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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist
Autoren: Donna Leon
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sich für den Anruf.
    Er meldete sich auch noch bei Signorina Elettra und erkundigte sich nach Signora Battestinis letztem Telefonat mit der Schulbehörde. »Es ist mir ein Rätsel«, gestand sie. »Warum sollte sie plötzlich aus heiterem Himmel mit ihm reden wollen? Die Erpressung lief schon seit über zehn Jahren, und in der ganzen Zeit hat sie nur ein einziges Mal Kontakt zu ihm aufgenommen, damals, kurz nach der Währungsumstellung.« Bevor er nachhaken konnte, bestätigte sie: »Doch, ich habe ihre Telefonverbindungen für den gesamten Zeitraum überprüft. Das waren die einzigen Anrufe zwischen ihr und Rossi.« Und nach einer langen Pause sagte sie ratlos: »Es ergibt einfach keinen Sinn.«
    »Vielleicht ist sie gierig geworden«, schlug Brunetti vor.
    »Mit dreiundachtzig?« fragte Signorina Elettra. »Darüber muß ich erst mal nachdenken«, befand sie und legte auf.
    Als noch eine Stunde verstrichen war, ging Brunetti hinunter in Boccheses Büro, wo er von einem Assistenten erfuhr, daß der Chef noch bei einer Tatortbegehung in Cannaregio sei. Daraufhin genehmigte sich Brunetti in der Bar an der Brücke ein Glas Wein und ein panino, vertrat sich an der riva ein wenig die Beine und genoß den Blick hinüber zu San Giorgio und Il Redentore, ehe er sich wieder in sein Büro beg ab .
    Er war kaum mehr als zehn Minuten zurück und eben damit beschäftigt, Ordnung in seinen überquellenden Schreibtischschubladen zu schaffen, als Signorina Elettra auf der Türschwelle erschien. Er hatte gerade noch Zeit festzustellen, daß sie grüne Schuhe trug, bevor sie ohne jede Einleitung sagte: »Sie hatten recht, Commissario. Sie ist tatsächlich gierig geworden.« Und als Brunetti schwieg: »Sie sagten doch, sie hätte in den letzten Jahren nur noch vor dem Fernseher gesessen, nicht wahr?«
    Es dauerte noch einen Moment, bis Brunetti sich vom Anblick dieses Grüns losreißen konnte. »Ja, die ganze Nachbarschaft hat darüber geredet.«
    »Dann sehen Sie sich das einmal an«, sagte sie, trat an seinen Schreibtisch und reichte ihm eine Fotokopie des Fernsehprogramms, das täglich im Gazzettino erschien. »Schauen Sie unter 23 Uhr nach, Commissario.«
    Er tat, wie ihm geheißen, und sah, daß der Lokalsender eine Dokumentation mit dem Titel I Nostri Professionisti ankündigte. »Was denn für Akademiker?« fragte er.
    Ohne darauf zu antworten, fuhr sie fort: »Und jetzt beachten Sie das Datum.«
    Ende Juli, drei Tage vor dem Mord, einen Tag vor Signora Battestinis Anruf bei der Schulbehörde.
    »Und?« fragte er und reichte ihr das Blatt zurück.
    »Einer unserer ›ortsansässigen Akademiker‹ war Dottor Mauro Rossi, Direktor der Schulbehörde, der von Alessandra Duca interviewt wurde.«
    »Wie sind Sie darauf gestoßen?« Sein Erstaunen und seine Bewunderung hielten sich die Waage.
    »Ich habe im Internet einen Abgleich zwischen seinem Namen und dem Fernsehprogramm der letzten paar Wochen gemacht«, sagte sie. »Wenn die alte Frau immer nur vor dem Fernseher saß, war das die einzige Möglichkeit, wie sie etwas über ihn hätte erfahren können.«
    »Und?« fragte Brunetti wieder.
    »Ich habe mit der Journalistin gesprochen. Sie sagt, es sei die übliche Lobhudelei gewesen: Langweilige Bürokraten äußern sich vor der Kamera über ihre faszinierende Arbeit in der Stadtverwaltung - eins von den Programmen, die spätabends ausgestrahlt werden, wenn kein Mensch mehr zuschaut.«
    Für Brunetti klang das wie eine Pauschalbeschreibung fast aller Lokalsendungen, aber er sagte nur: »Und haben Sie sie auch nach Rossi gefragt?«
    »Ja, natürlich. Die Duca meint, er hätte ganz typisch reagiert: ließ sich lang und breit und mit falscher Bescheidenheit über seine Karriere und seine Erfolge aus. Aber er hätte seine Arroganz so schlecht kaschiert, daß sie ihm mehr Redezeit einräumte, als solche Typen normalerweise bekommen, nur um zu sehen, wie weit er gehen würde.«
    »Und? Wie weit war das?«
    »Er sprach - wie die Duca sagte, in aller gebotenen Demut und Zurückhaltung - von einer möglichen Versetzung nach Rom, ins Ministerium.«
    Brunetti überlegte, was zu einer solch glanzvollen Prognose dazugehören mochte, und riet aufs Geratewohl: »Hat er auch die Möglichkeit einer lukrativen Gehaltserhöhung angedeutet?«
    »Nur ganz indirekt, sagt die Duca. Vordergründig hätte er betont, daß er seine Kräfte in den Dienst an der Zukunft der italienischen Jugend stellen wolle.« Signorina Elettra ließ das einen Moment
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