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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße
Autoren: Ellis Peters
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herzlich zugetan. Nach der Geburt des Jungen hat ihn Richard als seinen Sohn anerkannt und in seine Familie aufgenommen. Aubrey hat nie etwas davon erfahren, und auch sonst niemand. Aber Richard hat nicht lange genug gelebt, um sich um seinen Sohn zu kümmern, als dieser den Vater am meisten brauchte. So mußte ich seine Stelle vertreten.«
    Ihre Worte klangen gelassen; weder prahlte sie, noch versuchte sie, ihre Tat zu verteidigen. Als sie sah, daß Cadfaels Blick nach wie vor auf dem Salamander in seinem Flammenkreis ruhte, lächelte sie.
    »Das Siegel war alles, was er je von mir bekam. Es stammt von den Vorfahren meines Vaters, wurde aber nur noch selten verwendet, so daß es kaum noch jemand kennen dürfte. Ich habe Richard gebeten, es dem Jungen als eigenes Wappen zu verleihen, und das hat er getan. Geoffrey hat uns beiden Ehre gemacht. Sein Halbbruder, Graf Gilbert, war ihm stets zugetan. Obwohl sie in diesem traurigen Streit auf entgegengesetzten Seiten kämpften, blieben sie gute Freunde. Die Familie de Cläre hat Geoffrey als einen der ihren begraben und bewahrt ihm ein ehrendes Angedenken. Mir ist bekannt, wie er ums Leben gekommen ist, ihnen nicht. Ihr, nehme ich an, wißt es auch.«
    »Ja, ich weiß es«, erwiderte Cadfael und sah ihr in die Augen.
    »Dann brauche ich nichts zu erklären oder zu beschönigen«, sagte sie schlicht und trat zum Altar, um eine der Kerzen etwas gerader in den Leuchter zu stellen. Den Holzspan, der längst ausgegangen war, warf sie nicht achtlos fort, sondern nahm ihn mit. »Aber sollte je noch einmal jemand dem jungen Ritter den Tod jenes Mannes zur Last legen, dürft Ihr offen sprechen.«
    »Ihr habt gesagt, daß niemand je davon erfahren hat«, nahm Cadfael den Gesprächsfaden wieder auf. »Nicht einmal Euer Sohn?«
    Sie war schon auf dem Weg aus der Kapelle, wandte sich aber noch einmal um und sah ihn mit ihren gelassenen blauen Augen an, die so tief waren, daß man darin ertrinken konnte. Mit einem Lächeln: »Jetzt weiß er es.«
    In der Kapelle von La Musarderie gingen zwei Menschen auseinander, deren Wege sich mit Sicherheit nie wieder kreuzen würden.
    Cadfael ging hinüber zum Stall, wo er auf den untröstlichen Yves stieß, der bereits den Rotschimmel sattelte und darauf bestand, dem Freund bis zur Furt das Geleit zu geben. Um Yves brauchte sich Cadfael keine Sorgen zu machen, der finsterste Schatten war von ihm gewichen. Es blieb nur noch die vergleichsweise geringe Enttäuschung, Cadfael nicht mit nach Hause nehmen zu können, sowie der Verlust seiner Illusionen. Das würde Yves für eine gewisse Zeit argwöhnisch gegenüber der Gunst der Kaiserin machen, ohne ihn jedoch in seiner Treue zu ihrer Sache zu erschüttern. Dieser tapfere und zugleich natürliche Jüngling neigte nicht zu den verwirrenden Grübei leien, die das Leben so vieler Menschen erschweren. Er schritt neben dem Pferd über den Damm dem Waldrand entgegen, in dessen Mitte die Furt lag, und sprach von Ermina, Olivier und dem Kind, dessen Geburt bevorstand. Beim Gedanken an die Begegnung mit ihnen besserte sich seine Stimmung immer mehr.
    »Vielleicht ist er schon dort, noch bevor ich Urlaub bekomme, um zu ihr zu reiten. Geht es ihm wirklich gut?
    Ist er unverletzt?«
    »Ihr werdet ihn völlig unverändert finden«, versicherte ihm Cadfael. »Er ist wie eh und je und wird auch an Euch keine Veränderung wahrnehmen. Alles in allem«, versuchte er eher sich selbst zu trösten, als den jungen Mann, »waren wir vielleicht gar nicht so erfolglos.« Aber vor ihm lag ein sehr langer Heimweg.
    An der Furt schieden sie voneinander. Yves hielt ihm die glatte Wange hin, und Cadfael beugte sich hinab, um ihn zu küssen. »Kehrt jetzt um und seht mir nicht nach.
    Es ist sicher nicht das letzte Mal.«
    Cadfaels Reittier durchquerte die Furt, erklomm auf der anderen Seite den Weg, der sich unter dem grünen Blätterdach der Bäume aufwärts wand, und wandte sich nach dem Dorf Winstone gen Osten, der großen Straße entgegen.
    Dort aber ritt er nicht Tewkesbury zu und damit der Straße, die heimwärts führte, sondern bog rechts ein, in Richtung auf Cirencester. Eine kleine Aufgabe blieb ihm noch; vielleicht aber klammerte er sich auch nur an die unbestimmte Hoffnung, aus seiner Abtrünnigkeit könne entgegen aller vernünftiger Erwartungen, etwas Gutes entstehen, das ihm zur Rechtfertigung seiner Verfehlung dienen konnte.
    Während er auf der Hochfläche der Cotswolds der Heerstraße folgte, gingen aus dem niedrig
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