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Brennendes Wasser

Brennendes Wasser

Titel: Brennendes Wasser
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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erstreckte, und sie widerstand der plötzliche n Regung, sich davon zu vergewissern, dass der Metallkoffer auch weiterhin in dem Versteck hinter den Kissen verstaut war. Sie betrachtete das Gepäckstück am liebsten als eine umgekehrte Büchse der Pandora. Statt Unheil würde Gutes daraus hervorquellen, wenn man den Deckel aufklappte. Francescas Entdeckung würde Gesundheit und Glück für viele Millionen Menschen bedeuten, und die Welt wäre danach niemals mehr wie früher.
    Phillipo brachte ihr eine kalte Flasche Orangensaft. Francesca bedankte sich und musste daran denken, wie sehr ihr der Leibwächter in der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft bereits ans Herz gewachsen war. Mit seinem zerknitterten braunen Anzug, dem schütteren grau melierten Haar, dem schmalen Schnurrbart und der runden Brille hätte man ihn problemlos für einen zerstreuten Akademiker halten können. Francesca wusste nicht, dass er viele Jahre darauf verwandt hatte, diesen schüchternen, unbeholfenen Eindruck zu vervollkommnen. Dank seiner sorgsam kultivierten Fähigkeit, wie eine ausgeblichene Tapete mit dem Hintergrund zu verschmelzen, war er zu einem der besten Undercover-Agenten des brasilianischen Geheimdienstes geworden.
    Francescas Vater hatte sich mit Bedacht für Rodriques entschieden. Anfangs gefiel es ihr überhaupt nicht, dass ihr Vater auf der Begleitung durch einen Leibwächter bestand. Immerhin war sie bei weitem zu alt für einen Babysitter. Als sie erkannte, dass er wirklich nur aufrichtig um ihr Wohlergehen besorgt war, willigte sie schließlich ein. Allerdings argwöhnte sie, dass ihr Vater sich eher Gedanken um gut aussehende Mitgiftjäger als um eine echte Gefährdung von Francescas Sicherheit machte.
    Auch ohne das beträchtliche Vermögen ihrer Familie hätte Francesca die Aufmerksamkeit der Männer erregt. In einem Land mit vornehmlich dunkler Haar- und Hautfarbe stach sie deutlich aus der Masse hervor. Die blauschwarzen mandelförmigen Augen, die langen Wimpern und den nahezu perfekten Mund verdankte sie ihrem japanischen Großvater. Ihre deutsche Großmutter hatte ihr das dunkelblonde Haar, den hohen Wuchs und den teutonischen Starrsinn vererbt, der in ihrem anmutig geformten Kinn zum Ausdruck kam. Und ihre mehr als passable Figur, so hatte sie vor langer Zeit beschlossen, musste wohl mit dem Leben in Brasilien zusammenhängen. Die Körper der brasilianischen Frauen schienen speziell für den Nationaltanz des Landes gestaltet zu sein, die Samba. Francesca hatte die Gaben der Natur zudem durch viele Stunden im Fitnessraum verbessert, wo sie Ablenkung von den Strapazen der Arbeit fand.
    Als das japanische Kaiserreich unter zwei Atompilzen zu Schutt und Asche zerfiel, stand Francescas Großvater als untergeordneter Diplomat im Dienst der japanischen Botschaft in Brasilien. Er blieb im Land, heiratete die Tochter eines nun ebenfalls brotlosen Gesandten des Dritten Reiches, wurde brasilianischer Staatsbürger und wandte sich seiner früheren Leidenschaft zu, dem Gartenbau. Dann zogen er und die Familie nach São Paulo, wo er mit seiner Firma als Landschaftsgärtner für die Reichen und Mächtigen arbeitete und im Laufe der Zeit enge Kontakte zu einflussreichen Persönlichkeiten aus Regierung und Militär knüpfte. Sein Sohn, Francescas Vater, nutzte diese Kontakte, um mühelos eine hohe Position im Handelsministerium zu erlangen. Ihre Mutter war eine ausgezeichnete Ingenieurstudentin, gab jedoch zugunsten der Ehe und des Kindes die Karriere auf. Sie bereute diese Entscheidung nie – zumindest ließ sie sich nichts dergleichen anmerken –, aber sie war hocherfreut, als Francesca beschloss, in ihre akademischen Fußstapfen zu treten.
    Ihr Vater hatte vorgeschlagen, sie mit seinem Privatjet nach New York fliegen zu lassen, wo sie zunächst mit Vertretern der Vereinten Nationen zusammentreffen und dann per Linienflug nach Kairo weiterreisen würde. Sie freute sich über diesen – wenngleich kurzen – Abstecher in die Vereinigten Staaten und wünschte, sie könnte die Maschine schneller fliegen lassen. Das mehrjährige Ingenieurstudium an der Stanford University in Kalifornien würde ihr stets in angenehmer Erinnerung bleiben. Sie sah aus dem Fenster und stellte fest, dass sie nicht wusste, wo genau sie sich derzeit befanden. Die Piloten hatten seit dem Start in São Paulo keinerlei Angaben über den Verlauf des Fluges gemacht. Sie entschuldigte sich kurz bei Phillipo, ging nach vorn und steckte den Kopf ins Cockpit.
    »
Bom
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