Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot
Autoren: Diana L. Paxson
Vom Netzwerk:
schon früh hatte Gwendivar gelernt, welche Vorteile es haben konnte, sich klammheimlich davonzustehlen.
    Sie wollte den Rest der Feierlichkeiten sehen. Am Rande des Festes boten fahrende Händler ihre Waren in Ständen aus verwobenen Zweigen und gestreiften Stoffflicken feil. Nur ein paar von ihnen waren da, und in Zeiten römischer Herrschaft hätte man ihre Ware als Tand betrachtet, aber an diese Tage erinnerten sich nur noch die älteren Menschen. Früher hätten sie das Fest vermutlich in Lindinis, der Stadt ihres Vaters gefeiert, anstatt die meiste Zeit in der alten Villa in den Hügeln zu verbringen. Der Landbevölkerung erschienen die roten Ton-Öllampen und die Ketten aus römischem Glas ausgesprochen erlesen. Voller Bewunderung schlenderte Gwendivar zwischen ihnen umher, und einer der Händler schenkte ihr ein grünes Band, mit dem sie die Haare zurückbinden konnte.
    Der Nachmittag neigte sich dem Ende zu, als sie eine der Frauen ihrer Mutter mit ausgesprochen mürrischer Miene auf sich zukommen sah. Plötzlich fiel Gwendivar ein, dass Petronilla sich recht unmissverständlich über das Verhalten ausgedrückt hatte, das man von einer Häuptlingstochter bei diesem Fest erwartete. Sie wusste, dass sie nicht gehorcht hatte, und es kümmerte sie nicht, bestraft zu werden, nachdem das Fest vorüber war, aber die Sonne stand noch ein gutes Stück über den Bäumen!
    Bevor die Frau sie packen konnte, huschte Gwendivar wieder davon, zunächst hinter einen Karren, dann um die Reihen der Pferde auf den Schutz der Bäume zu. Vielleicht kannten die Jäger ihres Vaters diese Wälder besser als sie, aber Gwendivar bezweifelte, dass irgendjemand sonst sie finden könnte, sobald sie sich zwischen den Bäumen versteckte. Und sogar ein Waldmensch würde wohl zweimal nachdenken, ehe er den engen Tunneln folgte, die ein kleines Mädchen mühelos zu bewältigen vermochte.
    Einer davon führte sie auf eine kleine, von Haselsträuchern umgebene Lichtung. Das Gras in der Mitte wirkte geplättet, als hätte dort jemand geschlafen, und an einem der Haselzweige hing eine Blumenkrone. Gwendivar musste lächeln.
    Es war aufregend gewesen, letzte Nacht die Tänze und die nackten, im Licht der Feuer glänzenden Körper zu beobachten, dem Klang der Trommeln zu lauschen. Zwar hatte sie nicht recht begriffen, wonach diese Männer und Mädchen trachteten, wenn sie über die Flammen spran gen oder einander umarmend und lachend in den Wald rannten, aber sie wusste, dass es etwas Wundervolles sein musste, ein Teil der Magie, welche das Land am Beltene-Abend versprühte.
    Hier auf der Lichtung fühlte Gwendivar immer noch ein wenig davon. Die Sinne geöffnet, hockte sie reglos da, nahm die im Gras gespeicherte Wärme des Nachmittags in sich auf. Die Klänge des Festes wirkten fern, und je länger sie verharrte, desto schwerer wurden ihre Lider, desto ferner die Geräusche. In der Nacht zuvor hatte sie wenig geschlafen, und der Tag war betriebsam gewesen. Die warme Luft liebkoste sie; schläfrig rollte sie sich im zerwühlten Gras zusammen.
     
    Es war eine Veränderung des Lichts, die sie weckte, ein Strahl der sinkenden Sonne, der sich durch das Gewirr der Zweige einen Weg zu ihren geschlossenen Lidern bahnte. Immer noch im Halbschlaf versuchte sie die Augenlider fester zu schließen und wandte den Kopf ab, doch die schräg stehende Sonne sandte ihre letzten Strahlen gleich einem Schauer durch die Bäume. Seufzend rieb Gwendivar sich die Lider und schob sie einen Spalt auf.
    Jeder Stock, jeder Stein auf der Lichtung schimmerte, jedes Blatt, jeden Grashalm säumte ein Flammenkranz. Hübsch…. dachte sie mit halb verschwommenem Blick und streckte den Arm aus. Alles birgt ein Licht in seinem Innersten, sogar ich… Ihre blasse Haut leuchtete unter den Kratzern, den Erdflecken und den goldenen Sommersprossengrüppchen.
    Ein Flackern am Rande ihres Blickfeldes erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie schaute genauer hin; etwas bewegte sich dort. Verwirrt von der Schönheit dessen, was sie sah, regte sie sich nicht, auch nicht, als die wirbelnden Funken sich vor ihren Augen in feingliedrige Gestalten verwandelten, die über die Lichtung huschten. Zunächst wirkten sie winzig, aber sie schienen imstande zu sein, ihre Größe willkürlich zu verändern, und sie bewegten sich, als wären sie schwerelos oder besäßen Flügel. Und alsbald erkannte sie, dass jenes Säuseln weder der Wind noch Musik war, sondern das Geplapper hoher, süßer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher