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Brennendes Wasser

Brennendes Wasser

Titel: Brennendes Wasser
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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eigentlich ein Ärzteteam aus der Notaufnahme eines Krankenhauses erforderlich gewesen wäre. Als sie das Blut sah, das aus der Wunde des Mannes hervorquoll, den Rücken hinunterrann und sich in einer Pfütze auf dem Boden sammelte, wurde sie fast ohnmächtig. Die Kompresse färbte sich sofort dunkelrot, aber vielleicht ließ sich der Blutverlust dadurch zumindest ein wenig aufhalten. Es war schwer zu sagen. Francesca wusste lediglich, dass der Mann auf jeden Fall sterben würde.
    Mit plötzlicher Angst blickte sie auf die beleuchtete Instrumententafel, denn ihr wurde auf einmal bewusst, dass sie auf diesen Sterbenden angewiesen war. Sie musste ihn unbedingt am Leben erhalten.
    Sie holte die Flasche Rum und hielt sie Carlos an die Lippen.
    Der Alkohol tröpfelte sein Kinn hinab, und der kleine Schluck, den er trank, ließ ihn husten. Er bat um noch einen Schluck. Der starke Rum rötete seine bleichen Wangen, und sein glasiger Blick schien an Stärke zu gewinnen.
    »Sie müssen fliegen«, flüsterte Francesca ihm ruhig ins Ohr.
    »Das ist unsere einzige Chance.«
    Die Nähe einer schönen Frau wirkte anscheinend zusätzlich belebend auf ihn. Seine Augen waren immer noch leicht getrübt, aber er sah sie aufmerksam an. Er nickte und streckte die zitternde Hand nach dem Funkgerät aus, über das er direkt mit der Flugsicherung in Rio verbunden war. Francesca glitt auf den Pilotensitz und streifte sich das Headset über. Die Stimme des Fluglotsen meldete sich. Carlos sah Francesca Hilfe suchend an.
    Sie ergriff das Wort und schilderte die missliche Lage.
    »Was raten Sie uns?«, fragte sie.
    Die Pause schien endlos zu dauern. »Fliegen Sie umgehend nach Caracas.«
    »Zu weit«, stieß Carlos unter großer Anstrengung ächzend hervor. »Irgendwo näher.«
    Erneut vergingen einige quälend langsame Sekunden.
    Der Fluglotse meldete sich zurück. »Ein Stück vor Caracas, in San Pedro, rund dreihundert Kilometer von Ihrer gegenwärtigen Position, befindet sich ein kleiner Provinzflughafen. Ein Instrumentenanflug ist dort nicht möglich, aber wir haben erstklassige Wetterbedingungen. Können Sie das schaffen?«
    »Ja«, sagte Francesca.
    Der Kopilot machte sich an der Tastatur des Flugcomputers zu schaffen. Unter Aufbietung aller Kräfte erkundigte er sich bei dem Lotsen nach der internationalen Kennung San Pedros und gab sie in den Computer ein.
    Das Flugzeug beschrieb wie von Geisterhand eine Kurve.
    Carlos lächelte matt. »Ich hab Ihnen ja gesagt, dass diese Maschine ganz allein fliegen kann, Senhora.« Seine keuchend hervorgestoßenen Worte klangen irgendwie schläfrig. Der Blutverlust schwächte ihn zusehends. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er das Bewusstsein verlieren würde.
    »Mir ist egal,
wer
fliegt«, sagte Francesca barsch. »Bringen Sie uns nur heil nach unten.«
    Carlos nickte und erteilte per Computer den Befehl, die Flughöhe automatisch auf sechshundert Meter zu senken. Die Maschine begann mit dem Abstieg durch die Wolken, und schon bald war unter ihnen grüne Vegetation zu erkennen. Der Anblick des Bodens beruhigte Francesca, aber er ängstigte sie auch.
    Ihre Furcht nahm zu, als Carlos plötzlich wie unter einem Stromschlag erzitterte. Er packte Francescas Hand und umklammerte sie fest.
    »Ich schaff’s nicht bis San Pedro«, keuchte er.
    »Sie
müssen
«, beharrte Francesca.
    »Unmöglich.«
    »Verdammt, Carlos, Sie und Ihr Partner haben uns in diese Klemme gebracht, und Sie werden uns jetzt gefälligst auch wieder herausbringen!«
    Er lächelte geistesabwesend. »Was wollen Sie tun, Senhora? Mich erschießen?«
    Ihre Augen funkelten wütend. »Sie werden sich noch
wünschen
, ich hätte es getan, falls Sie diese Kiste nicht landen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Notlandung. Unsere einzige Chance.
    Suchen Sie nach einer geeigneten Stelle.«
    Durch das große Cockpitfenster war nur dichter Regenwald zu erkennen. Francesca kam es fast so vor, als würden sie über ein endloses Feld voller Brokkoli fliegen. Erneut suchte sie den grünen Horizont ab. Hoffnungslos.
Halt
. Irgendetwas funkelte im Sonnenlicht.
    »Was ist das?«, fragte sie und zeigte darauf.
    Carlos schaltete den Autopiloten ab, nahm den Steuerknüppel in beide Hände und hielt auf die Spiegelung zu, die von einem riesigen Wasserfall stammte. Ein schmaler, gewundener Fluss kam in Sicht. Daneben befand sich eine unregelmäßig geformte Lichtung mit gelbbrauner Vegetation.
    Auch Carlos schien nun beinahe automatisch zu reagieren. Er flog
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