Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennendes Wasser

Brennendes Wasser

Titel: Brennendes Wasser
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
Vom Netzwerk:
hellblaue Augenfarbe, die an ein Korallenriff in klarem Gewässer erinnerte. Eines Tages würde ihn dieser Charakterzug noch um Kopf und Kragen bringen. Aber nicht heute. Er nahm die Hand vom Gas und rettete ihnen damit vermutlich das Leben.
    Der weiße Kamm einer fast anderthalb Meter hohen Woge kam von backbord heran und schien sich mit beinahe wütendem Fauchen auf sie zu stürzen. Zavala sah die Gefahr, schickte ein Stoßgebet zum Himmel und wusste doch im selben Moment, dass ihr Timing erbärmlich war. Wie eine Katzenpfote schloss die Woge sich um einen der Rümpfe und ließ die Red Ink wirbelnd emporsteigen. Mit blitzschnellem Reflex lenkte Zavala in Richtung der Drehbewegung, ganz wie ein Autofahrer, der auf eine Eisfläche geraten war. Das Boot schlug seitlich ins Wasser, geriet ins Schlingern, sodass die Kanzeln überspült wurden, und richtete sich dann schwankend wieder auf.
    Ali wurde langsamer, doch sobald er sah, dass die beiden Konkurrenten alles glimpflich überstanden hatten, gab er wieder hemmungslos Vollgas. Er wollte mit möglichst großem Abstand vor Austin ins Ziel kommen. Obwohl sein erfahrener Kopilot Hank Smith ihm davon abriet, setzte Ali sämtliche Reserven des Boots frei. Hinter der
Flying Carpet
stieg eine gewaltige Gischtfontäne in die Luft, und die beiden Schrauben durchpflügten die See mit einer tiefen Doppelfurche. Die Fahrspur war noch nach mehreren hundert Metern deutlich zu erkennen.
    »Tut mir Leid«, rief Zavala. »Die Welle hat mich voll erwischt.«
    »Du hast erstklassig reagiert. Holen wir uns den zweiten Platz.«
    Austin schob die Gashebel nach vorn, und mit laut heulenden Motoren nahm die
Red Ink
die Verfolgung auf.
    Hoch über der Rennstrecke hatte der italienische Kameramann den dramatischen Führungswechsel beobachtet. Der Helikopter flog einen großen Bogen, bis er auf Höhe der Flottille genau über der Fahrrinne schwebte. Pozzi wollte in einer Totale festhalten, wie das einzelne Boot vorbei an den Zuschauern zur Wendeboje raste, um dort auf die letzte Etappe zurück nach San Diego zu gehen. Der Kameramann schaute hinunter aufs Wasser, um sich zu orientieren, und bemerkte kleine Wellen, die von einem großen, gräulich schimmernden Objekt ausgingen, das an der Oberfläche trieb. Eine Lichtspiegelung. Nein, da war
tatsächlich
etwas. Er winkte dem Piloten zu und deutete direkt nach unten.
    »Was, zum Teufel, ist das?«, fragte der Pilot.
    Pozzi richtete die Kamera auf das Objekt und zoomte mit einem Knopfdruck nah heran.
    »Ein
balena
«, sagte er, als er Genaueres erkennen konnte.
    »Mein Gott, sprechen Sie gefälligst Englisch.«
    »Wie heißt es doch gleich? Ein Wal.«
    »Ach so«, erwiderte der Pilot. »Die sieht man hier häufig.
    Keine Angst, er wird tauchen, wenn er die Boote hört.«
    »Nein«, widersprach Carlo und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, er ist tot. Er bewegt sich nicht.«
    Der Pilot ließ den Hubschrauber ein Stück zur Seite schweben, um besser sehen zu können. »Verdammt, Sie haben Recht.
    Da ist noch einer. Ich zähle insgesamt drei – nein, vier. Verflucht! Die sind ja überall hier.«
    Er schaltete auf den Notrufkanal. »San Diego Küstenwache, bitte kommen. Hier ist der Fernsehhelikopter über der Rennstrecke.
Dies ist ein Notfall!
«
    Aus dem Funkgerät ertönte krächzend eine Stimme. »Hier ist die Küstenwache in Cabrillo Point. Fahren Sie fort.«
    »Ich sehe Wale genau auf der Rennstrecke.«
    »
Wale?
«
    »Ja, ungefähr ein Dutzend. Ich glaube, sie sind tot.«
    »Roger«, entgegnete der Mann. »Wir veranlassen unser Boot dort unten, sich die Sache mal anzusehen.«
    »Zu spät«, sagte der Pilot. »Sie müssen das Rennen abbrechen.«
    Einige Sekunden lang herrschte gespanntes Schweigen. Dann:
    »Roger. Wir versuchen es.«
    Kurz darauf verließ das Küstenwachboot als Reaktion auf einen entsprechenden Funkspruch der Zentrale seine Position an der Wendeboje. Orangefarbene Leuchtsignale stiegen in den blauen Himmel empor.
    Ali bemerkte die Leuchtraketen nicht, und auch den aufgedunsenen grauen Kadaver in seiner Bahn registrierte er erst im letzten Moment. Er riss das Steuer herum, verfehlte das Hindernis nur um wenige Zentimeter und wich einer zweiten Tierleiche aus. Der nächste Zusammenstoß ließ sich nicht mehr abwenden.
    Ali versuchte es dennoch und brüllte Hank im selben Moment zu, vom Gas zu gehen. Smith zog blitzschnell die Hebel zurück, und das beinahe fliegende Boot senkte sich aufs Wasser. Die Geschwindigkeit beim Aufprall
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher