Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brown, Dale - Feuerflug

Brown, Dale - Feuerflug

Titel: Brown, Dale - Feuerflug
Autoren: Dale Brown
Vom Netzwerk:
wie er dessen Vorgänger Mubarak kritisiert hatte. Ähnlich wie Zuwayy trug al-Khan traditionelle arabische Gewänder und einen Turban.
    »Majestät, es ist mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen«, flüsterte al-Khan ehrfürchtig.
    »Möge der Segen des Propheten jetzt und immer auf Ihnen ruhen.«
    »Und auf Ihnen, mein Sohn«, erwiderte Zuwayy. Er sah erneut zu Salaam hinüber, als wollte er ihm al-Khans Beispiel zur Nachahmung empfehlen. »Der Prophet gestattet den Gläubigen natürlich, überall zu beten«, sagte er zu Salaam, »aber sein Auge ruht besonders wohlgefällig auf denen, die sich mit ihren Brüdern zum Gebet vereinen.«
    »Entschuldigung, Hoheit«, murmelte Salaam.
    »Wie ich sehe, ziehen Sie es vor, sich wie ein Ungläubiger zu kleiden«, fuhr Zuwayy fort. »Und Sie gehen bartlos, was Allah ebenfalls missfällt. Immerhin tragen Sie noch den adab alimana«, fügte er hinzu, indem er auf Salaams Turban deutete, »obwohl er nicht die von Seiner Heiligkeit dem Propheten vorgeschriebene Länge zu haben scheint. Ich empfehle Ihnen dringend ...«
    »Herr Präsident ... äh, Hoheit«, unterbrach Salaam ihn und benützte absichtlich den falschen Titel, nur um den Libyer zu ärgern. »Allah, gepriesen sei sein Name, kennt das Herz und die Gedanken aller Menschen. Ich bin sein Diener und diene ihm auf meine Weise.«
    »Der Prophet hat uns gelehrt, wie wir Allah zu dienen haben«, erwiderte Zuwayy streng. »Liegt es in unserer Macht, müssen wir ihm gehorchen. Bitte verspotten Sie den Propheten und die Gläubigen nicht, indem Sie uns erklären, nicht mitzubeten sei eine zulässige Methode, Allah zu preisen. Sie müssen ...«
    »Ich nehme das zur Kenntnis, Hoheit«, unterbrach Salaam ihn nochmals. Er verbeugte sich vor Zuwayy, und seine Frau knickste erneut, aber weder der Libyer noch al-Khan reagierten darauf. »Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich muss meine Begrüßungsrede vorbereiten. Bis heute Abend.« Er wandte sich ab und ging davon, bevor Zuwayy noch etwas sagen konnte.
    Das Präsidentenpaar begrüßte weitere Gäste, wurde aber bald in den vorderen Teil der Säulenhalle geleitet und rasch über den Ablauf der Feierlichkeiten informiert. »Es ist keine gute Idee, Zuwayy zu verärgern, Kamal«, erklärte Susan ihrem Mann halblaut. »In Nordafrika und anderswo ist er sehr angesehen. Die Fundamentalisten lieben ihn, und die meisten seiner Feinde fürchten ihn.«
    »Er ist ein arroganter, eitler Hochstapler«, sagte Salaam angewidert. »Wir alle haben Oberst Gaddhafi für einen brutalen Diktator gehalten, aber Zuwayy ist hundertmal schlimmer. Ich hatte gehofft, in Libyen sei ein echter Senussi an die Macht gekommen – dann hätten wir vielleicht einen dauerhaften Frieden erlebt. Aber so müssen Ägypten und große Teile Europas darauf vorbereitet sein, sich gegen die Großmachtansprüche, die er mit den verrückten Mudschaheddin aushecken wird, zur Wehr zu setzen.« Er sah sich um und stellte fest, dass al-Khan noch immer mit Zuwayy sprach. »Oder vielleicht sollten wir darauf vorbereitet sein, uns gegen den Feind im eigenen Haus zu verteidigen.«
    »Chalid al-Khan mag nicht zu deinen treuesten Anhängern gehören, Kamal«, sagte Susan, »aber er vertritt die loyale Opposition.«
    Salaam lächelte, dann drückte er zärtlich die Hand seiner Frau. »Liebste, du bist eine der klügsten und nachdenklichsten Frauen, die ich kenne, aber du hast praktisch keine Ahnung von Machtpolitik«, sagte er. »Zehn Jahre als Nachrichtenoffizier in der amerikanischen Luftwaffe sind in der Tat eine eindrucksvolle Erfahrung, aber unbedeutend im Vergleich zu einem Jahr, das man in der Volkskammer in Diskussionen mit Männern wie Zuwayy und al-Khan verbringt. Sie und die übrigen Angehörigen der ›loyalen Opposition‹ hätten keine Bedenken, einem eine Beleidigung an den Kopf zu werfen oder einen Kinnhaken zu verpassen.«
    »Hältst du mich tatsächlich für so ahnungslos, Kamal?«, fragte Susan scherzhaft.
    Salaam sonnte sich im überirdischen Licht ihres viel sagenden Lächelns. »Ich würde dir nie vorwerfen, ›ahnungslos‹ zu sein, Liebste«, sagte er. »Aber selbst Geistliche und Ulamas wie al-Khan haben nicht die geringsten Skrupel, Gesetze zu übertreten, um zu bekommen, was sie wollen. Für sie steht zu viel auf dem Spiel, in dieser Welt wie in der nächsten. Sie sind fanatisch – sie glauben, eine Mission zu erfüllen, im Auftrag und mit voller Billigung Allahs zu handeln. Die Nation, das Land, auch das eigene
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher