Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot
Autoren: Diana L. Paxson
Vom Netzwerk:
Augen entgegennahm.
    Ohne auf Befehle zu warten, flüsterte Dugech einem der jüngeren Mädchen etwas zu und hieß es, den Pfad zurück hinaufzurennen.
    »Lasst uns die Mäntel auslegen und ein Bett für Euch bereiten, Herrin, damit Ihr Euch hinlegen könnt, bis die Sänfte eintrifft.«
    Morgause schüttelte den Kopf. »Ich bin die halbe Nacht gelaufen, um mein erstes Kind zu gebären. Diese Plage wird einfacher, wenn ich so weit wie möglich aus eigener Kraft komme.« Sie wusste, dass sie die Götter herausforderte, doch so lange sie sich bewegte, konnte sie sich dem Wunschdenken hingeben, sie wäre Herrin der Lage. Und so schenkte sie dem bestürzten Widerspruch der Maiden keine Beachtung und trat den Rückweg den Pfad hinauf an.
    Von Zeit zu Zeit überwältigte sie eine Wehe, ließ sie innehalten und Dugechs Schulter umklammern, bis der Schmerz verebbte. Aber alsbald wurde augenscheinlich, dass dieses Kind es eilig hatte, auf die Welt zu kommen. Als sie die Kreuzung erreichten, setzten die Wehen bereits in äußerst kurzen Abständen ein. Morgause wankte und sog den Atem in heiseren Stößen ein. Die Frauen breiteten ihre Mäntel im Gras neben der Straße aus. Dugech ergriff einen Arm, Leuku den anderen; Morgause hatte keine Kraft mehr, sich ihnen zu widersetzen. Sie biss sich vor Schmerz auf die Lippe und ließ sich mit dem Rücken an die Böschung setzen, wo blasse Primeln wuchsen.
    Ihre Finger gruben sich in das frische Gras, als ihre Bauchmuskeln sich anspannten und wieder lösten. Sie sah, dass die Sänfte eingetroffen war, aber inzwischen waren die Dinge zu weit fortgeschritten, um Morgause noch zu bewegen.
    Sie heftete den Blick auf den Umriss des Mondes, der sich vom westlichen Himmel schälte wie perlgraue Rinde von einem Baum. Morgause hörte die Mädchen tuscheln. Es war nicht angemessen, dass die Königin der Votadini ihr Kind wie eine Bettlerin am Rand der Straße gebar. Noch dazu an einer Kreuzung! Am Beltene, wenn das Elfenvolk aus den Winterquartieren in die Sommerheime übersiedelte, mochten nicht nur Menschen die Straße passieren. Morgause schüttelte den Kopf und verleugnete die eigene Furcht. Diese Schwangerschaft an sich war eine Herausforderung an die Götter gewesen – es sollte keine Überraschung sein, dass selbiges für die Geburt galt.
    »Schließt einen Kreis um mich, wenn ihr euch fürchtet«, keuchte sie zwischen zwei Wehen. »Und dann bereitet euch vor, das Kind aufzufangen.«
    Abermals verkrampften sich die Muskeln ihres Bauches, und sie war außerstande, ein Stöhnen zu unterdrücken. Zwischen zwei Geburten schien man den Schmerz stets zu vergessen, doch sie hatte den Eindruck, die Gewalt der Wehen, die sie nun durchliefen, sei heftiger als jede, die sie bisher erfahren hatte; als versuchte der Mutterleib, in seiner Eile, sich der Last in seinem Innersten zu entledigen, sich von innen nach außen zu kehren.
    »Mutter…«, wimmerte sie, dann verkniff sie sich das Wort. Blut träufelte zwischen ihren Schenkeln hervor und befleckte das scharlachrote Kleid. Igraine war nicht hier – sie war nie wirklich da gewesen, wenn Morgause sie brauchte, nicht einmal damals, als sie in derselben Halle lebten. Wieso sollte sie jetzt nach ihr rufen?
    Morgause war stets stolz auf ihre Gabe gewesen, Söhne zu gebären. Aber mitunter starben Frauen bei der Geburt, und sie war nicht mehr die Jüngste. Sterbe ich? Verwirrt kreisten ihre Gedanken. Fordert die Göttin mein Opfer? Schatten tanzten gleich dunklen Schwingen vor ihren Augen.
    Ich bin in deinen Händen, Herrin… Ich biete dir mein Leben an, wenn es dir dient, und das meines Kindes. Mit einem langen Seufzer blies sie den Atem aus und verspürte einen hohlen Kummer, aber keine Furcht.
    Dann erfasste sie ein weiterer Krampf; abermals schrie sie. Der pulsierende Schmerz verwandelte sich in lodernde Pein.
    »Krieger und Mutter des Kriegers – nun müsst ihr um euer Leben kämpfen!«, ertönte eine Stimme aus ihrem Innersten. »Press das Kind aus deinem Leib!«
    Morgause zog die Beine an, grub die Fersen in die weiche Erde und presste mit aller Kraft. Der Druck verstärkte sich, als würde sie entzwei gerissen. Abermals verkrampften sich ihre Muskeln, und sie drückte nach. Sie spürte, wie Geburtsblut spritzte, dann einen heißen Schmerz in den Lenden, als der Kopf des Kindes zum Vorschein kam.
    Das Sonnenlicht vor ihren geschlossenen Lidern glich einem grellen, scharlachroten Wirbel. Heftig sog sie die Luft ein, dann presste sie noch einmal
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher