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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot
Autoren: Diana L. Paxson
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hatten gewollt, dass der Samen ihres Bruders darin aufging. Sie wagte nicht, sich ihnen zu widersetzen. Morgause war wie geschaffen, um Kinder zu gebären, aber eine Frau setzte im Kindbett ihr Leben genauso aufs Spiel wie ein Mann, wenn er in eine Schlacht zog. Schon bald würden die Götter über Mutter und Kind richten. Und wenn ein solches Kind leben sollte… gewiss war ihm ein gewaltiges Schicksal vorherbestimmt.
    Ein Stein rutschte unter ihrem Fuß weg, und sie hielt sich an Dugechs Arm fest, die neben ihr ging.
    »Herrin, bitte, lasst mich eine Sänfte rufen, die Euch zurück zur Feste bringt!«
    Morgause schüttelte den Kopf. Jetzt aufzugeben, käme einem Zeichen von Schwäche gleich. Trotzig richtete sie sich auf.
    »Dann lasst uns Euch hinuntertragen – «
    Ohne zu antworten, marschierte Morgause weiter. Der Himmel wurde heller. Die gegenüberliegende Seite der Schlucht zeichnete sich kahl gegen jenes fahle Licht ab; darunter klaffte ein Loch der Finsternis. Ich steige in die Unterwelt hinab, dachte sie und unterdrückte eine aufwallende Panik. Kurz überlegte sie, Dugech ihren Willen zu lassen, doch nun, da die Anstrengung ihren Kreislauf angeregt hatte, fühlte sie sich besser als zuvor.
    »Das Ritual erfordert, dass ich zur Quelle wandere, und es wird mir gut tun. Ich bin zu lange drinnen herumgehockt. Bleib nur dicht bei mir, damit ich nicht stürze.«
    Sie zogen weiter. Das fahle Firmament verwandelte sich in Perlgrau, und dann, als der Schein der Fackeln verblasste und die gestaltlosen Schatten entlang des Pfades zu Sträuchern und Bäumen wurden, erstrahlte das Firmament in zartem Rosa. Sie hatten die Stelle erreicht, wo der Pfad durch das Tal jenen kreuzte, der von der Feste herabführte. Morgause drehte sich um. Hinter dem schartigen Gipfel des Wachhügels begann der Himmel golden zu leuchten.
    Von da an versuchte sie sich zu beeilen und dem kriechenden Schmerz in ihrem Kreuz keine Beachtung zu schenken. Mittlerweile wünschte Morgause, sie hätte die Sänfte rufen lassen, aber nun hatte sie die Quelle beinahe erreicht. Erleichtert spürte sie, wie der Pfad flacher wurde, und sog tief die feuchte Luft ein. Unter den Mänteln der Maiden schimmerten die weißen Leinengewänder. Morgause hielt inne, um die Nadeln zu lösen, die ihren eigenen Mantel zusammenhielten. Dankbar richtete sie sich auf, als das Gewicht des Kleidungsstücks zu Boden glitt. Gänsehaut überzog ihre Arme, als die frische Luft die Haut berührte, doch ihr Blut war von dem Marsch noch so erhitzt, dass die Kälte sie nicht störte.
    Sie gab der rothaarigen Leuku ein Zeichen, die das Bronzegefäß trug, und schritt auf die Quelle zu. Im Osten strahlte der Himmel golden. Über ihr erstreckte er sich fahlrosa, aber die vereinzelten Wolken, in denen sich das Sonnenlicht fing, erinnerten an flammende Banner.
    Schweigend beobachteten die Frauen, wie das Licht sich verstärkte, bis ein Feuerkranz den Felsen über ihnen säumte. Als das Sonnenrad am Himmel aufstieg, gleißte Licht zwischen den Birken und funkelte auf dem Wasser der Quelle, als wäre darin ein Feuer entfacht. Angehaltener Atem wurde in einem Schrei ausgestoßen »Wasser des Lebens, das du von den Tiefen heraufdringst – «, sang die Königin.
    »Bring uns deinen Segen!«, antwortete der Chor der Maiden.
    »Feuer der Macht, das du vom Himmel herabschießt – «
    »Bring uns deinen Segen!«
    »Feuer im Wasser, das du die kühle Flamme nährst – «, sang sie weiter und harrte der Antwort der anderen.
    »Wir trinken die Macht und hoffen, dass Schutz du gewährst.«
    Vorsichtig bückte sie sich und neigte den Rand des Kessels, damit das glitzernde Wasser hineinrinnen konnte. Als sie sich aufrichten wollte, verwandelte sich der Schmerz in den Lenden in eine plötzliche Wehe. Einen Augenblick konnte Morgause sich nicht bewegen. Als sie wieder zu atmen vermochte, streckte sie sich und redete sich ein, es sei lediglich eine weitere Vorwehe gewesen. Die hatte sie bereits seit Wochen, und sie wusste, es war nur der ferne Donner, der den Sturm ankündigt.
    Doch beim nächsten Schritt spürte Morgause zwischen den Schenkeln eine warme Flüssigkeit; da begriff sie, dass die Zeit des Wartens ein Ende hatte.
    »Herrin!«, rief Dugech, als das Rinnsal das Kleid der Königin dunkel färbte.
    Morgause rang sich ein Lächeln ab. »Das Nass meines Leibes fließt gleich dem der heiligen Quelle. Lasst es mein Opfer sein…« Sie hielt Leuku den Kessel hin, die ihn mit weit aufgerissenen
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