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Brown, Dale - Feuerflug

Brown, Dale - Feuerflug

Titel: Brown, Dale - Feuerflug
Autoren: Dale Brown
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ägyptischen Soldaten bewacht, und ein Dutzend Scharfschützen der Präsidentengarde hielten die Empore besetzt –, aber Zuwayy hatte als Einziger seine Leibwache mitgebracht.
    Salaam legte Zuwayy seine Hände auf die Schultern und umarmte ihn nach arabischer Sitte. »Willkommen in Kairo! Wir fühlen uns durch Ihre Anwesenheit geehrt, Herr Präsident.« Dies war sein erstes Zusammentreffen mit dem neuen Führer des benachbarten Libyen, der keinen sonderlich sympathischen Eindruck machte. Zuwayys Lippen wurden zu schmalen Strichen, und seine Hände verschwanden verstört in den weiten Ärmeln seiner wallenden Seidengewänder.
    Der libysche Minister für Arabische Einheit machte ein entsetztes Gesicht. »Verzeihung, Herr Präsident«, sagte Minister Hijazi mit leiser, aber strenger Stimme, »aber mein Gebieter wünscht als ›Königliche Hoheit‹ oder ›König Idris der Zweite‹ angesprochen zu werden. Ich bin sicher, dass mein Ministerium das Ihrem Präsidialamt rechtzeitig mitgeteilt hat. Und Ihre Hoheit ohne Erlaubnis zu berühren, ist absolut verboten.«
    »Gewiss«, antwortete Salaam.
    »Ja, das ist uns mitgeteilt worden.« Er verbeugte sich vor Zuwayy.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Hoheit.«
    Das war natürlich ein Witz – und das wusste jeder. Jadallah Zuwayy behauptete, ein Nachkomme der Scheichs der Dynastie al-Senussi zu sein, jenes mächtigen Nomadenstamms aus der Wüste, der unter türkischer Besetzung die drei Königreiche Tripolitanien, Cyrenaika und Fessan zum islamischen Königreich Libyen vereinigt hatte. Nachdem in Libyen Erdöl gefunden worden war, hatte Muammar Gaddhafi im Jahr 1969 den Militärputsch angeführt, durch den König Idris al-Senussi gestürzt worden war. Die Scheichs der Dynastie al-Senussi wurden von Gaddhafis Todesschwadronen in den Untergrund getrieben und bildeten die Senussi-Bruderschaft, eine monarchistische Aufständischenbewegung. Jetzt behauptete Zuwayy, er habe die Ehre seiner Familie gerettet, indem er Gaddhafi das Land im Namen der Senussi-Bruderschaft wieder abgenommen habe.
    Seine Ansprüche waren durch nichts begründet. Zuwayy, der Sohn einer Führungskraft in der Ölindustrie und einer Hausfrau, war ein ehemaliger Pionieroffizier, der auf einem verhältnismäßig obskuren Posten Infanteristen im Umgang mit Sprengmitteln unterwiesen hatte. Obwohl man ihm das nie hatte nachweisen können, wurde allgemein vermutet, Zuwayy habe sich der Libyschen Islamischen Kampfgruppe angeschlossen, einem Ableger der Mudschaheddin – ultranationalistische Rebellengruppen, die im Nahen Osten und Asien den Sturz dortiger Regierungen planten, um sie durch fundamentalistisch islamische Regierungen zu ersetzen. Ein großer Teil seiner finanziellen Mittel kam von den Mudschaheddin im Iran und im Sudan, die kollektiv als Moslem-Bruderschaft bekannt waren und zu denen Zuwayy enge Kontakte pflegte.
    In seinen Adern floss kein königliches Blut, und seine Familie kam nicht aus dem berühmten Nomadenstamm der alSenussi, der in Freiheitskriegen gegen Türken, Italiener und Deutsche gekämpft hatte. Die Nachkommen der Dynastie alSenussi lebten in Afrika und dem Nahen Osten verstreut, in ständiger Angst vor libyschen Todesschwadronen, die ihnen auf Befehl von Oberst Gaddhafi nachgespürt hatten. Obwohl Zuwayy behauptete, er wolle die Dynastie al-Senussi wieder in ihre alten Rechte einsetzen, bewirkte sein Ruf als brutaler, fanatischer Sozialneurotiker, dass deren Mitglieder sich noch ängstlicher versteckt hielten. In Afrika und dem Nahen Osten wagte keiner, seinem Herrschaftsanspruch entgegenzutreten. Die westlichen Medien spotteten über seine Behauptungen und wiesen mehrmals schlüssig nach, dass er kein Senussi war, aber diese Beweise wurden weitgehend ignoriert, vor allem in Libyen selbst.
    Präsident Salaam unterdrückte ein leises Grinsen über Hijazis Ausführungen und deutete auf die Gestalt rechts neben sich. »Hoheit, ich möchte Ihnen meine Frau Susan Bailey Salaam vorstellen ... Madame, es ist mir ein Vergnügen, Sie mit Seiner Königlichen Hoheit, König Idris dem Zweiten, Präsident des Vereinigten Islamischen Königreichs Libyen, bekannt zu machen.«
    Susan Salaam trat vor, machte einen tiefen Knicks, hielt den Blick gesenkt und hob die rechte Hand zum Gruß.
    »Willkommen in Ägypten, hoher Herr. Wir fühlen uns durch Ihre Anwesenheit geehrt.«
    Dass ihr Mann das für zu viel Show hielt – selbst für Zuwayy –, war offensichtlich. Zu seiner Überraschung entbot Zuwayy ihr
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