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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Danira, »wer sonst sollte in der Lage sein, sich dem Drachen zu stellen?«
    »Es gibt immer noch göttliche Mächte in dieser Welt. Ihr müsst einen Krieger finden, der Zhor herausfordern kann. Timon wird ahnen, wo er ihn suchen muss.«
    »Du sprichst in Rätseln«, sagte Loridan. »Und es scheint, dass wir selbst die Antworten auf all unsere Fragen finden müssen. Sage uns wenigstens dieses – wenn Zhor überwunden wird, ist Thaur-Angoths Macht dann endgültig vernichtet?«
    »Nein, sie ist nicht vernichtet. Sie lebt weiter in den Menschen, und der Kampf wird weitergehen. Es wird jedoch ein ausgeglichener Kampf sein, denn jeder Mensch hat die Wahl, ob er dem Guten oder dem Bösen dienen will. Nun bleibt keine Zeit mehr für weitere Fragen. Lebt wohl – Firions Auge ruht auf euch.«
    Dann trat der Engel in den Kreis hinein, und sobald er den Dimensionsstein berührte, löste er sich in einen leuchtenden Nebel auf, der die Körper der Alten umfing. Für einen Augenblick waren die fünf Gestalten deutlich in dem Schein des Nebels zu erkennen, doch dann zerflossen auch ihre Umrisse. Ein Wirbel entstand, eine rotierende Wolke aus weißem und schwarzem Licht, die sich schnell wieder auflöste. Nur das schreckliche Antlitz war immer noch zu sehen, zu einer grotesken Grimasse des Hasses verzerrt.
    Timon legte seine Rune auf einer Spitze des Pentagramms ab, und er bedeutete den anderen, es ihm gleichzutun.
    Doch in diesem Moment erhob sich Zhor von dem Ort, an dem er gelegen hatte, und wandte sich erneut dem Beschwörungskreis zu. Die Gefährten schreckten auf, als sein lauter Schrei die Höhle erzittern ließ. Ein Auge des Drachen war geschwärzt durch Goldschuppes Feuer, in dem zweiten jedoch brannte die Glut des Hasses unvermindert.
    »Gingarod!« Mit einem lauten Ruf trat Eldilion aus der Sicherheit des Höhlenganges heraus, und Navaris und die verbliebenen Ritter waren an seiner Seite. Doch zu weit waren sie entfernt von dem Drachen, der sein grausames Auge den fünf Auserwählten zuwandte. Gerade hatte Loridan sein Schwert gezogen, um sich dem Drachen entgegenzustellen, als Jandaldon ihn zur Seite stieß.
    Der Sänger fasste Daniras Schwert, das unbeachtet am Rand des Beschwörungskreises gelegen hatte, und rannte damit auf den Drachen zu. Mit einem Fluch lief Loridan hinter dem Sänger her, obwohl er ahnte, dass es zu spät war. Fast hatte Jandaldon den Drachen erreicht, als eine Feuerwolke ihn traf und seinen ungestümen Angriff stoppte. Dennoch fiel er nicht – mit langsamen Schritten bewegte er sich weiter, immer noch von Flammen und Rauch eingehüllt. Alle Beobachter – Auserwählte und Ritter – hielten angesichts des grauenvollen Schauspiels den Atem an. Unglaublich schien es, dass Jandaldon trotz des Feuers noch in der Lage war, sich auf den Beinen zu halten. Dann senkte Zhor seinen gewaltigen Kopf, um den Sänger mit seinen Zähnen zu zerreißen, als dieser mit letzter Kraft das Schwert hob und in das heile Auge des Drachen stieß. Zhors Schrei ließ die Höhle erbeben, während Jandaldon leblos zusammenbrach, verbrannt durch das dämonische Feuer.
    Voller Wut und Qual wälzte Zhor sich am Boden, sein Toben schien kein Ende zu nehmen. Steine zersprangen durch die Kraft seiner gewaltigen Stimme, und die Gefährten pressten ihre Hände gegen ihre Ohren. Nur langsam verebbten die Schreie, wandelten sich in ein wütendes Zischen und Grollen. Dann endete auch die Raserei des Drachen, und langsam kroch er davon, einem breiten Gang entgegen, der von der Höhle abzweigte. Zhor verschwand in der Dunkelheit, doch niemand wagte es, ihm zu folgen und ihn zu einem letzten Kampf zu stellen.
    Timon fasste in seine Tasche, aus der er erneut die beiden Kristalle zum Vorschein brachte.
    »Zieht euch zurück«, sagte er. »Ich werde den Kreis vernichten.«
    »Halt!«, ertönte da eine Stimme. »Noch nicht. Erst wenn auch ich dieses Tor durchschritten habe, ist die Welt von den Alten befreit.«
    Der Dämon, der Grimstan war, hatte sich mühevoll aufgerichtet. Einer seiner Arme hing schlaff herunter, verkohlt durch das Feuer des Drachen. Der Flügel auf dieser Körperseite schien vollständig verbrannt, und auch eine Hälfte seines Gesichts war zerstört.
    »Grimstan«, rief Danira. Sie trat einen Schritt auf den Dämon zu, zögerte aber weiterzugehen. »Bitte geh nicht. Tirandor wird dich heilen. Oder du kannst einen neuen Körper finden.«
    »Nein, es steht mir nicht zu, noch einmal den Körper eines Menschen zu stehlen.
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