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Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Titel: Das Schwert des Königs - Dark City ; 3
Autoren: Brunnen Verlag
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Prolog
    Odomar rammte das Schwert in die senkrechte Felswand. Es drang in den Felsen ein wie ein heißes Messer durch Butter. Der junge Mann schnitt eine Kerbe heraus und schuf sich so seinen nächsten Tritt. Wie auf einer senkrechten Treppe, deren Stufen nach innen gekehrt waren, kletterte er an der Wand hoch. Odomar war fünfundzwanzig Jahre alt, kräftig gebaut, hatte dunkelbraunes, leicht gewelltes Haar und blaugrüne Augen. Auf seinem Rücken trug er einen kleinen Rucksack aus dunkelbraunem Wildleder; ein langes, aufgerolltes Seil hatte er sich quer über die Schulter gehängt, und an seinem Gürtel war griffbereit ein großes Jagdmesser befestigt.
    Er war die ganze Nacht durchgeritten und hatte das Atha-Gebirge kurz nach Sonnenaufgang erreicht. Niemand durfte erfahren, dass er das Schwert des Königs aus dem Tempel entwendet hatte, um es in den Bergen zu verstecken. Dies war der letzte Wille des Königs gewesen, und Odomar hatte ihm bei seinem Leben versprochen, das Schwert sicher aus der Stadt zu bringen, bevor es in falsche Hände geriet. Er liebte Herausforderungen, und er liebte seinen Herrn und König, dem er seit seiner Jugend von ganzem Herzen diente und für den er bereit war, alles zu geben, sogar sein Leben, wenn es sein musste. Dass der König ausgerechnet ihm sein Schwert anvertraut hatte, erfüllte ihn mit Ehre und Stolz.
    Es war ein besonderes Schwert. Es hieß, es wäre aus einem Metall geschmiedet, das nicht von dieser Welt war. Es war größer als ein normales Schwert. An der breiten Parierstange zwischen Klinge und Heft befanden sich sechs Messer, drei auf jeder Seite. Wie die Zacken einer Gabel zeigten sie in dieselbe Richtung wie die zweischneidige Mittelklinge. Ein roter Rubin von der Größe einer Glasmurmel war in die Mitte der verzierten Parierstange eingelassen. Es wurde behauptet, der Geist des Königs würde auf diesem Schwert ruhen, und daher wurde es auch landläufig «das flammende Schwert» genannt.
    Weiter und weiter hinauf kletterte Odomar, bis er in schwindelerregender Höhe endlich die Spalte erreichte, die er vom Fuß des Berges aus gesehen und zu seinem Ziel erklärt hatte. Es war nichts weiter als ein schräger Riss im Felsen, zwei Armspannen lang und knapp zwei Ellen breit. Wie weit er in den Berg hineinreichte, war nicht zu erkennen.
    Odomar kroch in die Spalte hinein, lehnte sich erschöpft gegen den Felsen und genoss für einen Augenblick die herrliche Aussicht. Es war ein wunderschöner Tag. Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel, und die Bergluft war klar und frisch. Im Osten, versteckt hinter zwei kahlen Berggipfeln, war ein Stück der Mauer zu sehen, im Süden schlängelte sich der Fluss durch das grüne Tal. Ein kräftiger Wind wehte durchs Gebirge. Unterhalb der Felswand stand Odomars Pferd und graste zwischen den Bäumen.
    Der junge Mann legte das Schwert neben sich, schnallte den Rucksack ab und holte eine Fackel heraus. Er zündete sie an und leuchtete damit in die Felsspalte hinein. Der schmale Gang neigte sich schräg nach unten und verlor sich irgendwo in der Tiefe des Berges. Odomar hielt es für sicherer, das Schwert nicht gleich beim Höhleneingang liegen zu lassen. Also schulterte er den Rucksack wieder und folgte dem Spalt ein Stück weit in den Berg hinein. Und so nahm das Schicksal seinen tragischen Lauf …
    Er war noch nicht weit gekommen, als plötzlich ein eigenartiges Rumoren erklang. Es hörte sich an wie Donnergrollen oder wie das Magenknurren eines Steinriesen. Fast gleichzeitig begannen der Boden und die Wände zu zittern.
    Ein Erdbeben!, durchfuhr es Odomar. Ihm war klar, dass ein Riss im Berg nicht gerade ein geschickter Ort war, um sich bei einem Erdbeben dort aufzuhalten. Und dann geschah es auch schon: Ganze Felsstücke schälten sich von der Decke, und bevor Odomar Zeit hatte, sich zurück zum Eingang durchzuarbeiten, stürzte die Höhle mit einem lauten Krachen ein. Der Gang, der eben noch zwei Ellen hoch gewesen war, wurde wie von einem riesigen Schraubstock zusammengepresst, und Odomar robbte so schnell wie irgend möglich weiter in den Berg hinein. Es war der einzige Fluchtweg, der ihm geblieben war. Er konnte nur hoffen, dass er das Schwert rechtzeitig irgendwo in Sicherheit bringen konnte, bevor der gesamte Tunnel über ihm zusammenbrach oder ihn gnadenlos zerquetschte.
    Der ganze Berg vibrierte, und als Odomar sich nun gebückt weiter vorankämpfte, machte er plötzlich einen Schritt ins Leere. Ein Loch tat sich vor ihm
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