Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennendes Wasser

Brennendes Wasser

Titel: Brennendes Wasser
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
Vom Netzwerk:
unwirtlichsten Regionen der Welt. Zwischen Ägypten und Libyen erstreckten sich viele tausend Quadratkilometer heißen trockenen Sandes, hier und da unterbrochen durch das Skelett eines Panzers aus dem Zweiten Weltkrieg. Rund um einige Oasen von unberechenbarer Zuverlässigkeit fristeten vereinzelte Ansiedlungen ein karges Dasein. Wenn die Wasserstellen austrockneten, verdorrte die Ernte, und im Dorf brach eine Hungersnot aus. Dieser Zyklus aus kümmerlicher Existenz und furchtbarem Elend herrschte seit unzähligen Jahrhunderten vor, doch nun sollte alles anders werden.
    Zur Feier des großen Ereignisses war der Ort mit bunten Fahnen geschmückt, und in den Schweif eines jeden Kamels hatte man farbenprächtige Stoffstreifen geflochten. Auf dem Dorfplatz, bei dem es sich eigentlich nur um eine staubige Freifläche in der Mitte der Siedlung handelte, erhob sich ein großer, blauweiß gestreifter Zeltbaldachin der Vereinten Nationen, und jenseits der Hütten standen einige Helikopter. Im Schatten des offenen Zelts hatten sich Diplomaten der UN und mehrerer Staaten Afrikas und des Mittleren Ostens versammelt.
    Der Dorfälteste stand neben einem Gebilde, das hier mitten in der Wüste äußerst befremdlich wirkte. Es war ein runder Brunnen aus Marmor, dessen großes Becken ein zweites, kleineres Bassin enthielt, aus dem die Statue einer geflügelten Frau aufragte. Das Wasser floss aus den ausgestreckten Händen der Figur.
    Der Mann war bereit. Mit feierlicher Geste nahm er eine Blechtasse, die um seinen Hals hing, füllte sie aus dem Brunnen und trank einen Schluck. Sein zahnloses Grinsen wurde noch breiter, und mit gebrechlicher, quäkender Stimme rief er laut:
    »
Elhamdelillah lilmayya

    Die anderen Männer des Dorfs gesellten sich zu ihm und tranken einer nach dem anderen aus der Tasse, als wäre sie und nicht der Brunnen der magische Ursprung des Wassers. Dann liefen die wartenden Frauen herbei und füllten ihre Tonkrüge, während die Jungen und Mädchen rund um das Becken dies als Aufforderung begriffen, sich endlich abkühlen zu dürfen. Kurz darauf war das Bassin voller lachender und planschender nackter Kinder. Die Diplomaten und Regierungsbeamten verließen den Schutz ihres Zelts und versammelten sich am Brunnen.
    Im Schatten einer Palme standen das NUMA-Team für Sonderaufgaben und der Skipper der
Sea Robin
und verfolgten das Geschehen amüsiert.
    »Weiß jemand, was der alte Mann gerufen hat?«, fragte Zavala.
    »Mein Arabisch hält sich in Grenzen«, sagte Gamay, »aber ich glaube, er hat sich für das Wasser, die wunderbare Gabe des Lebens, von ganzem Herzen bei Allah bedankt.«
    Paul legte seiner Frau den rechten Arm um die Schultern.
    »Schade, dass Francesca nicht hier sein kann, um sich selbst als Marmorstatue zu bewundern. Ich muss dabei an ihre Zeit als weiße Göttin denken.«
    Austin nickte. »So wie ich sie kennen gelernt habe, würde sie das Ding vermutlich keines zweiten Blicks würdigen, sondern den Vorratsbehälter, die Pumpe und die Pipeline von der Entsalzungsanlage überprüfen und dann so schnell wie möglich mit dem Aufbau weiterer Anlagen beginnen.«
    »Ich schätze, du hast Recht«, sagte Paul. »Sobald die anderen Länder sehen, wie gut das Cabral-Verfahren in der Pilotanlage am Mittelmeer funktioniert, werden sie alle mit ihren Blechtassen angerannt kommen. Bahrain und Saudi-Arabien haben bereits ihre Investitionsbereitschaft signalisiert. Die UN wollen jedoch der Bitte entsprechen, die Francesca dir mit ihren Plänen ausgehändigt hat, und sich zunächst vordringlich um die Anliegernationen der Sahara kümmern.«
    »Ich habe gehört, dass die südwestlichen Bundesstaaten der USA und Mexiko erste Schritte zur Errichtung einer Reihe von Anlagen an der kalifornischen Küste unternehmen wollen«, sagte Austin. »Das dürfte die Situation rund um den Colorado River erheblich entschärfen.«
    »Ich glaube, es hätte Francesca gefallen, dass manche derjenigen, die früher erbittert um das Wasser gestritten haben, nun zusammenarbeiten, um die schlimmen Folgen der Dürre zu lindern«, sagte Gamay. »Es herrscht ein ganz neues Gemeinschaftsgefühl vor. Vielleicht besteht doch noch Hoffnung für die menschliche Rasse.«
    »Ich bin da ziemlich optimistisch«, sagte Austin. »Die Vereinten Nationen haben zugesichert, die sonst so trägen bürokratischen Verfahren zu beschleunigen. Bei der Errichtung des Veredelungsbetriebs für das neu entdeckte Anasazium-Vorkommen in Kanada haben sie bereits
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher