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Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Titel: Das Schwert des Königs - Dark City ; 3
Autoren: Brunnen Verlag
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sich eine unzählbare Schar von Leuten in der Säulenhalle, auf der Treppe vor dem Tempel und rund um den Tempel herum eingefunden: Eltern mit ihren Neugeborenen, aber auch viele Menschen aus der Königsstadt Vardja und Umgebung, die bei diesem einmaligen Ereignis mit dabei sein wollten.
    Voller Spannung erwartete die Menge den König und die Königin. Schon drangen die ersten Sonnenstrahlen über die hohen Gipfel des schneebedeckten Ysah-Gebirges und streiften mit ihrem warmen Licht die grünen Wiesen und goldenen Kornfelder des fruchtbaren Mirin-Tales, als der Schall von Fanfaren das königliche Ehepaar ankündigte. Die Menge teilte sich und kniete links und rechts am Wegrand und auf den von steinernen Löwen flankierten Stufen der Tempeltreppe nieder. Voller Ehrfurcht senkten die Menschen ihre Häupter, als sich der königliche Tross näherte.
    Der Zug wurde angeführt von berittenen Fanfarenbläsern, gefolgt von Trägern, die sich beim Marschieren schwere Fahnenstangen mit dem Wappen Shaírias in die Hüften stützten. Das Wappen zeigte einen aufrecht stehenden Löwen, die Pranke auf einen Schild gelegt, und Strahlen gingen von ihm aus. Hinter den Fahnenträgern kamen Blumenmädchen, die rote Rosenblätter auf den Weg streuten. Danach kamen die Propheten. Sie trugen Kleider aus farbigen Tüchern, die sie sich um den Körper geschlungen hatten und mit deren Enden sie ihre Köpfe bedeckten. An ihren Füßen trugen sie Sandalen, an ihrer rechten Hand steckte ein Siegelring aus Gold.
    Und dann kam die offene königliche Kutsche, gezogen von zwei gewaltigen weißen Langhorntigern mit langem Horn auf der Stirn. Ein paar Knaben liefen neben ihnen her und kraulten sie ab und zu hinter den Ohren, was die riesigen Katzen schnurrend mit sich geschehen ließen. König Kyros und Königin Keyla, in lange Samtkleider gehüllt, saßen in der Kutsche. Der König strahlte mit seinem weißen Haar und seinem weißen Bart eine unvergleichliche Würde aus, die nur noch von der Eleganz und Anmut seiner schönen Gemahlin übertroffen wurde.
    Die Kutsche machte am Fuße des Klippenfelsens Halt, auf dem der Tempel errichtet worden war. Dann stiegen die Fanfarenbläser die Treppe zur Säulenhalle hoch, positionierten sich auf der obersten Stufe und bliesen in ihre langen, geraden Instrumente. Die Fahnenträger verteilten sich auf den vielen Stufen der Tempeltreppe und bildeten mit nach innen geneigten Fahnen einen Korridor für das königliche Paar. Begleitet von den Propheten und gestützt von seinen Dienern stieg der alte König zusammen mit seiner Gemahlin die lange Treppe hinauf zur großen Säulenhalle. Oben angekommen, drehte sich der König schwerfällig seinem Volk zu, hob zitternd die Hand und verkündete mit gebrochener Stimme:
    «Ich grüße euch, Volk von Shaíria, und danke euch, dass ihr unserem Ruf vertrauensvoll gefolgt und mit euren Kindern hergekommen seid. Gott stehe uns bei, dass wir am heutigen Tag den richtigen Thronfolger für unser Land wählen! Möge das Volk von Shaíria durch seine Herrschaft in Frieden leben bis in Ewigkeit. Lang lebe Shaíria!»
    Und das Volk antwortete im Chor:
    «Lang lebe das Wort!»
    Wieder erschallten die Fanfaren, die Propheten stießen die schweren Flügeltüren des Innentempels auf, und der König und die Königin traten in die berühmte Marmorhalle ein. Die Halle wurde von riesigen, mit Gold überzogenen Säulen getragen. Der Boden war aus Marmor und mit farbenprächtigen Mosaikbildern geschmückt. An den Wänden waren Fresken, die die Geschichte Shaírias darstellten. Hier in der Marmorhalle versammelten sich jeden Abend bei Sonnenuntergang Hunderte von Menschen, um den Propheten zu lauschen, wenn sie ihnen aus dem Buch der Prophetie, dem «Wort», wie es auch genannt wurde, vorlasen.
    Das Wort war es, das der Insel und ihren Bewohnern tausend Jahre lang Frieden gebracht hatte. Das Wort war es, das vor tausend Jahren, nach einem langen und blutigen Krieg, das Paradies auf der Insel und in den Herzen der Menschen wiederhergestellt hatte. Das Wort war es, das einstmals wilde Tiere wie die Langhorntiger in zahme Katzen verwandelt und das Band zwischen Mensch und Tier, wie es im Anbeginn gewesen war, zurückgebracht hatte. Wölfe und Lämmer wohnten beieinander, und kleine Kinder tollten mit Löwen herum und spielten mit Schlangen. Das Land war so fruchtbar wie nie zuvor, und die Menschen waren weise und intelligent und starben nach einem sorgenfreien Leben. Es gab keinerlei Bosheit mehr
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