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Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot

Titel: Britannien-Zyklus 03 - Die Herrin von Camelot
Autoren: Diana L. Paxson
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mit letzter Kraft.
    Ein Augenblick pochender Erleichterung folgte, als der Säugling warm und glitschig zwischen ihren Schenkeln hervorglitt. Keuchend rang sie nach Atem; gleich einem Widerhall hörte sie die zornige Herausforderung des Knaben an die Welt. Das Kind brüllte immer noch, als Dugech die Nabelschnur abband und durchschnitt und es ihr an die Brust legte.
    Benommen verharrte Morgause, während die Anspannung der Geburt ihren gepeinigten Leib verließ wie das letzte Beben einer liebevollen Vereinigung. Sie spürte, wie sich warmes Blut aus ihrem Bauch ergoss und in den durstigen Boden sickerte, doch es fiel ihr schwer, etwas zu empfinden. Aufgeregte Stimmen tuschelten rings um sie, aber sie schenkte ihnen keine Beachtung. Erst als erbarmungslose Finger ihren Bauch zu kneten begannen, schlug sie mit einem matten Schrei die Augen auf.
    »Herrin, die Nachgeburt muss raus«, erklärte Leuku, als die Königin aufbegehrte. Der Säugling plärrte immer noch aus Leibeskräften.
    »Legt das Kind an die Brustwarze an«, schlug jemand vor.
    Es folgten Augenblicke der Verwirrung, als man ihr Kleid öffnete. Morgause spürte, wie das Kind an ihrer Brust nuckelte, dann zog ein heftiger Schmerz durch ihren gesamten Körper, als der Knabe die Brustwarze umschloss und die Milch zu fließen begann. Während der Krämpfe, die folgten, als die Nachgeburt sich löste, saugte der Knabe weiter. Erst als er endlich losließ, sah sie, dass mit der Milch auch Blut aus ihrer Brustwarze floss; da erkannte sie, dass ihr Sohn mit Zähnen geboren worden war, bereit, es mit der Welt aufzunehmen.
    Aus der Nähe ertönte das tiefe Grollen männlicher Stimmen. Morgause schaute auf und erblickte Leudonus’ graues Haupt über den anderen.
    »Einen strammen Sohn habt Ihr, Herr, obwohl er vorzeitig auf die Welt kam«, erklärte Dugech, als sie den König in den Kreis der Frauen führte. Morgauses Lippen zuckten, als die anderen Frauen sich bückten, um ihr das in Tücher gewickelte Kind aus den Armen zu nehmen.
    Dugech wusste sehr wohl, dass dieser Knabe, so wie die anderen, keineswegs vorzeitig das Licht der Welt erblickt hatte. Sogar Leudonus, der selbst genügend Bastarde gezeugt hatte, musste den Unterschied mittlerweile kennen, doch falls dem so war, hatte er seine Gründe, sich der falschen Vorstellung hinzugeben.
    Mit gerunzelter Stirn betrachtete er das sich windende Bündel, das Dugech ihm gereicht hatte; Schweigen kehrte ein, während die Männer darauf warteten, ob er die Vaterschaft anerkannte.
    »Fürwahr ein prächtiger Knabe. Er hat dein Haar«, meinte er schließlich. Und dann hob er ihn empor und rief: »Medrod soll sein Name sein, von königlichem Blut. Lasst die Votadini einen künftigen Krieger willkommen heißen!«
    Was zwar keine ausdrückliche Anerkennung war, einer solchen aber doch nahe genug kam. Der Willkommensschrei der Votadini hallte von den Wänden der Schlucht wider. Morgause lächelte. Ein Krieger, dachte sie. Mehr als ein Krieger. Ich heiße einen König willkommen!
    Nun, da sie wusste, dass andere ihr Kind behüten würden, konnte sie schlafen. Der Mond war gänzlich verschwunden, aber durch die geschlossenen Lider sah sie immer noch den roten Schimmer der Beltene-Sonne. Wenn sie die Augen ganz zu Schlitzen verengte, dachte Gwendivar, verschmolz der gleißende Widerschein der Speerspitzen der Krieger zu einem einzigen Lichtstrahl. Das war beinahe lustiger, als sie beim Speerwerfen zu beobachten, und auf jeden Fall besser, als ihnen beim Streiten über die Würfe zuzuhören. Sie hatte Telent versprochen, ihm heute beim Wettkampf zuzusehen. Er gehörte zu Fürst Leodegranus’ Garde und trug sie auf den Schultern herum, obwohl er ihr beim letzten Mal, als sie ihn darum bat, zu verstehen gab, mit fast sieben Jahren wäre sie zu alt dafür.
    Gwendivar kaute auf der Unterlippe, während sie beobachtete, wie er sich auf einen neuerlichen Wurf vorbereitete. Sie wusste, dass sie noch wachsen würde, aber er war sehr groß. Vielleicht sollte sie einfach weggehen, um ihn zu bestrafen.
    Der Gedanke versetzte sie flugs in Bewegung. Wie eine weiße Blüte im Wind huschte sie an der Reihe der Männer vorbei. Ihre Mutter, die im Schatten eines mit Figuren gezierten Tuches gedöst hatte, richtete sich unvermittelt auf und rief ihr nach, doch da hatte Gwendivar das Feld bereits halb überquert und konnte vorgeben, sie nicht gehört zu haben. Petronilla versuchte ständig, sie zu Höflichkeit und Ordentlichkeit zu erziehen;
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