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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot
Autoren: Diana L. Paxson
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ermöglichte.
    Jenseits des Schutzschirms aus Weiden und des silbrig glänzenden Wassers kauerte der Berg wie eine gebückte, greise Frau, gehüllt in einen Mantel aus blauen Nebelschwaden, vor dem dunkelnden Himmel. Jenen Eindruck hatte Igraine schon als Mädchen gehabt, damals, als sie diesen Ort zu ihrem ungestörten Badeplatz auserkoren hatte. Mittlerweile war sie selbst eine greise Frau. Aber der Berg war unverändert.
    Sie hängte das grob gewebte Handtuch über einen Zweig, streifte den Mantel von den Schultern und schauderte ein wenig ob der Berührung der kühlen Luft. Kurz zauderte sie, auch das Hemdkleid abzulegen, doch wärmer würde es ohnehin nicht werden. Sie verkniff sich ein Lächeln, als sie das Hemd über den Kopf streifte und den Weg hinunter zum Wasser antrat.
    Weiß und schwankend wie ein Birkenstamm spiegelte es ihren Leib wider. Ich bin ein schwindender Mond… dachte sie ironisch. Sogar ihr einst goldenes Haar war zu einem hellen Silbergrau verblasst. Als Mädchen hatte sie heimlich die älteren Priesterinnen beim Baden beobachtet und sich darüber gewundert, dass ihre Körper immer noch so glatt und geschmeidig waren. Es überraschte sie immer noch, als sie an sich herunterblickte und feststellte, dass ihre eigene Gestalt so viel jünger aussah als ihr Anblick im Spiegel. Gewiss, ihre Brüste hingen flach an dem Brustkorb, und den Bauch hatten zwei Schwangerschaften geweitet, ihr Gesäß aber war straff vom Wandern, die Arme wirkten kräftig.
    Hätte Uther noch gelebt, er hätte seine Freude an ihrem Körper gehabt, doch er ruhte nun neben seinem Bruder in jenem Grabhügel vor dem Tanz der Riesen. Sie war nicht mehr Hochkönigin und seine Gemahlin. Inzwischen war es ihr Sohn Artor, der herrschte. Nachdem die Fürsten Britanniens ihn auserkoren hatten, hatte Igraine angeboten, zu bleiben und seinen Haushalt zu verwalten, aber die Herren Britanniens, die das Recht ihres Sohnes auf das Königtum anerkannten, wollten keine mütterliche Einmischung in den Vorgang, ihren Sohn in einen König zu verwandeln. Selbst Merlin wurde nur widerwillig als sein Tutor geduldet, vermutlich, weil man ihn fürchtete.
    Und so war sie auf die Insel der Maiden zurückgekehrt, um jene Rolle wieder einzunehmen, für die sie geboren worden war. Sie schrieb Artor regelmäßig Briefe und versuchte ihm jenes Geleit zu geben, das sie ihm zuvor nicht hatte geben dürfen, doch ihre Ratschläge entsprangen immer häufiger ihren Meditationen als Priesterin denn ihren Erinnerungen an das Leben als Uthers Königin. Bei den raren Besuchen, die sie ihrem Sohn abstattete, erschien ihr sein Hof wie eine andere Welt. In letzter Zeit war die Gesundheit ihres Körpers nur noch deshalb von Belang, weil er ihrer Seele diente. Und die – sie lächelte hinab auf die Frau, die ihr aus dem Wasser entgegenblickte – war immer noch jene der Maid, die vor so langer Zeit zum ersten Mal in diesen Wassern gebadet hatte.
    Immer noch lächelnd, schritt sie das abfallende Ufer hinab ins Wasser.
    »Gesegnet seien meine Füße, auf dass ich auf deinen Pfaden wandeln möge… gesegnet seien meine Beine, auf dass ich vor dir stehen möge… gesegnet sei mein Leib, auf dass ich dein Schrein sein möge…«
    Sie schöpfte Wasser aus dem See und reinigte jeden Teil ihres Körpers. Dabei murmelte sie unablässig die Worte, die sie in ein angemessenes Gefäß für die Macht der Göttin verwandeln würden.
     
    Die Insel der Maiden lag verborgen im doppelten Schutz des Sees und der Hügel ringsum. Die Römer hatten die Druidenpriesterschaft der Insel Mona hingemetzelt und sie aus Avalon vertrieben, das die Menschen heute die Insel aus Glas nannten, diese Zuflucht jedoch hatten sie nie entdeckt. Im Lauf der Zeit waren die Hütten aus schlamm-beworfenen Weidenruten durch Steinbauten ersetzt worden, doch in manchen Dingen hielten die Priesterinnen immer noch an den alten Traditionen der Druiden fest, und die heiligsten ihrer Rituale fanden unter freiem Himmel statt.
    Zusätzlich zum doppelten Schutz der Insel bildete der Haselhain den innersten Ring um ihre Mitte, wo ein Riss im felsigen Kern des Eilands eine Höhle erschaffen hatte. Der Schrein des Schwertgottes galt als von Menschenhand errichteter Tempel und wurde geduldet, hatte jedoch nie wahrhaft zur Insel gehört. Die Höhle hingegen war ihr ältestes und ursprünglichstes Heiligtum. Nun brannten drei Feuer davor, der Eingang jedoch blieb von Schatten umnachtet.
    Igraine lehnte sich an das geschnitzte
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