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Brennendes Wasser

Brennendes Wasser

Titel: Brennendes Wasser
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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an dem offenen Gelände vorbei und dann mit dreißig Grad Schräglage in eine Rechtskurve, um sich der Lichtung in weitem Bogen erneut aus der ursprünglichen Richtung anzunähern.
    Durch eine weitere enge Rechtskurve brachte er das Flugzeug schließlich auf den endgültigen Kurs. Sie befanden sich jetzt in fünfhundertfünfzig Metern Höhe und sanken auf einer lang gezogenen, flachen Geraden nach unten. Carlos fuhr die Landeklappen aus, um die Geschwindigkeit weiter zu senken.
    »Zu tief!«, knurrte er. Die Baumwipfel rasten ihnen entgegen.
    Mit der übermenschlichen Kraft der Verzweiflung streckte Carlos die Hand nach dem Gashebel aus und gab mehr Schub. Die Maschine begann wieder ein wenig zu steigen.
    Seine Sicht verschwamm. Ihn verließ der Mut. Es war ein furchtbarer Landeplatz, uneben und winzig wie eine Briefmarke.
    Ihre Geschwindigkeit betrug zweihundertfünfzig Kilometer pro Stunde. Zu schnell.
    Seiner Kehle entfuhr ein rasselndes Pfeifen. Der Kopf sackte ihm auf die Schulter. Ein Blutschwall schoss aus seinem Mund hervor. Die Finger umklammerten auch weiterhin den Steuerknüppel, jetzt nutzlos im Todesgriff darum verkrampft. Sogar noch während seiner letzten Sekunden hatte Carlos hohes fliegerisches Geschick bewiesen und die Maschine perfekt getrimmt.
    Das Flugzeug blieb auf Kurs, und als es den Boden berührte, sprang es mehrfach wieder in die Luft empor, wie ein Stein, der in flachem Winkel über eine Wasserfläche hüpfte.
    Dann schlug der Rumpf endgültig auf und protestierte mit dem ohrenbetäubenden Kreischen gepeinigten Metalls. Die Reibungskräfte bremsten die Maschine ab, doch noch immer betrug die Geschwindigkeit mehr als hundertfünfzig Kilometer pro Stunde, und der Jet durchfurchte den Untergrund wie ein Pflug.
    Die Tragflächen rissen ab, und die Treibstofftanks explodierten, sodass die Maschine auf den nächsten dreihundert Metern zu beiden Seiten einen Schweif aus orangefarbenen Flammen und tiefschwarzem Qualm hinter sich herzog, während vor ihr viel zu schnell eine Biegung des Flusses in Sicht kam.
    Das Flugzeug wäre zerbrochen, hätte der grasbedeckte Boden sich nicht plötzlich in weichen morastigen Uferschlick verwandelt. Der blauweiße Rumpf des Jets war inzwischen über und über mit Dreck verschmiert und wirkte ohne die Tragflächen wie ein riesiger Wurm, der sich im Sumpf vergraben wollte. Er schlitterte über die Schlammfläche und kam schließlich mit einem Ruck zum Stehen. Francesca wurde nach vorn gegen die Instrumententafel geschleudert und verlor das Bewusstsein.
    Dann herrschte weitgehend Stille, lediglich das brennende Gras knisterte leise, der Fluss plätscherte an die Ufer, und Dampf zischte auf, als das heiße Metall der Maschine mit dem Wasser in Berührung kam.
    Wenig später tauchten aus den Tiefen des Waldes gespenstische Schatten auf und glitten lautlos auf das Flugzeugwrack zu.

1
    San Diego, Kalifornien, 2001
    Die elegante Motorjacht
Nepenthe
ankerte vor Encinitas an der Pazifikküste. Sie war das prächtigste Schiff einer Flottille, die sämtliche Segel- und Motorboote San Diegos zu umfassen schien. Der anmutig gestreckte Rumpf, das speerähnliche Spriet an der Spitze des kühn aufragenden Klipperbugs und der stolze Achtersteven verliehen der sechzig Meter langen
Nepenthe
das Aussehen eines edlen weißen Porzellanschiffs auf Delftblauer See. Ihr Anstrich war auf Hochglanz poliert, und sämtliche Metallteile funkelten in der kalifornischen Sonne. Von vorn bis achtern flatterten unzählige Flaggen und Wimpel im Wind, und mitunter riss ein Luftballon sich los und stieg hoch in den wolkenlosen Himmel empor.
    Der geräumige Salon der Jacht war ganz im Stil des britischen Empire gehalten. Ein Streichquartett spielte ein Stück von Vivaldi, und eine bunt gemischte Gesellschaft aus schwarz gekleideten Hollywood-Größen, korpulenten Politikern und aalglatten Fernsehmoderatoren drängte sich um eine mächtige Mahagonitafel und vertilgte Pasteten, Beluga-Kaviar und Shrimps, als hätte es wochenlang nichts zu essen gegeben.
    Draußen auf den sonnendurchfluteten Decks saßen zahllose Kinder in Rollstühlen oder stützten sich auf Krücken, kauten schmatzend an Hotdogs und Hamburgern und genossen die frische Seeluft. Eine attraktive Frau Mitte fünfzig wachte wie eine Glucke über sie. Millionen von Menschen hatten Gloria Ekharts Filme und ihre beliebte Fernseh-Sitcom gesehen und kannten dieses Gesicht mit den vollen Lippen und den kornblumenblauen Augen nur zu genau. Jeder
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