Mann zu überführen.«
    »Sie wissen, wer es ist?« staunte Bocchese.
    Brunetti nickte. »Kann ich das Boot haben?« fragte er.
    »Wenn Sie es wieder retour schicken. Den ganzen Kram können wir unmöglich zu Fuß zurückschleppen«, sagte Bocchese und wies auf die Koffer am Boden.
    »Versprochen«, sagte Brunetti. Doch bevor er an Bord ging, wandte er sich noch einmal nach Bocchese um und erklärte mit Nachdruck: »Ach übrigens, meine Fingerabdrücke sind nirgendwo auf dem Zeug da oben in der Dachkammer.«
    Bocchese maß ihn mit langem prüfenden Blick und sagte endlich: »Natürlich nicht, Commissario.« Dann bückte er sich nach einem der Koffer und verschwand damit in dem Haus, das vor kurzem noch Sienora Battestini gehört hatte.

23
    A m liebsten hätte Brunetti sich auf der Stelle vom Bootsführer zur Ca' Farsetti bringen lassen, um den ahnungslosen Rossi zu überrumpeln. Doch die Vernunft gebot ihm, sich zu zügeln, denn er sah ein, daß mit einem theatralischen Showdown Mann gegen Mann, aber ohne Zeugen nichts gewonnen wäre. Wann immer er in der Vergangenheit solch impulsiven Regungen nachgegeben hatte, war es jedesmal ein Reinfall gewesen: für ihn und für die Polizei, ganz zu schweigen von den Opfern, deren Anspruch auf Bestrafung ihrer Mörder das mindeste war, was ihnen zustand.
    Also fuhr er zurück zur Questura, wo er als erstes das Dienstzimmer aufsuchte. Vianello schaute hoch, als sein Vorgesetzter hereinkam, und auf seinem Gesicht erschien ein zunächst noch verlegenes Lächeln, in dem sich indes, kaum daß Brunetti es erwiderte, seine ganze Erleichterung spiegelte. Im nächsten Augenblick war er aufgesprungen und kam zur Tür.
    Brunetti bedeutete dem Inspektor, ihm zu folgen, und machte sich auf den Weg nach oben in sein Büro. Auf der Treppe verlangsamte er seinen Schritt, und als Vianello ihn eingeholt hatte, sagte er: »Es ist Rossi.«
    »Der Mann von der Schulbehörde?« fragte Vianello verblüfft.
    »Ja. Ich habe das Motiv gefunden.«
    Erst als sie sich an seinem Schreibtisch gegenübersaßen, begann Brunetti zu erzählen. »Ich war noch mal auf dem Dachboden, um mir den Plunder der Alten vorzunehmen. Und bin auf ein Schreiben der Universität Padua gestoßen, das zusammengerollt in einer hohlen Madonnenfigur versteckt war. Ich bin buchstäblich darüber gestolpert«, schloß er, ohne sich näher zu erklären. Vianello sah ihn aufmerksam an, sagte aber nichts. »Der Brief ist zwölf Jahre alt und bescheinigt schwarz auf weiß, daß Mauro Rossi
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