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VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

Titel: VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
Autoren: Jeri Smith-Ready
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1
Whole Lotta Shakin’ Going On
    Woran ich glaube, lässt sich an einer Hand abzählen. Das funktioniert sogar dann, wenn diese Hand zu zwei Fünfteln damit beschäftigt ist, eine Zigarette zu halten. Oder beim Schattenspiel das Häschen zu mimen. Oder beim Heavy-Metal-Konzert mit einschlägigen Gesten mitzurocken. Denn das, woran ich glaube, lässt sich auf drei Hauptkategorien eindampfen:
    1. Rock ’n’ Roll
    2. Vampire
    3. teure, richtig gute Schuhe
    Nummer zwei ist auf der Liste gelandet, als mich, es ist noch gar nicht so lange her, ein Vampir gebissen hat. Es passierte während einer – wie es auf Brav so schön heißt – ›intimen Annäherung‹. Nummer drei wurde erst später, nach Nummer zwei, Teil meines Credos, nämlich als mir die Identität und damit die weltlichen Besitztümer meiner toten untoten Chefin Elizabeth Vasser zufielen. Elizabeth war Eigentümerin des Radiosenders WVMP, des Herzbluts des Rock ’n’ Roll.
    Im Grunde bin ich also nicht eine, sondern zwei Personen. Allerdings nur auf dem Papier. Im richtigen Leben bin ich nur Ciara Griffin, unterbezahlte Leiterin von WVMPs Marketing-Abteilung und unbezahlte Wundertäterin unseres Vampir-Radiosenders.
    Aber an Abenden wie dem heutigen gleicht das Marketing selbst einem Wunder.
    Das Smoking Pig ist gerammelt voll mit Fans, die den Abend vor Halloween – auch bekannt als Hexenoder Teufelsnacht, alias Dienstag – in ihrer Lieblingsbar mit ihrem Lieblingsradiomoderator verbringen wollen. Sie wollen mit ebenjenem DJ feiern, der sie in eine andere Ära und eine andere Welt eintauchen lässt – eine Welt, in der Vampire tatsächlich existieren könnten.
    Die Theke im Rücken, lehne ich mich gegen deren Handlauf aus Messing. Ich versuche, nicht von einem Pärchen niedergewalzt zu werden, das als Marilyn Monroe und Marilyn Manson geht. Der Typ im Monroe-Kostüm ist sicher nicht älter als einundzwanzig. Aber er twistet zu einem fünfzig Jahre alten Hit mit derselben Begeisterung, die sein Großvater damals an den Tag gelegt haben dürfte.
    Über mir hängt das schwarze Sender-Banner an einem der rustikalen Querbalken aus altem Holz. Darüber sind passend zum Anlass künstliche Spinnweben drapiert. Es zeigt unser Senderlogo: eine elektrische Gitarre, auf der Vampirzähne zwei blutende Bissmale hinterlassen haben.
    Die beiden Marilyns rempeln mich schon wieder an. Rasch prüfe ich den Sitz meines kilometerlangen dunkelblonden Pferdeschwanzes. Bluse mit Blümchendruck und passender knapper Hosenrock sollen mich zu zwanzig Prozent der Go-Go’s machen (den Belinda-Carlisle-zwanzig-Prozent). Daher bin ich ganz dankbar dafür, dass die Menge auf der Tanzfläche ausreichend Hitze abstrahlt. Der Oktober in Maryland kennt keine Gnade mit Menschen in Strandbekleidung.
    »Entschuldigen Sie bitte!«, brüllt eine Stimme zu meiner Linken. Da versucht tatsächlich jemand, Jerry Lee Lewis zu übertönen, der gerade mächtig in die Tasten seines Pianos haut.
    Ich spähe über den Rand meiner rosaroten Sonnenbrille und erblicke einen jungen Mann etwa in meinem Alter und meiner Größe: Mitte zwanzig, um die ein Meter fünfundsiebzig und so schmal gebaut, dass es an Dünnsein im Heroin-Chic-Look grenzt.
    »An der Theke hat man mir gesagt, ich solle mich an Sie wenden«, erklärt der dürre Spargel jetzt.
    Eingehend mustere ich sein ausgebleichtes blondes Haar, das ihm ins Gesicht fällt, seine verwaschenen Jeans und das verblichene Weezer-T-Shirt. Der verschmierte schwarze Eyeliner betont seine haselnussbraunen Augen hinter den runden Brillengläsern.
    »Billy Idol gekreuzt mit Harry Potter: gefällt mir!«
    Er legt eine Hand an die Ohrmuschel. »Hä? Was?«
    »Deine Aufmachung«, brülle ich. Nach einer einzigen Stunde auf dieser Party bin ich schon ganz heiser.
    Gereizt runzelt er die Stirn und funkelt mich böse an. Er rückt den Riemen seiner Tasche auf seiner linken Schulter zurecht. »Ich heiße Jeremy Glaser. Ich habe hier an der Uni in Maryland meinen Bachelor in Journalismus gemacht und sitze jetzt am Master. Ich bin hier, weil ich eine Story über euren Sender schreiben will.«
    Hoppla, dann ist sein Outfit gar keine Halloween-Verkleidung!
    Mit dem üppig tätowierten Arm macht er eine unbestimmte Bewegung in Richtung rückwärtiger Mauer des Smoking Pig. »Können wir irgendwo reden?«
    Mit einer Hand greife ich hinter mich und angele nach meinem Glas Ginger Ale. »Interviews nur nach vorheriger Terminabsprache. Gib mir deine E-Mail-Adresse und
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