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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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sagte sie. »Er hat dich Sechs genannt. Warst du also einst auch einer ihrer Diener?«
    »Nein, ich war kein Diener.« Grimstan blickte verbittert in die Runde seiner Gefährten. »Ich gehörte einmal zu ihnen.«
    »Du meinst, du hast für sie gearbeitet, so wie Grostan?«
    »Nein. Verstehst du denn nicht? Ich bin einer von ihnen. Ich bin wie sie.«
    »Einer von ihnen?« Ein Entsetzen erfasste Danira, schlimmer noch als die Furcht, die sie vor Zhor empfunden hatte, und sie trat ein paar Schritte von Grimstan zurück. Gerade als ihre Hand sich zum Griff ihres Schwertes bewegte, fasste Loridan ihre Schulter und zog sie an sich.
    »Warum hast du uns dann hierhergeführt?«, fragte er.
    »Ich bin nicht mehr, wie ich einmal war. So wie die Menschen durch Thaur-Angoths Macht befleckt wurden, so war auch ich nicht unempfänglich gegen Einflüsse von außen. Ich bin ein Geschöpf des Bösen. Doch ich habe mich verändert, denn ich wurde geliebt, und ich habe geliebt. Es war vor fast zweihundert Jahren. Wir kämpften gegen die Runenschmiede, und ich hatte mich in ihre Reihen eingeschlichen, um sie vernichten zu können. Unter ihnen war eine junge Frau, Cara war ihr Name. Sie schenkte mir Zuneigung und Liebe, ich weiß bis heute nicht, warum. Ich hatte schon viele Leben gelebt, und normalerweise mieden mich die Menschen. Niemand hatte bis zu diesem Moment das Bedürfnis gespürt, in meiner Nähe zu sein. Cara weckte die Liebe in mir. Als meine Gefährten sie töteten, endete meine Loyalität zu Thaur-Angoth. Es gelang mir, Caras Sohn zu retten – unseren Sohn. Und mehr noch – ich beschloss, meine einstigen Gefährten zu bekämpfen. Darum gründete ich den Bund der Bewahrer. Und darum zerstörte ich den Mechanismus des Turms, damals, vor hundertfünfzig Jahren.«
    »Du bist der Gründer?«, fragte Danira.
    »Ja, er ist der Gründer.« Timon lachte leise. »Ich hätte es mir denken können. Wir haben uns damals gut gekannt, Tarbalas. Was ist damals aus deinem Sohn geworden?«
    »Seine Familie hat über viele Generationen zu den Bewahrern gehört. Ylee ist die Letzte meines Geschlechtes, und ihre Ähnlichkeit mit Cara erscheint mir immer wieder wie ein Wunder. Doch jetzt ist keine Zeit für lange Geschichten. Wir müssen fliehen.«
    »Nein, wir müssen nicht fliehen.« Danira hob ihren Blick, denn ein vertrautes Gefühl hatte plötzlich die Klauen des Entsetzens zurückgedrängt, die ihr Herz umklammert hatten. Staunen lag in ihren Augen. »Goldschuppe ist nahe – er wird uns retten.«
    »Goldschuppe?«, fragte Grimstan.
    »Ja, er ist hier«, bestätigte Selina. »Auch ich spüre seine Nähe.«
    Schon drangen durch den Gang, der zur Höhle führte, die lauten Schreie der Dämonen zu ihnen.
    »Dann lasst uns eilen«, sagte Loridan. »Goldschuppe gibt uns neue Hoffnung, trotzdem kann er nicht alleine gegen all unsere Feinde bestehen.«
    Sie liefen den Gang zurück, Auserwählte und Ritter, alle kampfbereit und mit gezogenen Waffen.
    »Das ist unsere Chance«, sagte Grimstan, als er am Ende des Ganges angekommen war und vorsichtig in die Höhle hinausspähte. »Versucht, die Rune wiederzugewinnen, dann müsst Ihr den Kreis wieder schließen, solange Goldschuppe den Drachen ablenkt. Vertraut mir, egal was auch geschehen mag. Die Dämonen können mich nicht töten.«
    Kaum hatten die Gefährten die Höhle betreten, als mehrere Dämonen sich in ihren Weg stellten. Eldilion und Herubald blieben an der Seite der Auserwählten, und auch Navaris mit seinen Rittern war bei ihnen. Grimstan eilte den anderen voraus, und in seiner Hand war der Dolch mit der gewellten Klinge, den er immer bei sich trug. Die Waffe schimmerte geheimnisvoll in dem grellen Licht, das vom Zentrum des Beschwörungskreises ausging.
    Plötzlich flammte Feuerschein auf, hoch über ihnen, und Danira sah, wie gleich zwei Dämonen von Goldschuppes Feuerstrahl erfasst wurden und mit brennenden Flügeln herabstürzten. Riesenhaft groß erschien die Höhle, nun, da ihre Decke für eine Weile sichtbar war, und auch Zhor war zu sehen, der sich mit kräftigen Flügelschlägen dem kleinen Drachen entgegenhob.
    Schon hatte Grimstan den ersten Dämon erreicht, der ihm mit einem herausfordernden Brüllen entgegentrat. Der alte Mann duckte sich unter der vorschnellenden Klaue hindurch und stieß seinen Dolch tief in die Körpermitte seines Gegners. Erneut schrie der Dämon, diesmal voller Wut und Schmerz. Für einen Moment schien er gelähmt durch die schwere Verletzung, und
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