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Brown, Dale - Feuerflug

Brown, Dale - Feuerflug

Titel: Brown, Dale - Feuerflug
Autoren: Dale Brown
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Heim bedeutet ihnen nichts im Vergleich zu dem, was sie als Allahs Willen begreifen. Diese Vision macht sie für alles andere blind.« Seine Augen verengten sich, und er hielt Susans Hand fester umklammert. »Immer wachsam den Feind beobachten. Niemandem trauen. Alles anzweifeln.«
    »Um die reale Welt kennen zu lernen, brauche ich nur dich zu beobachten, Kamal«, sagte Susan. »Das Einzige, worauf ich vertraue, ist deine Liebe für dein Land und dein Volk.«
    »Und auf meine Liebe zu dir, Sechinet«, sagte Salaam, indem er den ägyptischen Kosenamen »Jägerin« gebrauchte, den er ihr gegeben hatte. »Die ist mir wichtiger als mein Land und mein Volk, sogar wichtiger als Gott. Vergiss das nie.«
    »Und meine Liebe für dich ist größer als der Hass all deiner Feinde«, sagte Susan. »Auch wenn du glaubst, alle seien gegen dich, werde ich immer an deiner Seite stehen.«
    »Leider muss dein Platz jetzt hinter mir sein«, sagte Salaam. Er lächelte seiner Frau zu, als er ihren irritierten Gesichtsausdruck sah. »Auch wenn du in Ägypten ungeheuer populär bist, wird von dir erwartet, dass du nicht neben, sondern hinter deinem Ehemann gehst – zumindest an diesem hohen Feiertag.«
    »Gewiss, mein Gebieter«, antwortete Susan lächelnd. Sie küsste ihn rasch auf die Wange, dann trat sie wie vorgeschrieben zwei Schritte links hinter ihn und hielt die Hände gefaltet und den Blick gesenkt. Sie kannte ihren Platz gut. In einem tief in der Vergangenheit verwurzelten Land war es besser, Traditionalisten wie Zuwayy, al-Khan und ihren Anhängern keinen Grund zu geben, die Loyalität oder moralische Integrität der Spitzenpolitiker anzuzweifeln. Einige Augenblicke später öffneten Männer der Präsidentengarde die Portale der großen Halle und gaben damit das Zeichen, dass die Prozession bald beginnen würde.
    Jenseits der Pforte Sultan Kayt Bey trennte ein weitläufiger Innenhof mit mehreren reich geschmückten Minaretten und Quibla-Gebetsmauern die Medrese von dem neunschiffigen Sanktuarium, in dem Präsident Salaams Gäste sich versammeln würden, um Reden zu hören und gemeinsam zu beten. Der Weg vom Grab über den Innenhof zum Sanktuarium wurde von Soldaten freigehalten, hinter denen sich Geistliche und weitere geladene Gäste drängten, um die Prozession zu sehen.
    Nicht Kamal, sondern Susan fielen zwei ungewöhnliche Dinge auf, als sie langsam über den Innenhof schritten: Erstens gehörten die Soldaten entlang des Weges, den die Prozession nehmen würde, nicht der Präsidentengarde an, sondern offenbar irgendeiner paramilitärischen Einheit, die sie nicht kannte, und zweitens standen sie der Prozession zugewandt, sodass sie der Menge nicht das Gesicht, sondern den Rücken zukehrten. Sie hielt Ausschau nach dem Gardehauptmann, der am Portal der Medrese postiert gewesen war, aber er war nirgends zu sehen.
    Als Susan sich umsah, begegnete ihr Blick dem Jadallah Zuwayys, der einige Schritte hinter ihr ging. Er nickte ihr beruhigend zu, dann sah er zu Chalid al-Khan hinüber und nickte erneut. Dieses zwischen den beiden Männern gewechselte stumme Zeichen beunruhigte Susan. Was ging hier vor? Was hatten diese beiden miteinander ...
    Plötzlich brach Chaos aus. Von der Medrese her rief ein Soldat etwas – jemand sei ermordet worden. Was genau er rief, war kaum zu verstehen, denn seine Stimme war vor Schmerz oder Angst verzerrt. In der Zuschauermenge entstand eine zielgerichtete Bewegung: kein planloses Durcheinanderlaufen, sondern ein entschlossenes Vorwärtsdrängen. Die Soldaten, die der Prozession den Weg freihielten, bemerkten absichtlich nichts – selbst dann nicht, als zwei Männer, die traditionelle Gewänder und Turbane trugen, durch ihre Reihen brachen.
    »Kamal!«, kreischte Susan. »Vorsicht!« Im nächsten Augenblick wurde sie plötzlich von hinten gepackt. Der Mann, der sie umklammert hielt, war al-Khan. Er hielt sie an den Armen fest, zog sie an sich, starrte sie begehrlich an und stieß sie dann energisch zu Zuwayy hinüber. Während der libysche Prätendent sie festhielt, sagte er etwas – aber er sprach so leise, dass sie kein Wort verstand. »Was tun Sie, Majestät? Was geht hier vor?«
    »Ich habe gesagt, dass Sie keine Angst haben sollen, mein Kind«, sagte Zuwayy. »Allah der Allmächtige wird alle wahren Gläubigen, die seine Diener sind, beschützen.«
    Susan gelang es, sich Kamal zuzuwenden, obwohl Zuwayy sie weiter gepackt hielt und sie rückwärts gehend von ihrem Mann wegzog. Einer der
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