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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot
Autoren: Diana L. Paxson
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trank den Met, den sie ihm anboten, doch obwohl viele seiner Männer sich in die laubgebetteten Schatten führen ließen – wo Gwalchmai sich zweifellos längst aufhielt –, blieb Artor bei den Feuern.
    So ehrst du die Göttin, mein Kind?, dachte Igraine betrübt und hörte gleich einer Zustimmung leises, glockenhelles Gelächter. Doch Artor war mit der Vermutung aufgewachsen, ein Bastard zu sein, besann sie sich voll jähem Schmerz. Kein Wunder, dass er Bedacht zeigte, wo er den eigenen Samen pflanzte.
    Er braucht eine Königin, die als deine Priesterin dient, Herrin!, erklärte sie der flammenerhellten Dunkelheit. Zeig mir die Frau, die sein Bett und seinen Thron teilen wird!
    Das Bild zerbarst. Farben zerflossen in Strudeln flüssigen Lichts, malten ein Land sanfter Hügel und friedlicher Wälder, ein rundum freundlicheres Gebiet als die Küste Demetias. In einem geschützten Tal stand dunkel und still die Villa eines britischen Fürsten, während die Männer seines Stammes auf der Weide darunter feierten. Doch am Ende des Feuerscheins regte sich etwas. Igraine richtete den Blick darauf; sie sah ein schlankes Mädchen mit bernsteinfarbenen Augen und einem Gewirr rotgoldener Haare. Das junge Ding umklammerte eine alte Decke, während es die Tänze beobachtete. Sogar stehend schien die Maid wie ein junger Baum im Wind zu schwanken. In Bewegung musste sie wunderschön sein.
    Als das Bild sich verdunkelte, erklang abermals die Stimme der Göttin in Igraines Bewusstsein – »Sie ist Leodegranus’ Tochter. Ihr Name lautet Gwendivar…«
    Sie ist noch ziemlich jung, dachte Igraine, zu jung, um zu verstehen, was dies bedeutet. Ich muss sie finden und sie auf ihr Schicksal vorbereiten…
    Bilder flackerten vor ihr auf: Gwendivar erwachsen, das leuchtende Haar mit Blumen gekrönt… lachend, tanzend, auf einer grauen Stute durch die Wälder preschend… und noch älter; das von Gram entstellte Antlitz sieht zum ersten Mal wie das einer sterblichen Frau aus, nicht mehr wie das einer Märchenfee. Igraine wollte mehr sehen, doch ihre Sicht verschwamm, sodass sie benommen, schwindlig, in Leere treibend zurückblieb.
    Mühevoll gelang es ihr, wieder die Herrschaft über sich zu erlangen. Ein Schicksal vorherzusehen verriet nicht unbedingt, wie man es veränderte, denn die Überlieferungen besagten, dass es sich ständig veränderte, und durch das Bestreben, den Ausgang zu vermeiden, war schon so mancher zur Ursache geworden. Es schien besser, Wissen über näher liegende Ereignisse zu erlangen, denn wenn man sie schon nicht verhindern konnte, so konnte man sich wenigstens auf sie gefasst machen.
    Morgause… Mit der bedauerlichen Erkenntnis, dass ihre Sorge eher Pflichtgefühl denn Verlangen entsprang, versuchte Igraine, das Ergebnis der Schwangerschaft ihrer Tochter zu erspähen.
    Hoch oben auf Dun Eidyn tranken die Krieger der Votadini auf ihren König. Sie sah, wie die hoch schwangere Morgause das Horn zwischen ihnen herumtrug, da sie zum Tanzen schon zu unbeweglich war. Von Zeit zu Zeit hielt sie inne und biss sich kurz auf die Lippe, ehe sie weiterging.
    Das Kind wird sehr bald kommen, dachte Igraine, weiß sie es? Aber dies war Morgauses fünfte Schwangerschaft. Mittlerweile musste sie die Zeichen ihres Körpers kennen. Es war Sturheit, nicht Unwissenheit, die sie an diesem Beltene-Abend auf den Beinen hielt. Igraine unterdrückte den Ärger, den Gedanken an ihre Tochter allzu oft in ihr aufkeimen ließen.
    Wird die Geburt gut verlaufen? Was wird dieses Kind Britannien bringen?
    Das Gleißen der Morgensonne auf dem Wasser zersprengte ihre Sicht. Doch im nächsten Augenblick wurde sie durch eine Flut von Rot ersetzt. Der zornige Schrei eines Kindes verfestigte sich zum Schlachtgebrüll einer Armee.
    Die Angst um ihre Tochter wich einem namenlosen Entsetzen, als sie Morgause erblickte, deren Züge vom Alter schlaff und von Hass verzerrt wirkten, und neben ihr einen Knaben, dessen Antlitz ein jüngeres, helleres Ebenbild des ihren war. Nur in der Kieferpartie war das Erbe eines anderen zu erkennen, wenngleich Igraine nicht recht zu sagen vermochte, wessen Erbe. War es das, was ihr Innerstes erschauern ließ, oder war es das bösartige Funkeln in den Augen des Knaben? Rote Finsternis flackerte über ihre Sicht; ein Rabenbanner vor einem feurigen Himmel. Und dann verwandelte es sich in einen Rabenschwarm, und eine Stimme rief:
    »Er wird Blut und Feuer bringen und das Ende eines Zeitalters… Alles vergeht, denn sonst
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