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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße
Autoren: Ellis Peters
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war alles ruhig.«
    »Hoffentlich bleibt es so«, sagte Cadfael aus ehrlichem Herzen. »Er ist ein guter Mensch.«
    »Das sei Gott gedankt, Bruder«, erwiderte der Krankenpfleger munter. »Es gibt nach wie vor mehr gute als schlechte Menschen auf der Welt, und ihre Sache wird siegen - so war es stets, und so wird es immer sein.«
    »Und lebt Philip noch?« Cadfael stellte die Frage mit größerer Beklemmung, als er vermutet hätte und hielt in Erwartung der Antwort den Atem an.
    »Nicht nur das, er ist auch bei Bewußtsein und auf dem Weg der Besserung, auch wenn das noch sehr lange dauern kann. Aber er wird die Verwundungen überleben, er wird wieder gesunden. Komm und sieh selbst!«
    Ein Vorhang, der teilweise zugezogen war, stellte in der Krankenstation so etwas wie einen privaten Raum her. Davor saß, sehr ernsthaft und pflichtbewußt, ein junger Ordensangehöriger und las in einem großen Buch, das aufgeschlagen auf einem kleinen Lesegestell auf seinen Knien ruhte. Der füllige junge Mann mit mildem Ausdruck, aber eindrucksvollem Körperbau hob den Kopf und sah sich aufmerksam um, als er die herankommenden Schritte hörte. Beim Anblick des Bruders Krankenpfleger, den ein weiterer Mönch begleitete, senkte er den Blick wieder still auf sein Buch. Cadfael nickte innerlich zustimmend. Die Augustiner waren bereit, sowohl ihre Vorrechte als auch ihre Patienten zu schützen.
    »Eine reine Vorsichtsmaßnahme«, erklärte der Krankenpfleger gelassen. »Vielleicht ist sie nicht mehr erforderlich, aber es ist besser, auf der Hut zu sein.«
    »Ich zweifle, daß man mir gefolgt ist«, sagte Cadfael.
    »Dennoch...« Achselzuckend legte der Krankenpfleger eine Hand an den Vorhang und zog ihn zurück. »Man kann nie vorsichtig genug sein. Geh hinein, Bruder. Er ist bei klarem Verstand und wird dich erkennen.«
    Cadfael betrat den Raum, und die Falten des Vorhangs schlössen sich hinter ihm. Das einzige Bett in dem schmalen Gelaß hatte man auf einen Sockel gestellt, um den hilflosen Patienten leichter versorgen zu können. Philip lag auf Kissen gestützt, ein wenig auf die Seite gedreht, um seine gebrochenen Rippen zu entlasten. Sein Gesicht war zwar bleicher und eingefallener als sonst, doch lag darauf eine bewundernswerte Gelassenheit; es war frei von jeglicher Ruhelosigkeit. Seine schwarzen Locken quollen oberhalb des Kopfverbandes auf das Kissen. Er sah zur Tür hin, um zu erkennen, wer da gekommen war und der Blick seiner Augen in ihren bläulich schimmernden Höhlen verriet keine Überraschung.
    »Bruder Cadfael.« Die Stimme war kräftig und deutlich. »Ich habe mehr oder weniger damit gerechnet, daß Ihr mich aufsuchen würdet. Aber Ihr hattet eine Aufgabe zu erfüllen, die Eurem Herzen näher lag. Warum habt Ihr nicht schon einige Meilen auf Eurem Heimweg zurückgelegt? Bin ich die Verzögerung wert?«
    Darauf antwortete Cadfael nicht unmittelbar. Er trat näher an das Krankenlager und sah dankbar und zufrieden auf Philip. Eine wohlige Wärme erfüllte ihn. »Jetzt, da ich gesehen habe, daß Ihr lebt, werde ich mich rasch auf den Heimweg machen. Man hat mir gesagt, daß Ihr bald wieder hergestellt sein werdet, so gut wie zuvor.«
    »So gut wie zuvor«, stimmte Philip mit einem schiefen Lächeln zu. »Aber nicht besser! Es kann gut sein, daß Vater und Sohn ihre Mühe vergebens aufgewendet haben.
    Keine Sorge, ich beklage mich nicht, daß man mir den Kopf aus der Schlinge gezogen hat, auch wenn es gegen meinen Willen geschehen ist. Ich werde Euch nicht wie er den Vorwurf machen: >Er hat mich betrogen!< Setzt Euch zu mir, Bruder, da Ihr nun schon einmal hier seid. Nur ein Weilchen. Ihr seht, mir geht es gut, und Ihr werdet an anderer Stelle gebraucht.«
    Cadfael nahm auf dem Hocker neben dem Bett Platz.
    Ihre Gesichter waren einander nah, und sie sahen sich aufmerksam in die Augen. »Euch ist also bekannt, wer Euch hergebracht hat«, sagte Cadfael.
    »Ja, ein einziges Mal habe ich kurz sein Gesicht gesehen. Unterwegs auf dem Fuhrwerk. Ich bin dann gleich wieder in die Finsternis hinabgesunken, bevor ich ein Wort sagen konnte. Vielleicht hat er es gar nicht gemerkt.
    Ja, es ist mir bekannt. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Ihr habt mit vereinten Kräften Besitz von meinem Leben ergriffen. Jetzt sagt mir, was ich damit tun soll.«
    »Es ist nach wie vor das Eure«, erwiderte Cadfael. »Tut damit also, was Euch richtig dünkt. Ich vermute, daß Ihr es ebenso fest in der Hand habt wie die meisten anderen
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