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Brennendes Wasser

Brennendes Wasser

Titel: Brennendes Wasser
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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der Geschwindigkeit von Alis Katamaran anzupassen. Der Abstand betrug allenfalls einen oder zwei Meter.
    Austins Sinne waren aufs Äußerste gespannt, seine Handlungen eher durch Reflexe als durch Kalkül bestimmt. Das ohrenbetäubende Dröhnen der vier mächtigen Motoren schien jeden klaren Gedanken im Keim zu ersticken. Kurt und die
Red Ink
wurden eins, seine Muskeln und Sehnen verbanden sich mit dem Stahl und dem Kevlar und wurden ebenso zu Bestandteilen der Maschine wie die Kolben und Kardanwellen. Noch fuhren die beiden Boote nicht synchron; wenn eines sich hob, senkte sich das andere. Austin nahm minimale Änderungen an der Geschwindigkeit vor, und auf einmal glichen sie zwei Delphinen, die in perfektem Gleichklang der Bewegungen Seite an Seite durchs Wasser glitten.
    Auf.
    Ab.
    Auf.
    »Jetzt!«
, brüllte er.
    Die Lücke zwischen den Rennbooten verringerte sich bis auf wenige Zentimeter. Vorsichtig lenkte Zavala immer weiter nach rechts. Es war ein heikles Manöver. Falls er es zu hektisch anging, würden die Rümpfe sich verhaken und eventuell in tödlicher Umklammerung vom Wasser abheben. Ein lauter, dumpfer Schlag ertönte, und die gepeinigte Kohlenstoff-Verbindung kreischte auf, als die Boote sich zum ersten Mal kurz berührten und dann wieder ein Stück voneinander entfernten. Zavala steuerte erneut nach rechts und hielt diesmal entschlossen die Position. Das bockende Lenkrad wäre ihm beinahe aus den Händen gesprungen.
    Austin gab mehr Gas. Der Motorenlärm wuchs ins Unermessliche. Abermals stießen die Boote zusammen. Es war, als würde man versuchen, einen riesigen, massigen Stier abzudrängen. Die Aktion zeigte Wirkung, und der schnurgerade Kurs der
Flying Carpet
wich nach rechts ab. Wieder vergrößerte sich der Abstand zwischen den Booten, und wieder versetzte Zavala der
Carpet
einen kräftigen Stoß. Er fand langsam Gefallen an der Sache. Die Kursabweichung fiel nun noch deutlicher aus.
    »Das reicht, Joe!«
    Alis Boot würde am Heck der Jacht vorbei und in Richtung der restlichen Flottille rasen. Die Boote der Zuschauer stoben auseinander wie Herbstlaub im Wind. Austin war klar, dass die
Red Ink
als Resultat der Rettungsaktion wie eine abprallende Billardkugel vom eigenen Kurs abweichen musste, aber er hatte nicht bedacht, wie lange das gesamte Manöver dauern würde.
    Jetzt schossen er und Joe nämlich auf die langsam fahrende Jacht zu, und es blieben nur noch wenige Sekunden bis zum Aufprall. Sie konnten die entsetzten Gesichter der Leute an Deck erkennen. Die Geschwindigkeit der
Red Ink
betrug hundertzwanzig Kilometer pro Stunde. Sogar wenn er die Motoren sofort abschaltete, würde man ihn und Zavala vom hölzernen Rumpf der alten Jacht abkratzen müssen.
    »Was jetzt?«, rief Zavala.
    »Bleib auf Kurs!«, rief Austin zurück.
    Zavala stieß einen lautlosen Fluch aus. Er setzte großes Vertrauen auf Austins Fähigkeit, sie aus einer misslichen Lage zu retten, doch manchmal schien das Verhalten seine s Partners jeglicher Logik zu trotzen. Aber selbst wenn Zavala die Anweisung für sicheren Selbstmord hielt, so ließ er es sich nicht anmerken.
    Jede Faser seines Körpers drängte ihn, es darauf ankommen zu lassen und das Steuer herumzureißen, aber stattdessen behielt er erbittert und unveränderlich den irrsinnigen Kurs bei, als wäre die sechzig Meter lange Jacht, die wie eine große weiße Wand vor ihm aufragte, lediglich ein Trugbild. Er biss die Zähne zusammen und bereitete sich auf den Aufprall vor.
    »
Duck dich
«, befahl Austin. »Zieh den Kopf ein. Ich lass sie abtauchen.«
    Er beugte sich vor und gab Vollgas; gleichzeitig verstellte er Trimm- und Querruder. Normalerweise geschah ein solches Manöver eher unfreiwillig, wenn ein Boot über den Kamm einer Welle glitt und in die Flanke der nächsten Woge drang. Im schlimmsten Fall, nämlich bei hoher Geschwindigkeit, wurde sogar eine regelrechte Tauchfahrt daraus, und genau diesen Effekt hoffte Austin jetzt mit voller Absicht zu erzielen. Unwillkürlich hielt er den Atem an, als die
Red Ink
in steilem Winkel nach vorn kippte und der Zwillingsbug sich ins Wasser senkte, um mit unvermindertem Tempo in die Tiefe vorzustoßen. Die Motoren liefen mit vollem Schub und ließen die
Red Ink
vorübergehend zu einem Tauchboot werden.
    Das Boot schoss unter die Jacht, allerdings nicht tief genug, um die Kanzeln zu retten. Es ertönte ein widerliches Knirschen, gefolgt vom Rauschen des Wassers. Die wirbelnden Schiffsschrauben der
Nepenthe
verfehlten
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