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Brennendes Wasser

Brennendes Wasser

Titel: Brennendes Wasser
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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geschlossene Kanzel, nicht unähnlich dem Cockpit eines Kampfflugzeugs.
    In der rechten Kanzel des roten Boots saß eingezwängt Kurt Austin. Sein sonnengebräuntes Gesicht glich einer starren Maske, und er musste allen Mut zusammennehmen, während das acht Tonnen schwere Gefährt immer wieder auf die betonharte Wasseroberfläche schlug. Im Gegensatz zu einem Landfahrzeug war dieses Boot überhaupt nicht gefedert, nichts dämpfte die markerschütternden Stöße. Jeder Aufprall fuhr aufs Neue durch den gesamten Rumpf, der in einem Stück aus einer Kevlar-Kohlenstoff-Verbindung gefertigt war, setzte sich durch Austins Beine fort und ließ seine Zähne aufeinander schlagen. Trotz seiner breiten Schultern, der kräftigen Oberarme und des Fünfpunktgurtsystems, das Austins neunzig Kilo an Ort und Stelle hielt, fühlte er sich wie ein Basketball, der von Michael Jordan quer über das Spielfeld gedribbelt wurde. Er brauchte jede Muskelfaser seiner hundertfünfundachtzig Zentimeter Körpergröße, um mit fester Hand Trimmruder und Gashebel zu bedienen, während sein linker Fuß per Pedal den Druck in den mächtigen Zwillings-Turboladern kontrollierte, die den Katamaran über das Wasser donnern ließen.
    José »Joe« Zavala saß in der linken Kanzel über das Steuer gebeugt. Seine behandschuhten Finger umklammerten ein kleines schwarzes Lenkrad, das kaum geeignet schien, ein solches Gefährt auf Kurs zu halten. Zavala kam sich vor, als würde er das Boot genau genommen gar nicht lenken, sondern vielmehr damit
zielen
. Seine Lippen waren zu einem entschlossenen Strich zusammengepresst. Die großen dunkelbraunen Augen hatten jeglichen Anschein ihrer sonst so seelenvollen Tiefe verloren und starrten angestrengt durch das getönte Plexiglasvisier, um selbst kleinste Veränderungen von Windstärke oder Wellenhöhe sofort zu bemerken. Die stetige Auf-und-ab-Bewegung des Bugs machte die Aufgabe nur noch schwieriger. Während Austin das Verhalten des Boots buchstäblich mit Hilfe seines Hosenbodens einschätzte, spürte Zavala die Wogen und Wellentäler im Wesentlichen über das Lenkrad.
    Austin meldete sich über die Sprechanlage, mit der die beiden Kanzeln verbunden waren. »Wie ist unsere Geschwindigkeit?«
    Zavala warf einen Blick auf die Digitalanzeige. »Eins sechsundneunzig.« Dann überprüfte er Satellitennavigation und Kompass. »Genau auf Kurs.«
    Austin sah auf die Uhr und dann auf die Seekarte, die er sich an den rechten Oberschenkel geschnallt hatte. Die knapp zweihundertsechzig Kilometer lange Rennstrecke begann in San Diego, machte zwei scharfe Kurven rund um die Insel Santa Catalina und führte dann zum Ausgangspunkt zurück, sodass von den Stränden aus Tausende von Zuschauern den dramatischen Endspurt verfolgen konnten. Die letzte Kurve musste jetzt unmittelbar bevorstehen. Austin spähte durch die mit Gischt besprühte Kanzel und entdeckte rechts von sich erst eine, dann noch eine vertikale Linie. Die Masten von Segelbooten! Die Zuschauer flankierten hier mit ihren Schiffen eine breite Schneise im offenen Fahrwasser. Wenig später würde dann das Küstenwachboot samt der Wendeboje auftauchen und den Beginn des letzten Streckenabschnitts markieren. Kurt schaute kurz über die rechte Schulter zurück und sah etwas Goldenes in der Sonne aufblitzen.
    »Gehe auf zwei zehn«, sagte er.
    Die harten Stöße am Lenkrad deuteten darauf hin, dass die Wellenhöhe zunahm. Außerdem hatte Zavala vereinzelte weiße Flecke und eine unverkennbare Marmorierung des Wassers bemerkt, was auf eine anwachsende Windstärke schließen ließ.
    »Ich weiß nicht, ob das ratsam ist«, rief er über das Heulen der Motoren hinweg. »Das Wetter wird unruhiger. Wo ist Ali Baba?«
    »Er sitzt uns praktisch im Genick!«
    »Er wäre
verrückt
, es jetzt darauf ankommen zu lassen. Er kann doch weiterhin in Ruhe zusehen, wie wir durchgeschüttelt werden, und auf der Zielgeraden dann den Angriff starten. See und Wind sind viel zu unb erechenbar.«
    »Ali verliert nicht gern.«
    Zavala stöhnte auf. »Okay. Versuch’s mit zweihundert. Vielleicht reicht das ja schon.«
    Austin gab sachte Gas und spürte die Maschinen kraftvoll aufheulen.
    »Sind jetzt bei zwei null fünf«, meldete Zavala kurz darauf.
    »Scheint alles zu klappen.«
    Das goldene Boot fiel zunächst zurück, legte dann aber ebenfalls an Tempo zu und holte wieder auf. Austin konnte die schwarze Beschriftung am Rumpf lesen:
Flying Carpet
. Der Fahrer des Boots war hinter der getönten
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