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Brown, Dale - Feuerflug

Brown, Dale - Feuerflug

Titel: Brown, Dale - Feuerflug
Autoren: Dale Brown
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jedoch ein sehr erfreutes Lächeln, das Salaam ihm nie zugetraut hätte. Konnte dieser Mann, konnte irgendein Mann wirklich so eitel sein?
    »Bitte erhebt Euch, Weib«, sagte Zuwayy.
    »Wir empfinden es als Vorrecht, diesem herrlichen Anlass beiwohnen zu dürfen.«
    Susan erhob sich ... und Zuwayy sah in das schönste, atemberaubendste, verlockendste Gesicht, das er je erblickt hatte. Sie ging verschleiert, wie es sich für eine Frau gehörte, aber das Kopftuch konnte die Fülle und den Glanz ihres rabenschwarzen Haars nicht verdecken. Sie schien keinerlei Make-up zu tragen, aber ihre Lippen waren dunkelrot, ihre schwarzen Augen faszinierend, ihre Wangenknochen hoch, ihr Mund perfekt geformt. Ihr Teint war makellos, die Haut hellbraun, die Wangen von der Sonne etwas dunkler gebräunt, fast afrikanisch. Ein einziger Blick aus ihren dunklen Augen genügte, um selbst das steinharte Herz des libyschen Prätendenten zum Schmelzen zu bringen.
    Sie war keine Nordafrikanerin – Zuwayy wusste, dass sie Amerikanerin, die Tochter südeuropäischer Einwanderer war –, aber das schönste Wesen, das er je erblickt hatte. Sie konnte kein gewöhnlicher Mensch sein; sie musste eine Göttin oder ein Geschenk Allahs an die Welt sein. Und er wusste, dass sie viel mehr als nur schön war. Sie hatte in der U.S. Air Force gedient und war von einer einfachen Militärpolizistin zur stellvertretenden Leiterin des Nachrichtendiensts im U.S. Central Command aufgestiegen. Im Krieg für die Befreiung Kuwaits, den der Rest der Welt als Golfkrieg kannte, hatte sie 1991 als Verbindungsoffizierin zu den ägyptischen Streitkräften fungiert und dabei ihren späteren Mann kennen gelernt. Zuwayy hatte sich sagen lassen, dass sie eine vielseitig begabte Frau war: Sie konnte ein Verkehrsflugzeug fliegen, einen Panzer fahren, ausgezeichnet schießen und in jedem Gerichtssaal der Welt in vier Sprachen nach dem Zivilrecht und der Scharia plädieren. Susan Salaam schlug rasch die Augen nieder, denn nach islamischer Sitte durfte sie einen fremden Mann nicht zu lange ansehen. Zuwayy musste sich dazu zwingen, den Blick von ihr abzuwenden, und merkte dann – was ihm letztlich egal war –, dass er sie schon ungebührlich lange betrachtet hatte. Sie muss ein Geschenk Allahs sein, sagte er sich wieder ...
    ...ein Geschenk für einen Mann, der das Glück hatte, von Allah auf diese Weise bevorzugt zu werden. Und Salaam konnte, durfte nicht dieser Mann sein. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennen zu lernen, mein Kind«, sagte Zuwayy schließlich mit mühsam beherrschter Stimme. Er sagte nicht ja sajida, was die förmlichere Anrede für eine verheiratete Frau gewesen wäre, sondern benützte den vertrauteren Ausdruck dahab.
    »Danke, Euer Hoheit«, sagte Susan, indem sie ihn nochmals mit einem Blick aus ihren schönen Augen bedachte. »Möge der Segen des Propheten, sein heiliger Name sei gepriesen, heute auf Ihnen und uns allen ruhen.«
    »Inschallah.« Da er sie nicht länger anstarren durfte, konzentrierte er sich stattdessen auf ihren Mann und musterte Kamal Salaam missbilligend. Salaam trug einen schlichten blau-weiß karierten Turban, aber dazu war er in einen konservativen grauen Zweireiher nach westlichem Schnitt gekleidet, auf dem seine goldene Amtskette glänzte.
    »Sie scheinen mir nicht fürs Gebet gekleidet zu sein, Bruder.«
    »Ich bin gebeten worden, vor Beginn der Feierlichkeiten kurz das Wort an unsere Gäste zu richten, Hoheit«, antwortete Salaam. »Meine Amtspflichten rufen mich während des Gebets an einen anderen Ort.« Er deutete auf den Mann links neben sich. »Ulama Chalid al-Khan, Kanzler der Al-Ashar-Universität und Vorsitzender des Obersten Gerichts der Arabischen Republik Ägypten, wird mich heute als Vorbeter vertreten.«
    Chalid al-Khan verbeugte sich tief vor Zuwayy, ergriff dann die hingestreckte Rechte des Libyers und führte sie leicht an beide Wangen. Al-Khan war Ende vierzig, ein fundamentalistischer sunnitischer Geistlicher, der in den Achtzigerjahren engagiert -fanatisch, sagten manche – dafür gekämpft hatte, in Ägypten die Scharia einzuführen; bis dahin war das ägyptische Zivilrecht ein Mischmasch aus englischem Common Law und französischem Code Napoleon gewesen, das zur allgemeinen Verwirrung mit einer kräftigen Dosis türkischen Rechts angereichert war. Als höchster ägyptischer Geistlicher plädierte alKhan für die Umwandlung Ägyptens in einen wahrhaft islamischen Staat und kritisierte Salaam so wortgewaltig,
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